Es wird ein indirektes politisches Comeback: Der ehemalige SPD-Politiker Kevin Kühnert hat einen neuen Job. Der 36-Jährige wird künftig für das Magazin „Rolling Stone“ schreiben. Diese erscheint monatlich in gedruckter Form und gehört zur Mediahouse GmbH, an der der Verlag Axel Springer Anteile hält. Der Schwerpunkt der Publikation liegt auf Rockmusik und Popkultur; Die deutsche Ausgabe enthält auch Artikel zu Kunst, Film, Literatur – und Politik. Kühnert wird vor allem Letzteres bedienen.
Nach Informationen der „Bild“-Zeitung schreibt er unter dem Titel „Teilnehmerbeobachtung“ alle zwei Wochen online über das politische Geschehen. Sein erster Text erscheint in der Novemberausgabe des Magazins und befasst sich mit Markus Söder (CSU) und seiner öffentlichen Inszenierung. Kühnert warnt vor der „Wurstfalle“ des bayerischen Ministerpräsidenten.

Kevin Kühnert vergleicht Markus Söder mit ChatGPT: „So real wie die Sets der Bavaria Film Studios“
Der Unionspolitiker inszeniert sich als „Herrsiegelbewahrer einer bayerischen Lebensart, die er sorgfältig selbst kuratiert“ und betreibt „Tourismusmarketing, gemischt mit gelegentlichen politischen Inhalten“. Die Fotos an Würstelständen und auf Volksfesten, die Söder regelmäßig unter anderem auf Instagram veröffentlicht, seien ein politisches Statement, schreibt Kühnert.

In der Öffentlichkeit sei Söder „wie das Large Language Model von ChatGPT: Durch Berechnungen wird ermittelt, wie eine Person wahrscheinlich auf eine Frage oder ein Problem reagieren würde“, schreibt Kühnert. Doch wer „ihn schon einmal im wirklichen Leben getroffen hat, wird schnell merken, dass die Wärme und Gemütlichkeit hier in etwa so real ist wie die Kulissen der Bavaria Filmstudios.“
Die einstige Nachwuchshoffnung der SPD: Kevin Kühnert zog sich im Oktober 2024 aus der Politik zurück
Kevin Kühnert war viele Jahre lang der Hoffnungsträger der SPD. Von 2017 bis 2021 war er Bundesvorsitzender der Jusos, der Jugendorganisation der SPD, anschließend wurde er SPD-Generalsekretär. Zwischen 2021 und März 2025 gehörte er dem Bundestag an und wurde 2021 auch Generalsekretär der SPD. Im Oktober 2024 kündigte er überraschend seinen Rückzug aus der Politik an und gab sein Amt als SPD-Generalsekretär und sein Bundestagsmandat auf. Für die Bundestagswahl 2025 trat er nicht an.
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Als Grund für seinen Rückzug nannte er einerseits seinen Gesundheitszustand. In einem „Zeit“-Interview sprach er auch über Drohungen und Angriffe gegen ihn: „Ich bin nicht aus der Politik ausgestiegen, weil ich Angst vor ein paar Neonazis habe. Sondern weil ich beim Thema Abwehr immer mehr Zweifel habe.“
Capital Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE-Zentralredaktion
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Dass Kühnert für ein Magazin schreibt, das mit dem Springer-Verlag verbunden ist, dürfte einige seiner Fans überraschen. In der Vergangenheit hatte er immer wieder Kritik an der „Bild“-Zeitung geübt, die ebenfalls zum Springer-Portfolio gehört.