Alle Daten zur Türkiye-Stichwahl
Erdogan tritt gegen Kilicdaroglu an
24.05.2023, 22:45 Uhr
Am kommenden Sonntag steht in der Türkei die mit Spannung erwartete Stichwahl an. Wer wird der nächste türkische Präsident? Kann Amtsinhaber Erdogan an der Macht bleiben oder wird Herausforderer Kilicdaroglu gewinnen? Die wichtigsten Zahlen auf einen Blick.
Zwei Wochen nach der ersten Runde entscheidet sich am kommenden Sonntag, 28. Mai, die Präsidentschaftswahl in der Türkei: Rund 64 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, in einer Stichwahl für einen der beiden verbleibenden Kandidaten zu stimmen.
Es ist das erste Mal, dass es bei einer Präsidentschaftswahl in der Türkei zu einer Stichwahl kommt. Im ersten Wahlgang am 14. Mai verfehlte der amtierende türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan knapp die erforderliche absolute Mehrheit von 50 Prozent der Stimmen.
Hinweis: Daten und Infografiken zur Stichwahl in der Türkei werden laufend aktualisiert.
Nach offizieller Zählung erreichte Erdogan im ersten Wahlgang 49,52 Prozent. Allerdings schnitt er deutlich besser ab als erwartet: Die letzten Umfragen vor dem ersten Wahltermin hatten ihn deutlich hinter seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu von der CHP gesehen. Der bisherige Oppositionsführer lag Mitte Mai mit 44,88 Prozent auf dem zweiten Platz.
Erdogan geht mit einem Vorsprung von gut 4,5 Prozentpunkten als Favorit in die Stichwahl. In einer Umfrage eine Woche vor der Stichwahl lag er mit 52 zu 47 knapp vorne. Zudem konnte sich der 69-jährige Erdogan mit seiner Partei AKP eine Mehrheit im Parlament sichern – ein Faktor, den auch Analysten als entscheidend ansehen Vorteil für ihn in der Stichwahl. Sollte Kilicdaroglu Präsident werden, könnte das Parlament viele seiner Entscheidungen blockieren.
Der drittplatzierte rechte Kandidat Sinan Ogan erhielt im ersten Wahlgang 5,17 Prozent. Der vor der Wahl ausgeschiedene Muharrem Ince kam auf 0,43 Prozent. Damit war klar, dass es zu einer Stichwahl zwischen Erdogan und Kilicdaroglu kommen würde. Vor der zweiten Runde sprach Ogan eine klare Empfehlung für Erdogan aus.
Als Kandidat eines ultranationalistischen Parteienbündnisses konnte sich Ogan jedoch nur auf eine stark fragmentierte Wählerschaft stützen. Ob seine Empfehlung Auswirkungen auf die Stichwahl hat, ist umstritten. Einige seiner Anhänger dürften der islamistisch-konservativen AKP um Erdogan näher stehen als der CHP.
Vor dem Stichwahltermin warb Kilicdaroglu weiterhin intensiv um Wählerstimmen – auch mit populistischen Parolen. Nach Ogans Wahlempfehlung erklärte er, es sei nun klar, wer auf der Seite der Türkei stünde und wer das Land verkaufe, ohne Ogan namentlich zu nennen. Auch CHP-Chef Kilicdaroglu rief die rund 8,3 Millionen Nichtwähler im Land dazu auf, im zweiten Wahlgang ihre Stimme abzugeben. Erdogan erhielt im ersten Wahlgang 2,5 Millionen Stimmen mehr als Kilicdaroglu.
Stimmen aus Deutschland
Seit zwei Jahrzehnten an der Macht: Erdogan kämpft mit martialischen Posen um seine Wiederwahl.
(Foto: AP)
In Deutschland begann am vergangenen Wochenende in 17 vorbereiteten Wahllokalen die Abstimmung zur Stichwahl um das türkische Präsidentenamt. In Berlin beispielsweise stieß die Abstimmung offenbar auf großes Interesse. Hunderte türkische Wähler kamen am Samstag, 20. Mai, morgens zum Generalkonsulat in der Heerstraße im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Vor dem Gebäude bildeten sich lange Schlangen.
Einen ähnlichen Ansturm erlebten auch die türkischen Konsulate in Nordrhein-Westfalen, wo mit gut 500.000 rund ein Drittel der wahlberechtigten Deutsch-Türken live leben. Bis zum 24. Mai waren die rund 1,5 Millionen türkischen Wähler in Deutschland aufgerufen, bei den Wahlen zwischen Erdogan und Kilicdaroglu zu stimmen. Der Löwenanteil der türkischen Auslandsstimmen kommt aus Deutschland.
Auch in anderen Ländern gibt es speziell eingerichtete Wahllokale für die rund 1,9 Millionen Wähler. Dort endeten am vergangenen Sonntag einige Abstimmungen für die Stichwahl. In den Vereinigten Staaten gab es beispielsweise nur neun Wahllokale, drei davon lagen im Großraum New York. Beide Kandidaten hatten insbesondere Auslandstürken aufgefordert, sich an den Wahlen zu beteiligen. Die Stimmabgabe für die Stichwahl sei eine „nationale Pflicht“ der Bürger, egal wo auf der Welt sie sich befänden, sagte Kilicdaroglu.
Dies ist die erste Stichwahl auf Präsidentschaftsebene in der Türkei. In Deutschland können sich rund 61 Millionen Menschen an der Wahl des neuen Präsidenten beteiligen. Rund 3,4 Millionen Wahlberechtigte kommen aus dem Ausland.
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