
Stand: 10. Oktober 2025 8:53 Uhr
Asylbewerber müssen künftig in Peine arbeiten. Die Entscheidung des Kreistages basiert auf einem Vorschlag von CDU und FDP. Kritik daran gibt es unter anderem vom Landrat.
Das Gesetz, das Asylbewerber zur Erwerbstätigkeit verpflichtet, gibt es schon seit langem. Zuletzt hatte es laut Jan Arning, Hauptgeschäftsführer des Niedersächsischen Städtetags, aber offenbar keine niedersächsische Kommune umgesetzt. Bisher. Konkret bedeutet der Beschluss des Kreistages: In Peine werden Flüchtlinge künftig zu gemeinnütziger Arbeit verpflichtet – etwa im Tierheim oder bei den Tafeln. Sie sollen eine Vergütung von 80 Cent pro Stunde erhalten. Die Entscheidung wurde erstmals von der „Das berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ). Die Verwaltung soll nun ein Konzept zur Umsetzung des Gesetzes entwickeln. Landrat Henning Heiß (SPD) gehört zu den Kritikern der Entscheidung.
Kreishaus: Kosten bis zu 250.000 Euro
Nach Angaben der „HAZ“ fand der Antrag eine Mehrheit, weil zwölf der 51 Kreistagsabgeordneten fehlten. Darunter waren fünf SPD-Mitglieder und zwei Grüne. Aus der Kreisverwaltung hieß es: Allein der Verwaltungsaufwand, um zu prüfen, ob die Arbeit für den Einzelnen zumutbar sei, wäre groß. Hunderte der derzeit 850 Asylbewerber in Peine können nach Angaben des Landkreises voraussichtlich nicht untergebracht werden, weil sie minderjährig, berufstätig, alleinerziehend, schwanger oder in Integrationskursen sind. Darüber hinaus rechnet die Verwaltung mit Kosten von bis zu 250.000 Euro pro Jahr.
CDU: Bessere Integration durch Arbeit
Der CDU-Landtagsabgeordnete Christoph Plett, der im Kreistag sitzt, hält dies für überzogen. Zuvor hatte es auch gemeinnützige Arbeit für die Asylbewerber gegeben. Durch die Arbeit seien sie auch besser integriert, sagt Plett. Im Saale-Orla-Kreis in Thüringen wird die Arbeitspflicht für Asylbewerber seit letztem Jahr umgesetzt – initiiert vom dortigen CDU-Landrat Christian Herrgott – und funktioniert nach Angaben der Gemeinde gut.
Zwangsarbeit in Flüchtlingsräten steht in der Kritik
Flüchtlingsräte und der Verein Pro Asyl hatten in der Vergangenheit eine Zwangsarbeit für Flüchtlinge abgelehnt. „Es ist rassistisch und menschenverachtend zu suggerieren, dass Flüchtlinge nicht arbeitswillig sind und nun unter ausbeuterischen Bedingungen für 80 Cent pro Stunde arbeiten müssen – während viele von ihnen einfach nicht arbeiten dürfen“, kritisierte Tareq Alaows, flüchtlingspolitischer Sprecher von Pro Asyl, Anfang 2024 in einer öffentlichen Stellungnahme.
Studie: Die Mehrheit der Flüchtlinge im Jahr 2015 hat einen Job
Ein aktuelles Eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) ergab: Die meisten Flüchtlinge, die 2015 nach Deutschland kamen, haben heute einen Job. Die Beschäftigungsquoten hätten sich „weitgehend dem Niveau des Bevölkerungsdurchschnitts in Deutschland angenähert“, hieß es. Wir sprechen also von 64 Prozent der im Jahr 2015 zugewanderten Menschen zwischen 15 Jahren und Rentenalter, die im vergangenen Jahr einer abhängigen Beschäftigung nachgingen. In der Gesamtbevölkerung sind es 70 Prozent.
8. Okt. 2025 17:18 Uhr
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir geschrieben, dass Landrat Henning Heiß (SPD) bei der Abstimmung über den Antrag nicht anwesend war. Das ist nicht korrekt. Die Position wurde korrigiert.