Kaua Santos ist der Torwart der Zukunft

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Kaua Santos ist der Torwart der Zukunft
Schnappt es euch: Kaua Santos bei seinem Debüt für die Eintracht. © IMAGO/Jan Huebner

Eintracht-Kapitän Kevin Trapp fällt wochenlang aus, sein Ersatz Kaua Santos wird deshalb eine entscheidende Rolle spielen. Der Brasilianer hat die Chance, an den Stammkeeper heranzukommen.

Der knapp zwei Meter große Hüne ist erst 21 Jahre alt, aber schon ein gestandener Spieler. Kaua Santos, zweiter Torwart von Eintracht Frankfurt, ließ bei seinem überraschenden Bundesliga-Debüt am Samstagnachmittag in Wolfsburg in der Schlussphase nichts unversucht, um den knappen Vorsprung irgendwie zu halten. Als Abwehrspieler Arthur Theate in der sechsten Minute der Nachspielzeit zu Boden sackte, griff der Frankfurter Torwart sofort ein.

Er spürte offensichtlich den Krampf seines Kollegen. Also hob er die Beine seines Teamkollegen hoch und beugte seine Füße, wie man das eben so macht. Und als Theate wieder auf den Beinen war, fand Santos beim Anstoß einfach keinen Mitspieler, dem er den Ball zuspielen konnte, also musste sich der Schlingel etwas mehr Zeit lassen.

Viel Ballast abgeworfen

Kurze Zeit später war der 2:1-Sieg beim VfL Wolfsburg perfekt, und der brasilianische Torwart lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und schlug die Hände vors Gesicht. Viel Schwere fiel von ihm ab, viel Schwere und Anspannung – und das, obwohl er in den 45 Minuten zuvor cool wie ein Eisblock gewirkt hatte. Erstaunlich cool.

Dass der Tag X irgendwann kommen würde, war klar, aber manchmal hat man wenigstens etwas Zeit, sich auf sein erstes Bundesligaspiel vorzubereiten. Bei Kaua Santos mussten 15 Minuten zur Halbzeit und ein paar Aufwärmschüsse des eingewechselten Igor Matanovic genügen, weil sich Stammspieler Kevin Trapp kurz vor dem Halbzeitpfiff bei einem Abstoß am rechten Oberschenkel verletzt hatte. Schnell war klar, dass die Nummer eins im Frankfurter Tor nicht weitermachen konnte und es sich nicht nur um eine leichte Zerrung handelte.

Und so kam es: Die Muskelverletzung ist so schwerwiegend, dass die Eintracht mehrere Wochen auf ihren Kapitän verzichten muss. „Es ist nicht meine erste Verletzung und wie immer sehe ich es als Chance, härter zu arbeiten, um stärker zurückzukommen“, kommentierte der 34-Jährige.

Nun hängt alles von Kaua Santos ab, der seit Kurzem auch offiziell die Nummer zwei ist, weil „wir die großen Entwicklungsschritte und das große Talent sehen“, wie Trainer Dino Toppmöller knapp zwei Tage vor der Partie sagte.

Und der in Vassouras bei Rio de Janeiro geborene und in der renommierten Akademie des brasilianischen Traditionsklubs Flamengo ausgebildete Ballfänger machte seine Sache ausgesprochen gut, ruhig, souverän, souverän. Einmal fing er sogar einen langen Ball 30, 35 Meter vor dem Tor mit der Brust, seine Würfe saßen gut, er war fußsicher und bei Flanken ein absoluter Fels in der Brandung, was natürlich auch an seinen 1,96 Metern liegt. „Er strahlt richtig was aus“, stellte Robin Koch fest.

Vorstellungskraft ist vorhanden

Viele gefährliche Bälle musste der Keeper, der vor gut einem Jahr für 1,5 Millionen Euro zum Verein gewechselt war, nicht abwehren, aber das kann er nicht. Der Eindruck, dass da ein richtig guter Torwart heranwächst, ist durchaus vorhanden. „Für ihn war das ein besonderer Moment“, sagte Sportdirektor Markus Krösche. „Er hat das sehr, sehr gut gemacht und Ruhe ausgestrahlt.“ Und auch seine Nervenstärke überrascht den Manager nicht: „Er hat einfach brasilianisches Selbstbewusstsein“, sagte Krösche schmunzelnd. „Und durch seine Körpergröße eine gewisse Ausstrahlung.“ Auch Trainer Toppmöller lobte den Vorzeigeathleten für sein „mutiges“ Spiel, war aber nicht sonderlich überrascht. „Er hat das gemacht, was wir im Training sehen.“

Und wie das dieser Tage so ist, ist in Foren und sozialen Netzwerken bereits von einer Wachablösung die Rede – nachdem der Südamerikaner erst ein halbes Spiel absolviert hat. Dass Santos die Zukunft gehört und er aufgebaut werden soll, ist klar, was verständlich und richtig ist. Kevin Trapp ist 34 Jahre alt, und auch wenn Torhüter in diesem Alter noch nicht an ein Karriereende denken müssen, geht er in die letzte Phase seiner Karriere.

Wie lange er in Frankfurt die Nummer eins sein wird, wird von seinen Leistungen abhängen. In der vergangenen Saison, gibt er zu, seien diese nicht so toll gewesen. Davor aber überdurchschnittlich. Und: Trainer Toppmöller hat Trapp nicht aus Spaß zum Kapitän gemacht, sondern um ihm Selbstvertrauen zu geben und ihn zu stärken.

Trapp ist auch ein Gesicht der Eintracht, eine Figur, mit der sich jeder identifizieren kann. Es ist also nicht zu erwarten, dass die Götterdämmerung bereits begonnen hat – selbst wenn Kaua Santos einen guten Job macht. Läuft alles normal, wird Kevin Trapp in sechs bis acht Wochen wieder zwischen den Pfosten stehen.

Dafür muss er Leistung bringen, denn ein junger Mann aus Brasilien könnte ihm gefährlich nahe kommen.

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