Er galt als einer der Zukunftshoffnungen der CSU im Raum München. Doch nun hat Neubibergs Bürgermeister Thomas Pardeller ein Problem. Die Polizei beschlagnahmte bei dem 37-Jährigen unweit des Münchner Nachtclubs „Palais“ ein verdächtiges Paket mit weißem Pulver. Die Analyse, ob es sich um Kokain handelt, steht noch aus. Die Polizei bestätigt den Fall, der CSU-Ortsverband teilt mit, dass Pardeller der Besitz von 0,2 Gramm Kokain vorgeworfen wird. Die für Amtsdelikte zuständige Kriminalpolizei 11 ermittelt nun in dem Fall. Pardellers für Samstag geplante Nominierung als Bürgermeisterkandidat wurde vorerst abgesagt.
Der 37-Jährige, von Beruf Jurist, gewann 2020 für die CSU das Neubiberger Rathaus. Seitdem führt er souverän und weitgehend stillschweigend die Geschäfte in der Hightech-Gemeinde vor den Toren Münchens, in der sich die Universität der Bundeswehr und eines der Schwergewichte der IT-Branche, Infineon, befinden.
Doch nun muss Pardeller seinen Parteikollegen einiges erklären; Zumal Politiker aller Ebenen der CSU eine harte Drogenpolitik befürworten. Die CSU möchte die aus CSU-Sicht fatale Teillegalisierung von Cannabis rückgängig machen; Schließlich steht die Partei nach eigenen Angaben für „Recht und Ordnung“. Dass einer ihrer Oberbürgermeister im Großraum München nun wegen illegalen Besitzes eines Betäubungsmittels angeklagt wird, dürfte für die CSU unangenehm sein.
Der fragliche Vorfall ereignete sich am vergangenen Samstag gegen 4.30 Uhr. Als Pardeller sich zunächst weigerte, das Paket herauszugeben, wurde er nach Angaben der Polizei zu Boden gebracht und anschließend mit Handschellen gefesselt. Nach einer vorübergehenden Festnahme durch die Polizei wurde er freigelassen.
Die Neubiberger CSU veröffentlichte am Freitag auf ihrer Homepage eine Erklärung, in der sie Pardellers ursprünglich für Samstag geplante Nominierung als Bürgermeisterkandidat für die Kommunalwahl 2026 zunächst annullierte. Darin erklärte der Ortsverband, der Bürgermeister habe die „Polizeiaffäre“ öffentlich gemacht. Pardeller selbst erklärt mit Bezug auf seine geplante Nominierung als Bürgermeisterkandidat, er wolle nicht, dass „die Nominierungsveranstaltung durch diese Angelegenheit belastet wird“. Deshalb bat er den örtlichen Vorstand, die Veranstaltung auf „einen späteren Zeitpunkt“ zu verschieben. Ende Juni schlug der Ortsvorstand der CSU den Beamten einstimmig als Kandidaten für das Bürgermeisteramt vor. Bisher galt die Nominierung als Formsache.
Pardeller erklärt, wie es für ihn in der Sache weitergehen wird, bleibt abzuwarten. „Ich stehe für absolute Transparenz“, versichert er. „Ich werde die Öffentlichkeit über den Fortgang der Angelegenheit informieren.“
Seine Parteikollegen stehen unter Schock. Der Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Florian Hahn sagte am Freitag auf seinem Handy, er könne derzeit „überhaupt nichts“ zu der Sache sagen. Es war alles zu frisch und er konnte nicht auf Berichte in der Zeitung reagieren. „Ich werde mich zum jetzigen Zeitpunkt nicht öffentlich äußern.“ Völlig überrascht reagierte CSU-Ortsrat Tobias Thalhammer auf die Nachricht. Von den Vorwürfen gegen den Bürgermeister wisse er nichts. Er verlässt sich auf die Aufklärung durch die örtliche Behörde. Dann werden wir sehen, was als nächstes passiert. Der Neubiberger CSU-Ortsvorsitzende Bernhard Rott war am Freitag ebenso nicht zu erreichen wie Pardeller selbst. Im Rathaus ging niemand ans Telefon. Rott sagte kürzlich, dass Pardeller „in den letzten Jahren gute Arbeit geleistet hat“. Er ist selbstbewusst, strahlt Ruhe aus und weiß, „wovon er spricht“.
Pardeller ist in Neubiberg fest verwurzelt und verfügt über viel kommunalpolitische Erfahrung: Vor seiner Wahl zum Rathauschef saß der Jurist mehrere Jahre im Gemeinderat und ist außerdem Bezirksrat. Seine neuen Ambitionen für das Amt des Bürgermeisters begründete der 37-Jährige damit, dass er sich „mit Leidenschaft, Herzblut und voller Überzeugung“ für die Gemeinschaft einsetze. „Ich interessiere mich leidenschaftlich für Kommunalpolitik, weil man hier etwas bewegen kann.“ Für eine mögliche zweite Amtszeit hatte er nach eigenen Angaben Großes vor: Er wollte bereits begonnene Projekte umsetzen, etwa den Bau der S-Bahn-Unterführung an der Hauptstraße. Auch der Hochwasserschutz am Hachinger Bach liegt ihm am Herzen; Neubiberg hat in dieser Angelegenheit die Führung übernommen.
Der Nachtclub „Palais“ in der Arnulfstraße ist dafür bekannt, bis in die frühen Morgenstunden zu feiern. Am vergangenen Samstag war es früh vorbei, zumindest für den Neubiberger Bürgermeister.