Keine Vorzugsbehandlung
Ex-Präsident Sarkozy ist in Paris inhaftiert
21. Oktober 2025, 9:46 Uhr
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Er ist der erste französische Staatschef der Nachkriegszeit, der hinter Gitter kommt: Frankreichs ehemaliger Präsident Sarkozy kommt nach seiner Verurteilung in der Libyen-Affäre ins Gefängnis, um seine Haftstrafe anzutreten. Dort erwarten ihn eine Minizelle und ein Häftlingsausweis.
Frankreichs ehemaliger Präsident Nicolas Sarkozy ist ins Gefängnis gekommen, nachdem er in der Libyen-Affäre zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Der 70-Jährige kam am Morgen im Pariser Gefängnis La Santé an, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Sarkozy soll in einem speziellen Flügel des Gefängnisses für Gefangene untergebracht werden, die besonderen Schutz benötigen. Er kann auch in einer abgelegenen Gegend landen. Eine Vorzugsbehandlung erwartet er nicht.
Sarkozy war Ende September im Prozess um angebliche Wahlkampfgelder aus Libyen wegen der Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung für schuldig befunden worden. Das Gericht ordnete die vorläufige Vollstreckung des Urteils an. Das bedeutet, dass er ins Gefängnis muss, obwohl er Berufung eingelegt hat. Sarkozy hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Aufgrund seines Alters kann Sarkozy jedoch unmittelbar nach seiner Inhaftierung eine bedingte Entlassung beantragen, um seine Strafe außerhalb des Gefängnisses zu verbüßen. Eine entsprechende Regelung gilt in Frankreich für Gefangene ab 70 Jahren.
Von Macron empfangen
Wie bereits vor der Inhaftierung Sarkozys bekannt wurde, wurde der ehemalige Staatschef am Freitag im Élysée-Palast von Präsident Emmanuel Macron empfangen. Das Treffen wurde auf Anfrage vom Élysée-Palast bestätigt. Justizminister Gérald Darmanin kündigte an, Sarkozy im Gefängnis zu besuchen.
In der Libyen-Affäre geht es um den Vorwurf, dass Gelder der Führung des damaligen libyschen Staatschefs Muammar Gaddafi illegal für Sarkozys Präsidentschaftswahlkampf 2007 geflossen sein sollen. Das Pariser Strafgericht sah hierfür keine Anhaltspunkte. In seiner Urteilsbegründung ging es jedoch davon aus, dass der konservative und enge Vertraute Gaddafis durchaus versucht hatte, Gelder vom libyschen Machthaber zu erhalten.
Sarkozy kann hinter Gittern keine Vorzugsbehandlung erwarten. Egal in welchen Bereich des Gefängnisses er geht, die Zellen dort sind nicht besser und nicht schlechter als irgendwo anders im Gefängnis. Sie sind zwischen 9 und 12 Quadratmeter groß. Wie alle anderen Gefangenen erhält Sarkozy in seiner Zelle eine Dusche, einen Kühlschrank und einen Fernseher. Das Bett ist schmal und es gibt einen kleinen Schreibtisch.
Bei seiner Ankunft im Gefängnis muss sich Sarkozy der gleichen Prozedur wie alle anderen Neuankömmlinge unterziehen, wie der Sender BFMTV berichtet. Es werden Fingerabdrücke genommen und ein Foto gemacht; er erhält einen Häftlingsausweis mit Häftlingsnummer. Nach Angaben des Senders wird auch Sarkozy wie jeder neue Gefangene durchsucht, wofür er sich komplett ausziehen muss. Anschließend erhält er Hygieneartikel, Wäsche, Bettwäsche und Schreibmaterial. Sarkozy hat beschlossen, ein Buch über seine Zeit hinter Gittern zu schreiben.