Keine Ärzte in den Praxen
Kaufland beginnt mit medizinischen Behandlungen in seinen Filialen
7. November 2025, 21:51 Uhr
Artikel anhören
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Weitere Informationen
Sie kennen es: Auf dem Weg zum Geschäft bemerken Sie plötzlich eine schnupfende Nase oder ein kratziges Gefühl im Hals. Allerdings schleppen Sie sich nicht zum Hausarzt. Das könnte nun der Vergangenheit angehören. Eine Supermarktkette richtet eine Telepraxis ein.
Der Lebensmitteleinzelhändler Kaufland will seinen Kunden nun eine medizinische Behandlung ermöglichen. Gemeinsam mit den Sana Kliniken wird in einer ersten Filiale das Konzept einer Telemedizinpraxis erprobt. Dort werden Videosprechstunden mit Hausärzten angeboten. Arzthelferinnen betreuen Patienten vor Ort, berichten die „Lebensmittel Zeitung“, „Apotheke Adhoc“ und die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf Aussagen der beteiligten Unternehmen.
Die Schwarz-Gruppe hinter Kaufland erklärt, sie wolle „die Gesundheitsversorgung der Menschen vor Ort ergänzen“ und „medizinische Dienstleistungen in das Lebensumfeld der Menschen bringen“. Dort, wo sich Patienten ohnehin aufhalten, zum Beispiel beim Einkaufen, sollten sie auch ärztlichen Rat einholen. „Wir sind davon überzeugt, dass in diesem Konzept großes Potenzial steckt“, sagt ein Kaufland-Sprecher.
In den Praxen, die „S | Medical Room“ heißen und im Kaufland neben Metzgerei und Bäckerei zu finden sind, sind neben Untersuchungen durch einen per Video zugeschalteten Hausarzt auch „kleine Kontrolluntersuchungen“ möglich, beispielsweise eine Körperanalyse. Die medizinischen Spezialisten der Sana Kliniken können dabei helfen. Das Angebot können alle gesetzlich und privat Versicherten nutzen – bei Zusatzangeboten auch Selbstzahler.
Berichten zufolge ist Kaufland nicht nur Vermieter des Ladens oder der Praxisfläche. Damit vertieft das Unternehmen eine bestehende Zusammenarbeit mit den Sana Kliniken. Beide Partner betreiben bereits ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) am Hauptsitz der Schwarz-Gruppe in Neckarsulm, in dem Schwarz-Mitarbeiter behandelt werden können. Der „S | Medical Room“ in der Mosbacher Kaufland-Filiale ist offiziell eine Filiale dieses Gesundheitszentrums, steht aber jedem Versicherten offen.
Die Sana Kliniken betreiben bundesweit 46 Krankenhäuser und 57 MVZ-Einrichtungen. Kaufland betreibt in Deutschland mehr als 780 Filialen. Trotz des „großen Potenzials“ wollen die beiden Unternehmen nichts überstürzen. Mit den Erkenntnissen aus der ersten Kaufland-Praxis „werden wir später entscheiden, ob es weitere Standorte geben wird“, sagt ein Sana-Sprecher. Das System ist leicht skalierbar.
Das „Handelsblatt“ berichtete kürzlich, dass die Schwarz-Gruppe auch über den Einstieg in den Versandhandel für Medikamente nachdenke. Dies folgt der Strategie von dm. Seit Kurzem bietet die Drogeriekette in ihren Filialen auch Gesundheitsbehandlungen an. Neben Sehtests sind in den dm-Filialen auch Hautscans und Blutanalysen sowie die Beratung durch einen Online-Dermatologen möglich.
