In den sozialen Medien ist eine Debatte über Trinkgeld in Restaurants entbrannt.Bild: Personenbilder / Imago-Bilder
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Jeder, der in der Gastronomie arbeitet, weiß, dass es ziemlich stressig sein kann. Hoher Zeitdruck, ein enormer Lärmpegel und im schlimmsten Fall unfreundliche Gäste mit Sonderwünschen, die nicht umgesetzt werden können. Manche Menschen können diese Stressfaktoren dank guter Tipps übersehen. Aber auch das ist alles andere als selbstverständlich.
11. Okt. 2025, 14:09 Uhr11. Okt. 2025, 14:09 Uhr
Das Essen hat ausgezeichnet geschmeckt, der Service war aufmerksam und die Atmosphäre angenehm: Eigentlich wäre es nur logisch, als Gast den Kellnern ein kleines Trinkgeld zu hinterlassen. Anders als in den USA sind Gastronomiemitarbeiter in Deutschland nicht unbedingt darauf angewiesen; Der Lohn reicht in der Regel aus, um den Lebensunterhalt zu finanzieren.
Dennoch gelten Trinkgelder auch hierzulande als Zeichen der Wertschätzung und helfen auch Kellnern, über die Runden zu kommen. Doch angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten und der anhaltenden Inflation scheinen einige Menschen ihre Großzügigkeit in Restaurants einzuschränken. Vor allem eine Generation baut ihr Fett online ab.
Kellnerin prangert angebliche Geizigkeit ihrer eigenen Generation an
„Was ist mit dem Trinkgeld passiert, als wir jung waren?“ fragt ein Tiktoker in einem Video, das vor ein paar Tagen die Runde machte. „Immer wenn ich mit drei Mädchen an einem Tisch sitze, weiß ich, dass sie kein Trinkgeld geben“, beschwert sich die Frau weiterhin. Bei den Jungs ist das nicht anders.
„Der Grund, warum Menschen in Restaurants arbeiten, ist, Trinkgeld zu bekommen. Ansonsten könnten sie sich einen ganz einfachen Minijob beim Bäcker oder bei Rewe suchen“, sagt der Tiktoker. Sie hat den Eindruck, dass mittlerweile nur noch junge Leute Trinkgeld geben, die selbst in der Gastronomie arbeiten. „Das macht mich richtig aggressiv“, sagt sie.
In der Videobeschreibung entschärft sie ihre Aussagen etwas: „Natürlich spreche ich nicht von mega-jungen Leuten, denen vielleicht das Geld fehlt.“ Aber selbst 20-Jährige würden ihrer Meinung nach nicht einmal einen Cent Trinkgeld geben.
Deshalb übt sie scharfe Kritik an der Gen Z: „So etwas macht mich wütend. Ich finde es respektlos.“ In den Kommentaren erntet die junge Frau für ihre Schimpftirade viel Gegenreaktion. „Ich arbeite auch in der Gastronomie und finde es irgendwie fragwürdig, Trinkgeld zu erwarten“, schreibt eine Person. Das Ganze ist freiwillig und nur weil der Job hart ist, heißt das nicht, dass andere einen dafür entschädigen müssen.
Ein anderer Nutzer ist ähnlicher Meinung: „Ich gebe immer Trinkgeld, aber ich verstehe immer noch nicht, warum es Trinkgeld gibt. Niemand sonst bekommt einen Bonus dafür, dass er nur seinen Job macht.“
Und ein Dritter kommentierte: „In Amerika gibt es keinen Mindestlohn, das kann ich verstehen. Aber hier verdienen die Kellner ihr normales Geld für ihre Arbeit.“
Die Trinkgeldkultur aus den USA hat in Deutschland kaum Anhänger
In die gleiche Kerbe schlägt auch ein Reddit-Nutzer, der sich in einem aktuellen Thread über die veränderte Trinkgeldkultur in Deutschland beschwert. Kunden wären nun gezwungen, Trinkgeld zu geben. „Ich gebe das Trinkgeld freiwillig und nicht, weil du mich unter Druck setzt! Wir sind nicht in den USA“, sagt er wütend.
In den Kommentaren erhält der Nutzer viel Unterstützung. Gerade in Restaurants, in denen man sein Essen selbst an der Theke bestellt und abholt, verstehen viele Menschen nicht, warum sie beim Bezahlen mit Karte um Trinkgeld gebeten werden.
Ein anderer Tiktoker sieht in erster Linie Restaurant- und Cafébetreiber für die gesamte Debatte verantwortlich. Mit Blick auf Vorstellungsgespräche für einen Job in der Gastronomie kritisiert er: „Dass Ihre Mitarbeiter gute Trinkgelder bekommen, hat als Argument in Gehaltsverhandlungen absolut nichts zu suchen.“
Und selbst wenn Sie gute Tipps bekommen, liegt das daran, dass Sie einen guten Job machen. „Und dann wird es mir mit einem Mindestlohn gedankt?“ sagt der Mann empört.
Manche Kellner sind auf Trinkgeld angewiesen und schleppen sich daher im Krankheitsfall zur Arbeit. Und das hat aus seiner Sicht direkte Folgen für die Restaurantbesucher.
„Gäste, die den Laden betreten, sind wandelnde Dollarzeichen. Sie sind nur so viel wert wie das Trinkgeld, das sie geben“, erklärt er. „So sollte es nicht sein. Das Trinkgeld eines Gastes sollte ein Bonus sein.“ Das zeigt, dass in der Diskussion viele Faktoren eine Rolle spielen – und Gen Z allein nicht für die Trinkgeld-Misere verantwortlich gemacht werden kann.