Der russische Überfall belastet die ukrainische Wirtschaft schwer. Turbulenzen gibt es vor allem auf dem Arbeitsmarkt. Alle Entwicklungen im Newsblog.
12.34 Uhr: Der russische Überfall auf die Ukraine belastet auch die Wirtschaft des Landes stark. Die Auswirkungen des Krieges zeigen sich vor allem auf dem Arbeitsmarkt. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind etwa sieben Millionen Ukrainer aus dem Land geflüchtet, etwa sechs Millionen müssen unter russischer Besatzung leben. Und Hunderttausende dienen in der ukrainischen Armee, anstatt in der Wirtschaft zu arbeiten.
Nach Schätzungen des ukrainischen Wirtschaftsministeriums fehlten der Wirtschaft derzeit etwa fünf Millionen Arbeitskräfte, sagt Jewhenija Kuznezowa vom Portal Work UA tagesschau.de. Die Plattform Work UA soll Arbeitgeber und Jobsuchende zusammenbringen. „Konnten Arbeitgeber sich ihre Bewerber früher auswählen, kämpfen sie jetzt um sie“, so Jewhenija Kuznezowa. Es fehlten vor allem Facharbeiter und Menschen mit höhrer Bildung. So sei es einfacher, einen Sanitäter zu finden als eine Chirurgin.
Zwar gebe es auf ihrer Plattform mit 110.000 offenen Stellen inzwischen wieder so viele Gesuche wie vor dem russischen Überfall im Februar 2022, berichtet Jewhenija Kuznezowa. Der Arbeitsmarkt habe sich aber „geografisch und strukturell verändert“: Während es in Frontregionen wie Cherson nur 15 Prozent so viele offene Stellen gebe wie vor dem Krieg, herrsche in der Westukraine Fachkräftemangel. Seit 2022 hätten viele Unternehmen ihre Produktionsstätten dorthin verlagert und damit ein Überangebot an Arbeitsplätzen erzeugt. Gesucht würden vor allem IT-Experten, aber auch Ärzte, Juristinnen und Wirtschaftsexperten, so Kuznezowa.
10.46 Uhr: Die Ukraine hat nach eigenen Angaben in der Nacht erneut Dutzende russische Drohnenangriffe abgewehrt. Russland habe aus mehreren Regionen 72 Drohnen auf das Nachbarland abgefeuert, schrieben die ukrainischen Luftstreitkräfte am Morgen bei Telegram. 47 Drohnen seien abgeschossen worden, von 24 sei die Ortung verloren gegangen. Das ist zumeist auf den Einsatz von elektronischen Abwehrmitteln zurückzuführen.
Ein Teil der von Russland verwendeten Drohnen soll den Angaben nach ohne Sprengstoff eingesetzt worden sein, mit dem Ziel, die ukrainische Flugabwehr zu beschäftigen. Russland hatte nach eigenen Angaben Energieanlagen in der Ukraine angegriffen. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, es seien Luftwaffe, Drohnen, Raketen und Artillerie eingesetzt worden, um Energieanlagen, Militärflugplätze und ukrainisches Militärpersonal anzugreifen.
2.10 Uhr: In der Ukraine werfen unabhängige Militärexperten der politischen und militärischen Führung Fehler bei der Aufstellung neuer Truppenteile vor. Der Journalist Jurij Butussow schilderte auf dem Portal „Zensor.net“ den Fall der neuen 155. mechanisierten Brigade, eines Prestigeprojekts der Kooperation mit Frankreich. Noch bevor die Brigade an die Front kam, seien 1.700 ihrer Soldaten desertiert – darunter angeblich 50 schon während der Ausbildung in Frankreich.
In der Aufstellungsphase seit März 2024 seien zudem 2.500 Soldaten der Brigade erst zugeteilt, dann aber wieder in andere Einheiten abkommandiert worden. Die Brigadeführung habe in Frankreich kaum mit ihren Soldaten üben können. Als die Einheit dann mit nominell 5.800 Mann in der Ostukraine bei der Stadt Pokrowsk eingesetzt wurde, fehlten ihr Drohnen und Drohnenabwehr. Die Folge seien hohe Verluste gewesen, schrieb Butussow. Er warf Präsident Wolodymyr Selenskyj, Verteidigungsminister Rustem Umjerow und Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj mangelhafte Organisation vor.
23.10 Uhr: Ein ukrainischer Politikwissenschaftler hat einen neuen Vorschlag gemacht, wie ein Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine erreicht werden könnte. Igor Reuterowitsch sagte dem Radiosender New Voice of Ukraine, dass man sich am Beispiel Koreas orientieren könne. Zwischen den Truppen Nord- und Südkoreas war 1953 ein Abkommen unterzeichnet worden. Einen Friedensvertrag gibt es bis heute nicht.