Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu steht wegen durchgesickerter Informationen unter Beschuss.
Foto: dpa/AP/UPI Pool/Debbie Hill
In Israel wurden mehrere Personen wegen des Verdachts der Weitergabe geheimer Informationen aus dem Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu festgenommen. Dies berichteten israelische Medien einhellig, nachdem ein Untersuchungsrichter die Nachrichtensperre zu dem Fall teilweise aufgehoben hatte. Die Weitergabe der geheimen Informationen könne die Kriegsziele Israels im Gazastreifen gefährden, hieß es.
Netanjahus Büro dementierte Medienberichte, dass sich unter den Festgenommenen auch seine Büroangestellten befunden hätten. Der Regierungschef forderte die sofortige Aufhebung der Nachrichtensperre. „Es dient nur als Deckmantel für die böswillige und vorsätzliche Verunglimpfung des Amtes des Premierministers“, erklärte die Pressestelle der Regierung.
Medienberichten zufolge waren der israelische Inlandsgeheimdienst Shin Bet, die Armee und die Polizei an den Ermittlungen beteiligt. Israelische Medien berichteten, dass ein ehemaliger Sprecher Netanjahus ihn zu Briefings begleitete, ohne dass er dazu die Genehmigung erhalten hatte. Er soll später vertrauliche Informationen an israelische Medien und „Bild“ weitergegeben haben. Die Boulevardzeitung schrieb daraufhin über ein Dokument, das angeblich vom inzwischen getöteten Ex-Hamas-Führer Yahya Sinwar stammte und beweisen sollte, dass „Terroristen die internationale Gemeinschaft manipulieren, die Geiselfamilien foltern und wieder aufrüsten wollen“.
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Bereits im September berichtete „nd“, dass die von „Bild“ verbreiteten Informationen nicht korrekt seien. Ein israelischer Militärsprecher sagte damals gegenüber „nd“, einem der beteiligten „Bild“-Journalisten sei ausdrücklich mitgeteilt worden, dass das „Geheimdokument“ nicht vom Hamas-Chef Sinwar stamme. Darüber hinaus waren viele Informationen in dem Dokument bereits bekannt.
Das Narrativ, dass die Hamas kein Interesse an der Freilassung der israelischen Geiseln habe, wurde von rechten israelischen Medien und Influencern aufgegriffen und verstärkt. Es wurde vermutet, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hinter der Einflusskampagne stecken könnte, um die Hamas für das Scheitern eines Geiselgeschäfts verantwortlich zu machen.nd/dpa
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1186467.krieg-im-nahen-osten-festnahmen-in-israel-wegen-geheimer-regierungsinformationen.html