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Kriminalberichterstattung: „Dreifach überrepräsentiert“

Eine Studie zeigt, dass ausländische Tatverdächtige in den Medien überproportional vertreten sind. Die Polizeistatistiken sprechen eine andere Sprache.

Die führenden deutschen Medien berichten deutlich häufiger über Gewaltverbrechen durch Ausländer, als es den polizeilichen Statistiken angemessen wäre.

Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten des Journalistikprofessors Thomas Hestermann von der Hamburger Hochschule Macromedia, das der Integrationsmediendienst am Freitag in Berlin vorstellte.

Der Studie zufolge wird in einem Viertel der Fernsehbeiträge über Gewaltverbrechen die Herkunft der Tatverdächtigen genannt. 94,6 Prozent dieser Beiträge stammen von Ausländern.

Allerdings identifizierte das Bundeskriminalamt in seiner Gewaltkriminalitätsstatistik 2024 lediglich 34,4 Prozent der Tatverdächtigen als Nichtdeutsche. „Ausländische Tatverdächtige sind in den Medien damit etwa dreimal überrepräsentiert“, heißt es in der Studie.

Überwiegend muslimische Länder

Ein ähnliches Bild zeigt sich in den Printmedien: Ein Drittel der Artikel offenbaren die Herkunft der Verdächtigen, 90,8 Prozent von ihnen sind nichtdeutscher Herkunft. Zudem stammten rund 70 Prozent der ausländischen Tatverdächtigen in den Medienberichten aus überwiegend muslimischen Ländern, heißt es weiter. Die Kriminalstatistik erfasst jedoch nur 15,8 Prozent der Tatverdächtigen aus diesen Ländern.

Den Angaben zufolge wurden in der Studie Medienberichte aus einem Zeitraum von vier einzelnen Wochen, verteilt auf die Monate Januar bis April 2025, untersucht. Berücksichtigt wurden die reichweitenstarken Fernsehsender ARD, ZDF, RTL, Sat.1, ProSieben, Kabel Eins, Vox und RTL Zwei.

Seit 2019 werden auch die auflagenstarken Tageszeitungen in die Analyse einbezogen: Bild, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Welt und taz.

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