Geschäftsführer Jan-Ove Faust und Aufsichtsratsvorsitzender Simon Blümcke sind zu der Erkenntnis gelangt, dass ein Insolvenzantrag für die Krankenhäuser in Friedrichshafen und Tettnang unausweichlich ist. Über den 31. Oktober 2026 hinaus kann die Stadt die Finanzierung der beiden Häuser nicht gewährleisten. Und wenn ein Unternehmen weiß, dass es länger als ein Jahr keine Finanzierung erhält, muss es Insolvenz anmelden. Andernfalls würden sich die Verantwortlichen der Entführung schuldig machen.
Die Verantwortlichen hoffen auf eine Insolvenz in Eigenverwaltung
Faust und Blümcke hoffen auf eine Insolvenz in Eigenverwaltung, denn dann hätten die Verantwortlichen vor Ort immer noch alles selbst in der Hand. Dies ist möglich, wenn ein klares Zielbild vorhanden ist. Faust verweist auf den am Donnerstag von der „Schwäbischen Zeitung“ bekanntgegebenen Vorschlag des Landkreises Ravensburg: „Eine naheliegende Lösung ist die Idee von Landrat Harald Sievers, die Kliniken zusammenzulegen.“ Obwohl das andere Möglichkeiten nicht ausschließt.
Voraussetzung ist jedoch, dass ausreichend Kapital vorhanden ist, um die notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen zu finanzieren. Und die rund 15 Millionen Euro, die die Zeppelin-Stiftung dafür zur Verfügung stellt, reichen nicht aus. Das geht aus der Sitzungsvorlage der Stadt für die Gemeinderatssitzung am 20. Oktober hervor. Dies setzt den Bodenseekreis unter Druck, der im Oktober entsprechende Entscheidungen treffen müsste.

Ohne schnelle Hilfe sind die Krankenhäuser in Friedrichshafen und Tettnang am Ende. (Foto: Klaus Stopper)
Der Geschäftsführer möchte möglichst viele Mitarbeiter halten
Oberstes Ziel sei es, die Mitarbeiter in den Kliniken zu halten, sagt Klinikchef Faust. „Wir sind es vor allem unseren Mitarbeitern schuldig, die schmerzlich lange Pattsituation zu beenden und die notwendigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Daher ist eine frühzeitige Entscheidung nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen notwendig“, schreibt Faust in einer Pressemitteilung.
Aus Sicht der Stadt reicht der Beschlussvorschlag des Landrats für den Kreistag am kommenden Dienstag offenbar nicht aus. Die Kreistage sollen eine finanzielle Beteiligung des Landkreises in Höhe von 13 Millionen Euro zusagen, der Landrat drängt jedoch weiterhin auf eine Markterkundung. Die Stadt hatte dies bereits mehrfach als zu langwierig und zu teuer abgelehnt.
Empfohlene Artikel
Die Sitzungsvorlage des Bodenseekreises gehe auf keine der Vorgaben „im erforderlichen Umfang“ ein, heißt es in der Sitzungsvorlage der Stadt Friedrichshafen. Das Risiko einer Insolvenz ist somit nicht gebannt.
Während bei einer Regelinsolvenz ein Insolvenzverwalter die Kontrolle übernimmt und prüft, wie die Verluste entstehen, ob und wie sie behoben werden können und ob es ggf. einen Investor gibt, bleiben bei einer sogenannten Planinsolvenz die Geschäftsführung und Betreiber in der Verantwortung.
Oberbürgermeister Blümcke strebt laut Sitzungsvorlage eine Fusion von MCB und OSK an, wie Landrat Sievers dies gefordert hatte. „Die Kliniken in Ravensburg, Wangen und Friedrichshafen könnten gestärkt bzw. ihr Fortbestand gesichert werden“, heißt es in der Vorlage der Stadt. Das Krankenhaus in Tettnang wird nicht erwähnt.
