Damit ein Tagebau wachsen kann, müssen beispielsweise erneuerbare Anlagen und eine Busverbindung weichen. Lokale Klimaschützer sind empört.
Es wird weiterhin rund um Keyenberg geräumt Foto: Michael Probst/picture Alliance
KEYENBERG taz | Der Energiekonzern RWE hat mit dem Abriss von sieben Windkraftanlagen neben dem ehemaligen Dorf Lützerath in Nordrhein-Westfalen begonnen. Der Grund: RWE will den Tagebau Garzweiler II erweitern.
Direkt neben den Windkraftanlagen verlief bis vor Kurzem die Landstraße L12, die die Dörfer Holzweiler und Keyenberg verband, die wie Lützerath ursprünglich für den Tagebau vorgesehen waren. Trotz monatelanger heftiger Proteste der Anwohner ist die Straße inzwischen zerstört. Der Verkehr wird kilometerweit umgeleitet. Dadurch entfällt auch die Busverbindung, weshalb die neue Fahrzeit zwischen den Standorten 50 bis 90 statt 5 Minuten beträgt.
RWE begründet das Vorgehen mit dem „Bergrechtlichen Hauptbetriebsplan“, so Sprecher Guido Steffen. Man wolle „wie geplant auch in diesem Bereich die Braunkohle gewinnen“.
Genau genommen gräbt RWE dort aber, um Abraum zu gewinnen. Dadurch sollen die Böschungen zu den Kohlelöchern eingeebnet werden, um die bis zu einer Tiefe von 400 Metern verkohlten Flächen nach dem Betrieb in Seenlandschaften umzuwandeln. Zu diesem Zweck ist geplant, ab etwa 2030 Wasser aus dem Rhein zu pumpen.
„Während halb Europa brennt“
„An Absurdität ist es nicht zu übertreffen: Mitten in der Klima- und Energiekrise lässt eine Regierung aus CDU und Grünen Windkraftanlagen abreißen, um einen Tagebau zu erweitern“, sagt Alexandra Brüne vom Bündnis Garzweiler . Alle Dörfer verbleiben im Verhältnis zur nordrhein-westfälischen Landesregierung. Mitstreiter Jürgen Siebertz ergänzt: „Während halb Europa brennt, wird hier die Klimakatastrophe angeheizt, als gäbe es kein Morgen.“
Ob die Landesregierung an dem in den 1990er-Jahren geplanten Seeprojekt festhalten will, wird im Herbst in ihrem neuen Grundsatzbeschluss entschieden. Im vergangenen Jahr haben der Bund, die Landesregierung NRW und RWE einen Vertrag zur Weiternutzung der Kohle ausgehandelt. Demnach dürfte der Konzern aufgrund der Energiekrise kurzfristig mehr klimaschädlichen Kohlestrom produzieren als geplant. Dafür schaltet er sein letztes Kohlekraftwerk 2030 statt 2038 ab. Klimaschützer kritisierten die geringe Klimawirkung des Abkommens.
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