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Klützer-Literaturhausleiter Hintz suspendiert | ndr.de

AUDIO: Klützer-Literaturhausleiter Hintz suspendiert (1 Min)

Stand: 21. Oktober 2025 13:56 Uhr

Der Fall Friedman hat Folgen: Der Chef des Literaturhauses Klütz, Oliver Hintz, muss gehen. Nach einem öffentlichen Streit um die Ausladung des Publizisten Friedman entließ die Stadt den Leiter der Kulturinstitution.

Nach der Absage eines Auftritts des Journalisten Michel Friedman stellt das Literaturhaus „Uwe Johnson“ in Klütz (Kreis Nordwestmecklenburg) sein Personal neu auf. Der derzeitige Manager Oliver Hintz wurde heute entlassen. Am kommenden Montag wird der Stadtrat voraussichtlich die Entscheidung treffen, seinen Vertrag zum Jahresende aufzulösen. Für Hintz kam dieser Schritt nicht überraschend. Er hatte sich bereits im Vorfeld von seinen Anhängern verabschiedet.

Vertrauensbruch zwischen Stadt und Kulturinstitution

Bürgermeister Oliver Mevius (Unabhängige Wählervereinigung) begründete die Entscheidung mit einem gebrochenen Vertrauensverhältnis zwischen Stadtrat und Hintz. Immer wieder machte er interne Angelegenheiten öffentlich und sorgte mit scharfen Worten für Unmut.

Kontroverse um Friedmans Aussehen

Michel Friedmans Einladung zum 120. Geburtstag der Philosophin Hannah Arendt im nächsten Jahr löste Kontroversen aus. Allerdings stimmte die Mehrheit des Gemeinderats gegen die Veranstaltung, obwohl die Kosten von externen Sponsoren übernommen worden wären. Dies sorgte landesweit für Schlagzeilen. Daraufhin kam es zu einer Diskussion mit der Autorenvereinigung PEN Berlin, für die Friedman früher als geplant nach Klütz reiste.

Bei einer Kundgebung in Klütz steht ein Schild mit der Aufschrift

Der Konflikt um die umstrittene Ablehnung des Publizisten hat zu einem regen öffentlichen Meinungsaustausch geführt.

Aussagen zum Grund der Ausladung widersprechen sich

Als Grund für die Ausladung nannte Hintz laut Friedman Angst vor Demonstrationen aus der rechten Szene. Bürgermeister Mevius erhob Einspruch und erklärte, Friedmans Honorare und Unterbringungskosten seien zu hoch. Er behauptete, Hintz habe absichtlich etwas falsch verstanden.

Kulturschaffende kritisieren den Umgang mit Hintz

Die geplante Hannah-Arendt-Woche im Literaturhaus steht nun auf der Kippe. Vier Gäste, die eigentlich zur ersten Hannah-Arendt-Woche im November kommen sollten, haben aus Solidarität mit Hintz nun abgesagt. Die Schauspieler Moritz Stoepel und Susanne Schwan sowie der Musiker Simon Bellett und der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) bezeichneten in einem offenen Brief den Umgang mit Hintz als „kulturpolitischen Skandal“.

Aus Solidarität mit dem Leiter des Literaturhauses sagten vier Gäste ihre Teilnahme ab. Er könnte bald freigelassen werden.

Weil die Veranstalter rechte Proteste fürchteten, sagten sie den für Oktober 2026 geplanten Auftritt ab. Friedman spricht von „peinlicher Heuchelei“.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 21. Okt. 2025 | 14:00 Uhr

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