Im Angriffskrieg gegen die Ukraine setzt Russland zunehmend auf den Einsatz von Drohnen. Wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kürzlich bekannt gab, setzt Russland nun in nur einer Woche „fast 1.200 Kampfdrohnen“ und „über 50 Raketen verschiedener Typen“ ein.
Am Mittwochabend berichtete Kriegsreporter Ibrahim Naber bei „Markus Lanz“ eindrucksvoll, wie er selbst den Besuch einer Drohnenabwehreinheit in der Ukraine erlebte.
Etwa 30 Kilometer von der Front entfernt wäre Naber bei einem russischen Drohnenangriff beinahe getötet worden – ein Moment, der ihm bis heute in Erinnerung geblieben ist.
Im Interview mit dem ZDF-Moderator erinnerte sich der Journalist: „Ich habe zunächst gar nichts verstanden. Es trifft. Ich weiß, ich werde herumgeschleudert und lande irgendwo, wo ich vorher nicht gestanden habe. (…) Das erste, was ich gemacht habe, ist: Ich habe meinen Kopf gepackt, ich habe meine Oberschenkel gepackt und meine Arme gepackt, um zu sehen, ob noch alles da ist.“
Eine Aussage, die Lanz sprachlos machte. „Verrückt“, dem ZDF-Moderator fehlten die Worte.
Kriegsreporter warnt: Russland will die Ukraine in einen „Blackout“ bombardieren
In diesem Zusammenhang warnte der „Welt“-Journalist eindringlich vor der russischen Fokussierung auf neueste Drohnentechnologie. Laut Naber ist Russland nun „an einem Punkt (…), an dem es derzeit versucht, die Ukraine mit dieser Masse an Langstreckendrohnen kombiniert mit Marschflugkörpern und ballistischen Raketen gezielt in einen Blackout zu bombardieren.“ Lanz fügte hinzu: „Drohnen haben den Charakter des Krieges (…) für immer verändert. Warum?“ Der Journalist Florian Flade reagierte mit ernster Miene: „Denn Drohnen machen das Schlachtfeld transparenter, sodass man mehr sehen kann.“
Laut Flade seien Kriege mit Drohnen automatisch „unvorhersehbar“, weil man „in einer ganz anderen Form Jagd auf Menschen machen“ könne. Mit Blick auf den Westen warnte der Journalist: „Wenn das der Krieg der Zukunft ist, wie sind wir dann eigentlich aufgestellt? Wie ist die Nato aufgestellt?“
Kriegsreporter Ibrahim Naber antwortete skeptisch: „Ich sehe (…), dass wir weit, weit davon entfernt sind, kriegsfähig oder verteidigungsbereit zu sein. Wir sind jetzt noch nicht bereit, uns zu verteidigen. Wir können uns nicht verteidigen, wenn plötzlich Hunderte russische Langstreckendrohnen in Richtung Westeuropa fliegen.“ Das Problem? Es fehle laut Naber an „moderner Drohnentechnik“, denn: „Unser Fokus ist falsch.“
„Sollte dem Westen Anlass zur Sorge geben“: Journalist weist auf neue Bedenken gegenüber Russland hin
Auch Florian Flade machte deutlich, dass es in der Ukraine mittlerweile „eine Innovation, eine Evolution in diesem Drohnenbereich“ gebe, die „niemand für möglich gehalten hätte“. Aus diesem Grund warnte Ibrahim Naber mit Blick auf die vielen ukrainischen Soldaten: „Ich spüre eine tiefe Erschöpfung in der ukrainischen Armee.“
Allerdings scheint der Krieg längst über den Himmel hinausgegangen zu sein: Wie Florian Flade am Mittwochabend berichtete, soll Russland sein Augenmerk nun auf die Unterwasserwelt gerichtet haben, die „aus militärischer Sicht sehr strategisch wichtig“ sei.
Laut dem Journalisten hat Russland „dieses Gebiet für sich entdeckt“, was „den Westen beunruhigen“ sollte. Der Grund? „Weil sie die Ozeane mit so hoher Präzision vermessen und irgendwann dort navigieren können – ohne auf Satelliten angewiesen zu sein (…).“ (tch)
