Katar fordert Zurückhaltung
Konflikt zwischen Pakistan und Taliban eskaliert
12. Oktober 2025, 16:49 Uhr
Artikel anhören
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Weitere Informationen
Das Verhältnis zwischen den Nachbarländern Afghanistan und Pakistan ist angespannt. Beide Seiten greifen sich immer wieder gegenseitig an. Bei den jüngsten Vorfällen kommen viele Menschen ums Leben.
Die Spannungen zwischen Afghanistan und der benachbarten Atommacht Pakistan eskalieren: Nach Angaben beider Länder wurden bei Kämpfen an der Grenze Dutzende Soldaten getötet. Kabul und Islamabad machen sich gegenseitig für die Konfrontation verantwortlich. Sowohl Katar als auch Saudi-Arabien und der Iran riefen laut Medien zur Zurückhaltung auf.
Der Sprecher der in Kabul herrschenden islamistischen Taliban, Sabihullah Mujahid, berichtete, dass 58 pakistanische Soldaten getötet worden seien. Zudem seien nach seinen Angaben vorübergehend 20 Grenzkontrollstellen im Nachbarland übernommen worden. Er sprach von „Vergeltungsmaßnahmen“ Afghanistans. Er teilte Journalisten außerdem mit, dass auch neun afghanische Soldaten gestorben seien. Afghanistan stellte auf Wunsch Katars die Kämpfe ein, Pakistan jedoch nicht.
Nach Angaben des pakistanischen Militärs wurden 23 Soldaten getötet. Im Gegenzug seien „mehr als 200 Taliban-Kämpfer und verbündete Militante“ getötet worden. Die Angaben beider Seiten konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Medien in Pakistan berichteten unter Berufung auf Sicherheitsquellen, dass pakistanische Soldaten die Kontrolle über 19 Grenzkontrollpunkte übernommen hätten. „Wir werden bei der Verteidigung Pakistans keine Kompromisse eingehen“, sagte Premierminister Shehbaz Sharif. Sein Land schloss die Grenzübergänge zu den Nachbarländern.
Luftangriffe auf Kabul
Das afghanische Verteidigungsministerium hatte zuvor erklärt, die Angriffe seien eine Reaktion auf „wiederholte Angriffe des pakistanischen Militärs auf die Souveränität Afghanistans“. Berichten zufolge war die afghanische Hauptstadt Kabul am späten Donnerstagabend Ziel von Luftangriffen.
Pakistan hat Berichte über eine Beteiligung weder offiziell bestätigt noch dementiert. Pakistanische Geheimdienstkreise teilten der Deutschen Presse-Agentur mit, dass die Angriffe gegen Noor Wali Mehsud, den Chef der pakistanischen Taliban (TTP), gerichtet gewesen seien. Pakistan hat seit einiger Zeit mit der zunehmenden Gewalt seitens der TTP zu kämpfen und wirft den Taliban des Nachbarlandes vor, Kämpfer auf seinem Boden zu beherbergen.
Die Machthaber in Kabul weisen die Vorwürfe zurück. Sie warfen ihrerseits der pakistanischen Seite vor, hinter den jüngsten Anschlägen des IS-Ablegers Islamischer Staat in der Provinz Khorasan (ISPK) in Afghanistan zu stecken. Diese operiert von Pakistan aus mit Unterstützung des örtlichen Militärs. Islamabad weist dies zurück.
Die Nachbarländer teilen sich eine rund 2.400 Kilometer lange Grenze, die 1893 zwischen dem damaligen Britisch-Indien und dem Emirat Afghanistan entstand. Der Verlauf der als „Durand-Linie“ bekannten De-facto-Grenze ist zwischen den Ländern umstritten.