Extremwetterereignisse kommen laut Klimarisikoindex immer häufiger vor – und treffen arme Länder am härtesten. Doch auch Deutschland bleibt dem Bericht zufolge nicht von den Folgen des Klimawandels verschont.
Während der Klimagipfel in Belém darum kämpft, Fortschritte im Kampf gegen die globale Erwärmung zu erzielen, reparieren die Philippinen derzeit die enormen Schäden, die ein weiterer Taifun angerichtet hat.
Das ist nicht neu: Immer wenn sich die Weltgemeinschaft am Ende des Jahres zu den UN-Konferenzen trifft, sind tropische Wirbelstürme besonders stark. Und die Zahl steigt: „Wir sehen, dass Länder wie zum Beispiel die Philippinen in immer kürzeren Abständen von extremen Wetterereignissen betroffen sind“, sagt Laura Schäfer von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch.
„Das heißt, ein tropischer Wirbelsturm kommt und zerstört eine riesige Fläche an Ackerland und Infrastruktur“, erklärt Schäfer. Die Menschen bauten dann alles wieder auf, doch zwei Wochen später kam der nächste Hurrikan. Nach Angaben des Wissenschaftlers nimmt diese Entwicklung zu.
Mehr als 830.000 Todesfälle in 30 Jahren
Dem aktuellen Klimarisikoindex zufolge starben zwischen 1995 und 2024 weltweit mehr als 830.000 Menschen durch Stürme, Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren. Der wirtschaftliche Schaden belief sich auf rund 3,8 Billionen Euro.
Laut Germanwatch waren Myanmar, Honduras und der Inselstaat Dominica in den letzten 30 Jahren am stärksten von extremen Wetterereignissen betroffen. Hurrikan Maria verursachte 2017 in Dominica immense Schäden. Zyklon Nargis tötete 2008 in Myanmar rund 140.000 Menschen.
Dem Index zufolge verursachten Hitzewellen und Stürme die meisten Todesopfer, während Stürme auch die größten Sachschäden verursachten. An der Spitze des Risikoindex stehen ärmere Länder und Schwellenländer, aber auch Industrienationen wie die USA und EU-Staaten wie Frankreich, Italien und Spanien sind stark betroffen.
| Länder, die im Jahr 2024 am stärksten vom Klimawandel betroffen sind | ||
|---|---|---|
1. St. Vincent und die Grenadinen | ||
2. Grenada | ||
3. Tschad | ||
4. Papua-Neuguinea | ||
5. Niger | ||
6. Nepal | ||
7. Philippinen | ||
8. Malawi | ||
9.Myanmar | ||
10.Vietnam |
Deutschland ist im ersten Quartal eines der betroffenen Länder
Auch Deutschland werde nicht verschont bleiben, sagt Laura Schäfer von Germanwatch, die den Bericht mitverfasst hat: „Deutschland gehört seit langem im ersten Quartal zu den am stärksten betroffenen Ländern der Welt – derzeit auf Platz 29 im Langzeitindex.“ Dies ist vor allem auf Hitzewellen zurückzuführen. „Wir hatten 2003, 2018 und 2020 Hitzewellen, bei denen bis zu 8.700 Menschen starben.“
Grundsätzlich unterstreicht die Bilanz den wissenschaftlich bestätigten Trend, dass tropische Wirbelstürme in einer heißeren Welt stärker und gefährlicher werden, erklärt Index-Co-Autorin Lina Adil. Und sie sieht den Bericht als klare Botschaft an den Gipfel:
Es ist als Warnsignal zu verstehen, dass die Zahl extremer Wetterereignisse zunimmt und die Klimapolitik darauf reagieren muss: Emissionen schnell reduzieren, Schäden und Verluste kompensieren und sich stärker an den Klimawandel anpassen.
Die Nordländer tragen historische Verantwortung
Laut Germanwatch bestätigen die Ergebnisse die grundlegende Ungerechtigkeit, dass Länder, die am wenigsten für den vom Menschen verursachten Klimawandel verantwortlich sind, am meisten darunter leiden: „Globale Nordländer wie Deutschland haben eine historische Verantwortung, Länder bei der Bewältigung der Klimafolgen zu unterstützen“, sagt Schäfer.
Und das nicht nur aus Solidarität, wie sie betont. In diesem Jahr gab es auch eine Stellungnahme des Internationalen Gerichtshofs. „Es gibt eine gesetzliche Verpflichtung für Länder wie Deutschland, Entwicklungsländer bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels finanziell zu unterstützen“, sagte Schäfer.
Auswertung Internationaler Datenbanken
Für den Risikoindex nutzt Germanwatch Zahlen aus der Datenbank zu internationalen Katastrophen (EM-DAT) sowie Informationen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Die Organisation betont, dass die Auswertung der Opfer- und Schadenszahlen keine einfache Aussage darüber zulasse, wie viel davon auf den Klimawandel zurückzuführen sei.
Dennoch lässt sich ein Bild davon zeichnen, wie betroffen die Staaten sind. In der Klimawissenschaft herrscht breiter Konsens darüber, dass viele Wetterereignisse durch die Klimakrise häufiger und schwerwiegender werden.