Tettnang ist vom Aussterben bedroht
Um weiterhin bestehen zu können, wäre eine tiefgreifende Neuorganisation aller beteiligten Kliniken notwendig. Bei der von Ravensburgs Landrat Sievers geforderten Fusion von MCB und OSK unter der Trägerschaft beider Kreise würden die Kliniken nicht mehr konkurrieren, sondern zusammenarbeiten. Einige Leistungen werden auch künftig in allen Kliniken angeboten, andere sind auf einzelne Krankenhäuser beschränkt. Es wird also Linien geben, für die künftig Patienten aus Friedrichshafen nach Ravensburg und umgekehrt fahren müssen. Wie das funktionieren kann, zeigt eine im Frühjahr durchgeführte Studie. Die Details sind jedoch noch nicht öffentlich bekannt.

Klicken Sie hier, um direkt zu unserem WhatsApp-Kanal zu gelangen
Abonnieren Sie unseren WhatsApp-Kanal und bleiben Sie jeden Tag auf dem Laufenden. News, Service, Videos und mehr – kompakt und ein wunderbarer Begleiter durch den Tag.
Für die meisten Arbeitnehmer dürfte dies jedoch keine Konsequenzen haben. Schon jetzt leiden die Kliniken darunter, dass sie zu wenig Personal haben. Zuletzt musste das MCB in Friedrichshafen und Tettnang mehr als 150 Betten wegen zu wenig Personal leer lassen. Durch die Konzentration von Dienstleistungen könnten Krankenhäuser ihre Mitarbeiter besser auf die verbleibenden Abteilungen verteilen. Dies würde auch die Belastung der Mitarbeiter verringern.

Geschäftsführer Jan-Ove Faust hofft auf eine Insolvenz in Eigenverwaltung für die Krankenhäuser in Friedrichshafen und Tettnang. (Foto: Trautmann)
Da der Betrieb im Falle einer geplanten Insolvenz zunächst normal weiterlaufen würde, hoffen die Verantwortlichen auf ein wenig Geduld der Mitarbeiter und ein Durchhalten. Denn ein Abgang enttäuschter und gestresster Mitarbeiter hätte schlimme Folgen. Deshalb wollen die Verantwortlichen eine sogenannte Regelinsolvenz unbedingt vermeiden.
„Zahlreiche Kliniken haben sich durch die Eigenverwaltungsinsolvenz bereits erfolgreich neu aufgestellt“, schreibt das MCB in der Stellungnahme. Bei einer solchen geplanten Insolvenz stünden der MCB bewährte insolvenzrechtliche Instrumente zur Entschuldung oder finanziellen Sanierung zur Verfügung und es wäre auch möglich, nach Investoren zu suchen. Die Kliniken können derzeit weiterhin Patienten betreuen.
Stadt und Landkreis müssen im Oktober entscheiden
Faust hofft auf schnelle Entscheidungen von Stadt und Landkreis. Sollte der Gemeinderat den Empfehlungen des Bürgermeisters folgen, müsste er Anfang November Insolvenz anmelden. Das Amtsgericht würde dann entscheiden, ob die Eigenverwaltung zugelassen oder ein Insolvenzverwalter bestellt wird.
+++ Hier gelangen Sie direkt zum schwäbischen WhatsApp-Kanal +++
Der MCB-Aufsichtsrat wird voraussichtlich am Montag die entsprechenden Insolvenzbeschlüsse fassen. Die eigentliche Antragstellung obliegt dann laut Gesetz dem Geschäftsführer. Laut Sitzungsvorlage ist ein Teil der Forderung des Landratsamts erfüllt: Denn auch die Insolvenz in Eigenverwaltung sei ein „geordneter Markterkundungsprozess“. Eine Woche später soll der Gemeinderat die notwendigen Beschlüsse fassen.
Damit erhöht die Stadt den Druck auf den Bodenseekreis. Laut Vorlage geht die Stadt davon aus, dass das Regierungspräsidium den Landkreis aufgrund der Insolvenz gemäß § 40 Landeskrankenhausgesetz zur Trägerschaft verpflichten wird.
