„Auf der letzten Etappe“
Aktualisiert am 11. November 2025, 16:11 Uhr
Lars Klingbeil (SPD), Bundesfinanzminister, spricht im Interview mit der dpa.
© dpa / Michael Kappeler/dpa
Der Vizekanzler und SPD-Chef Lars Klingbeil geht davon aus, dass die Koalition den Streit um das Gesetz für den neuen Wehrdienst noch bis Donnerstagabend beilegen wird. Dann tagt der Koalitionsausschuss.
Der Vizekanzler und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil erwartet eine schnelle Einigung von Union und SPD zum neuen Wehrdienst. Die Beratungen der Fraktionen über umstrittene Details seien gut verlaufen und „auf der Zielgeraden einer Einigung“, sagte der SPD-Vorsitzende der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin. Er geht daher nicht davon aus, dass dies am Donnerstagabend im Koalitionsausschuss Thema sein wird.
Nach langem Streit in der Koalition wurde das Gesetz über einen neuen Wehrdienst zunächst in der Mitte Oktober vom Kabinett beschlossenen Fassung in den Bundestag eingebracht. Der Inhalt des Entwurfs blieb jedoch zwischen Union und SPD umstritten und wurde schließlich gestoppt.
„Am Ende liegt es in unserer Verantwortung, Entscheidungen zu treffen. Und ich glaube auch, dass wir es nicht vermeiden können, Entscheidungen zu treffen – und das gilt insgesamt –, die manchmal weh tun, die manchmal schmerzhaft sind“, sagte Klingbeil bei einem dpa-Redaktionsbesuch.
Klingbeil: Attraktivität der Bundeswehr steigern
Als er jedoch eine Schule besucht, trifft er auf junge Menschen, die sich ehrenamtlich für die Bundeswehr engagieren wollen. Auch die junge Generation beschäftigt sich mit der Frage, wie sie Verantwortung für das Land übernehmen kann.
„Und deshalb ist es mir so wichtig, dass wir vor allem auf freiwilliges Engagement setzen, dass wir die Attraktivität der Bundeswehr deutlich steigern. Das wird passieren.“ Boris Pistorius mit einem Riesenpaket zur Steigerung der Attraktivität“, sagte Klingbeil. „Und wenn das nicht klappt, müssen wir über den Rest reden.“
Otte befürwortet einen „notwendigen Wehrdienst“.
Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Henning Otte, befürwortet die Wehrpflicht, wenn festgelegte Sollzahlen an Freiwilligen nicht erreicht werden. Es wäre gut, wenn im Gesetz festgelegt wäre, zu welchem Zeitpunkt wie viele Ehrenamtliche gefunden werden sollten, sagte der CDU-Politiker in der RTL/ntv-Sendung „Early Start“. Seiner Meinung nach sieht auch Verteidigungsminister Pistorius diese Notwendigkeit.
Otte will eine schnelle Lösung des Wehrdienstgesetzes. „Die Erwartungen in der Truppe und in der Gesellschaft insgesamt sind hoch.“ Er sprach sich für eine „Pflichtwehrpflicht“ aus, die sich an den Fähigkeiten der Bundeswehr orientiere. „Denn darum geht es: die Truppen zu stärken, damit die Abschreckung glaubwürdig erfolgreich ist.“
Das umstrittene Lotterieverfahren werde voraussichtlich nicht nötig sein, sobald es ab Mitte 2027 bundesweite Stichproben gebe, sagte Otte. Er forderte eine modernere und freundlichere Herangehensweise an die Musterung als bisher. Schließlich wollen sie Leute für die Armee rekrutieren.
Union will verbindliche Zahlen zum Truppenaufwuchs
Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Thomas Röwekamp, sah zunächst mehrere offene Fragen. Diese könnten jedoch noch vor dem für Donnerstag angesetzten Koalitionsausschuss gelöst werden, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Redaktionelle Empfehlungen
„Wir schätzen, dass von einer Gruppe von 240.000 bis 260.000 versammelten jungen Männern 30.000 bis 40.000 den Dienst antreten sollten. Wenn es nicht genügend Freiwillige gibt, muss es ein Auswahlverfahren geben“, sagte er. „Wir haben ein Losverfahren vorgeschlagen – oder wir würden sagen ein Zufallsverfahren. Andere befürworten den Weg aufgrund ihrer Eignung oder Fähigkeit.“ Die Union pocht im Gesetz auch auf einen Wachstumspfad für die aktiven Truppen.
Er verwies auch auf die umstrittene Frage, welchen Status Militärdienstleistende haben sollten und ob alle Militärdienstleistenden auf Zeit gleichberechtigte Soldaten sein sollten, wie es Pistorius fordert.
Röwekamp sagte: „In der Truppe gibt es auch Stimmen für die weniger komplexe Form des freiwilligen Wehrdienstes. Unabhängig davon muss geregelt werden, dass es eine höhere Besoldung und zusätzliche Schritte zur Steigerung der Attraktivität geben soll.“ (dpa/bearbeitet von fab)
