
„Hello Kitty“-Ballon bei Macy’s Thanksgiving Day Parade in New York (28. November 2013)
Die äußerst erfolgreiche Merchandising-Figur Kitty White alias „Hello Kitty“, die an diesem Freitag ihren 50. Geburtstag feiert, ist intellektuell nicht einfach zu erklären. Wenden wir uns dem Gegenteil zu und denken entweder an Klaus Kinski oder Darth Vader. Wir müssen nur die Gefühle, die sie in uns auslösen, in ihr Gegenteil verkehren und dann werden wir „Hello Kitty“ verstehen. Sie ist die Niedlichkeit selbst und hat, wie es in der japanischen Kawaii-Kultur heißt, keine negativen Eigenschaften. In Deutschland war das ab 1977 möglich ZDF Bestaunen Sie ein Paradebeispiel dieser Kultur in der Serie „Heidi“. Die japanische Produktion des legendären Regisseurs Isao Takahata erlangte hier bald Kultstatus, auch wenn nicht viele wissen, dass es sich um einen japanischen Anime handelt. „Hello Kittys“ Aufgabe ist es, dem japanischen Unternehmen Sanrio einen Jahresumsatz von einer halben Milliarde US-Dollar zu bescheren.
Die süße Katze ohne Maul und mit einer Blume hinter dem Ohr macht es sich gerne auf unzähligen Produkten (über 50.000) des Unternehmens oder seiner Lizenznehmer gemütlich. Natürlich gibt es sie als Puppen, aber auch als bloße Bilder auf Toastern, Gitarren, Federmäppchen, T-Shirts oder auf Flugzeugen. Anders als in westlichen Kulturen üblich, dürfen Erwachsene in Japan ihre Kindheit weiterleben. Kindliches Verhalten wird respektiert. Es liegt auf der Hand, dass der Niedlichkeitskult auch als Ausdruck der emotional distanzierten öffentlichen Kultur und der Einhaltung strenger Regeln („Kosuku“) an vielen Schulen des Landes gesehen werden kann. Händeschütteln, Begrüßungsküsse oder Schulterklopfen sind dort ebenso tabu wie direkter Blickkontakt. Wir müssen uns nicht lange wundern, warum diese Kultur hier seit rund 15 Jahren alle Beliebtheitsrekorde bricht.
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