Nordkorea will den Tourismus ankurbeln und so mehr Geld ins Land spülen. Machthaber Kim Jong-un besichtigte zuletzt sein Lieblings-Tourismusprojekt.
Wonsan – Nordkorea gilt als das am meisten isolierte Land der Welt. Doch im vergangenen Jahr ließ Pjöngjang erstmals seit der Corona-Pandemie wieder vermehrt Touristen ins Land. Zum Jahresende 2024 besuchte der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un nun das Wonsan-Kalma-Tourismusprojekt im Osten des Landes. Der riesige Hotelkomplex liegt am Meer zwischen Japan und der koreanischen Halbinsel – und soll künftig Reisende aus dem Westen anziehen.
Hoffnung auf Wirtschaftswachstum: Weshalb das Kim-Regime nun auf Urlauber setzt
Wenig dringt aus dem abgeschotteten Nordkorea nach außen. Experten gehen jedoch davon aus, dass im Land eine Hungerkrise herrscht. Ernteausfälle und Restriktionen infolge der Corona-Pandemie haben Beobachtern zufolge eine Nahrungsmittelknappheit ausgelöst, berichtete die Organisation Welthungerhilfe im Jahr 2023. Künftig soll offenbar die Reisebranche mehr Geld ins Land spülen. Das Urlaubsressort Kalma im Osten des Landes sei „der erste große Schritt“ zur Entwicklung des Tourismus in Nordkorea, sagte Machthaber Kim nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA vom Dienstag (31. Dezember). Nordkoreas Diktator besichtigte das Projekt demnach zusammen mit seiner Tochter Kim Ju Ae.
Das Ressort, das Teil des bestehenden Wonsan-Kalma-Entwicklungsprojektes ist, zählt zu den liebsten Tourismusvorhaben des nordkoreanischen Machthabers. Kim habe sich an dem Ressort „mit einem breiten Lächeln ergötzt“, berichtete KCNA weiter. Demnach habe sich der Staatschef sehr zufrieden gezeigt, dass die Einrichtungen gebaut worden seien, „sodass sie wichtige externe, politische und kulturelle Veranstaltungen des Staates aufnehmen können“. Die Tourismusindustrie könne zu „regionaler Erneuerung und nationalem Wirtschaftswachstum“ beitragen, so der nordkoreanische Machthaber laut KCNA weiter. Rund 30 Kilometer entfernt liegt das Skigebiet Masik-Ryong, ein weiteres Prestige-Projekt des Diktators.
Moskau und Pjöngjang verstärken Verbindung: Erste ausländische Reisende in Nordkorea seit der Pandemie
Schon vor der Pandemie war der Tourismus nach Nordkorea stark eingeschränkt. Pro Jahr durften nur 5.000 westliche Touristen und Touristinnen einreisen, die dem stark sanktionierten Land allerdings wichtige ausländische Devisen brachten. Reisebüros rechnen laut Tagesschau in diesem Winter mit einer Öffnung der Grenzen im größeren Stil. Im Februar vergangenen Jahres waren bereits rund hundert russische Touristen in Pjöngjang angekommen, die erste bekannte ausländische Touristengruppe seit fast fünf Jahren. Auch hochrangige Politiker reisten 2024 ins Land, darunter der russische Präsident Wladimir Putin im vergangenen Juni.
Dass ausgerechnet russische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger nach Nordkorea einreisen durften, ist wohl kein Zufall. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine verstärkten Pjöngjang und Moskau die politische und militärische Zusammenarbeit. Zuletzt bezeichnete Kim Jong-un in seiner Neujahrsbotschaft Kremlchef Putin als „besten Freund und Kameraden“, wie KCNA am Dienstag berichtete. Nordkoreanische Soldaten sind seit vergangenem Jahr in der russischen Region Kursk im Ukraine-Krieg im Einsatz. Die Streitkräfte Pjöngjangs haben laut einer aktuellen Analyse der US-Denkfabrik Institute for the Study of War allerdings hohe Verluste zu beklagen (bme mit AFP).