Die Zeppelin-Stiftung wird in einem Jahr mittellos sein
Friedrichshafens Schatzmeister und Stiftungskurator Stefan Schrode machte am Freitag noch einmal deutlich, dass von der Zeppelin-Stiftung kein Geld mehr für die Krankenhäuser zu erwarten sei. Das Geld reicht gerade noch für die Pflichtaufgaben im kommenden Jahr. „Mit anderen Worten: In etwas mehr als einem Jahr wird die Zeppelin-Stiftung mittellos sein“, heißt es in der Vorlage.
Unterstützt der Landkreis das Vorhaben, beteiligt sich die Stadt weiterhin über die Landkreisumlage an den Kosten des Neubaus. Immerhin trägt Friedrichshafen fast ein Drittel der Bezirkskosten. Und in besseren Zeiten könnte Geld von der Zeppelin-Stiftung als Zuschuss für Investitionen kommen. Für eine Fortsetzung des defizitären Betriebs seien aber keine Euro mehr da, erklärt Bürgermeister Blümcke. Betroffen von dem Insolvenzverfahren sind die Klinikum Friedrichshafen GmbH, die Klinik Tettnang GmbH und die MCBberatung- und Pflege GmbH in Weingarten.
Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“ äußerte sich am Freitagabend auch Landrat Luca Prayon zu der jüngsten Entwicklung. Immerhin schlägt er dem Bezirk vor, 13 Millionen Euro einzusetzen, um eine akute Insolvenz zu verhindern und einen geordneten Ablauf zu ermöglichen. Wenn das nicht reicht, zeigen Sie, wie schlimm die Situation bei MCB ist.
Einer möglichen Klinikallianz mit Ravensburg und der OSK wurde vom Landrat zugestimmt: „Die Zusammenarbeit mit der OSK ist ein Weg, den ich seit langem ausdrücklich befürworte.“ Daraus geht auch hervor, dass er seit Monaten vertraulich mit dem Bezirksamt Ravensburg, der Stadt, OSK und MCB verhandelt. „Ich werde daher am Dienstag dem Kreistag vorschlagen, diesen Prozess gemeinsam mit dem Kreis Ravensburg und der Stadt Friedrichshafen fortzuführen und zügig auszugestalten.“
Lässt sich eine Insolvenz nicht vermeiden, hält der Landrat auch ein Eigenverwaltungsverfahren für sinnvoll. „Eine Regelinsolvenz – mit Kontrollverlust und einem externen Insolvenzverwalter – wäre aus Sicht des Landkreises nicht im Interesse der Beschäftigten und Patienten. Voraussetzung für eine Eigenverwaltung ist jedoch ein tragfähiges Sanierungskonzept und eine realistische Finanzierung“, heißt es in der Mitteilung des Landratsamtes.
Der Landrat mahnt, „alle realistischen Optionen schnell, aber nicht voreilig zu prüfen“ und fügt hinzu: „Was wir jetzt beschließen, muss nicht nur medizinisch sinnvoll, sondern auch finanziell tragbar sein.“ Dies gilt auch für einen möglichen Zusammenschluss zwischen OSK und MCB. „Es geht um die Fürsorge für unsere Bürger, für die wir eine besondere Verantwortung tragen. Deshalb müssen wir systematisch und ehrlich nach Lösungen suchen. Es darf keine Einschränkungen geben, über potenzielle Partner nachzudenken.“
„Sobald wir wissen, wohin die Reise geht, werden wir als erstes unsere Mitarbeiter informieren“, kündigte Klinikgeschäftsführer Faust an. „Sie haben zu lange in Ungewissheit gelebt und verdienen es, so schnell wie möglich zu erfahren, was als nächstes passiert.“ Der MCB-Geschäftsführer ergänzt: „Ziel der Restrukturierung ist nicht nur eine finanzielle Konsolidierung, sondern auch eine umfassende und tiefgreifende Neugestaltung der MCB, um der bestehenden Defizitentwicklung nachhaltig entgegenzuwirken.“