Kurz vor einer Rezession
Die deutsche Wirtschaft stagniert im dritten Quartal
30. Oktober 2025, 10:02 Uhr
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Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal nicht gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt stagniert auf dem Niveau des Vorquartals. Damit erfüllen sich die Prognosen der Ökonomen. Besser läuft es in Ländern wie Frankreich oder Spanien.
Die deutsche Wirtschaft ist im Sommerquartal knapp einer Rezession entgangen. Das Bruttoinlandsprodukt stagnierte von Juli bis September im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt in seiner Schnellschätzung mitteilte. Im Frühjahr war sie revidiert um 0,2 (bisher: -0,3) Prozent gesunken, nach plus 0,3 Prozent in den ersten drei Monaten des Jahres. Zwei negative Quartale in Folge gelten als Rezession. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten für den Sommer mit einer Stagnation gerechnet.
Nach vorläufigen Erkenntnissen entwickelten sich diesmal die Investitionen in Ausrüstungen wie Maschinen und Anlagen positiv. Die Exporte hingegen gingen im Vergleich zum Vorquartal zurück, wie das Statistikamt mitteilte.
Im Vergleich zu anderen großen Volkswirtschaften der Eurozone schneidet Deutschland schlecht ab. Frankreich erreichte im dritten Quartal ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent, Spanien sogar 0,6 Prozent.
Düstere Aussichten für das vierte Quartal
Die Chancen für einen kräftigen Aufschwung im laufenden vierten Quartal stehen nicht so gut. Das Ifo-Institut rechnet bestenfalls mit einem leichten Wachstum. Die 9.000 vom Ifo befragten Manager bewerteten die aktuelle Geschäftslage im Oktober so schlecht wie seit über einem halben Jahr nicht mehr.
Der Wind weht Europas größter Volkswirtschaft aus mehreren Richtungen entgegen. Die hohen US-Zölle belasten das Geschäft mit dem wichtigsten Abnehmer von Waren „Made in Germany“, während China viele Produkte, die einst in Deutschland gekauft wurden, inzwischen selbst produziert.
Hinzu kommt ein drohender Chipmangel, der beispielsweise in der Automobilindustrie zu Produktionsausfällen führen kann. Zudem sank kurz vor Beginn des umsatzstarken Weihnachtsgeschäfts die Kauflaune der Verbraucher: Das für den kommenden Monat berechnete Konsumklimabarometer sank um 1,6 Punkte auf minus 24,1 Punkte, wie die Forscher von GfK und NIM in ihrer Umfrage herausfanden.
Die Hoffnungen ruhen daher auf dem kommenden Jahr. Dann dürften die geplanten milliardenschweren Investitionen aus dem Infrastruktur- und Modernisierungspaket die Wirtschaft ankurbeln. Für 2026 prognostiziert die Bundesregierung einen Anstieg von 1,3 Prozent, während für das kommende Jahr nur ein Wachstum von 0,2 Prozent erwartet wird.
