Krankschreibung erst ab dem vierten oder fünften Tag: Das fordert der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung. Dadurch entfallen unnötige Arztbesuche und die Belastung des Gesundheitssystems könnte um 100 Millionen Euro sinken.
Eine Lockerung der Krankmeldungen könnte laut GKV-Chef Andreas Gassen zahlreiche unnötige Arztbesuche einsparen und dadurch das Gesundheitssystem deutlich entlasten.
„Die gesetzliche Möglichkeit des Arbeitgebers, die Vorlage einer Krankschreibung in den ersten drei Tagen zu verlangen, führt zu Abertausenden von Arztbesuchen, die aus unserer Sicht nicht zwingend erforderlich sind“, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Kassenärztlicher Leiter zur Löschung der Ausnahme
Nach den gesetzlichen Regelungen sind ein Arztbesuch und die Vorlage einer Krankschreibung nur dann erforderlich, wenn ein Arbeitnehmer länger als drei Kalendertage krank ist. Eine Abweichung von dieser Regelung ist im Lohnfortzahlungsgesetz jedoch zulässig: „Der Arbeitgeber ist berechtigt, die Vorlage des ärztlichen Attests früher zu verlangen“, heißt es dort. Bereits nach ein bis zwei Tagen kann der Arbeitgeber eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) beantragen.
Gassen plädierte dafür, diese Ausnahme von der Regel aus dem Gesetz zu streichen. „Eine allgemeine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erst ab dem vierten Tag hätte eher den Wert eines echten ärztlichen Attests und nicht eines ‚Formulars‘“, sagte er.
116 Millionen Krankmeldungen jährlich
Der KBV-Chef diskutierte auch darüber, die bisherige Frist von drei Tagen auf vier oder fünf Tage anzuheben. „Uns geht es um eine Wartezeit, die der verantwortliche Mitarbeiter zu verantworten hat“, argumentierte Gassen. Bei einer Fristverlängerung müsste die Krankmeldung spätestens am fünften oder sechsten Tag eingereicht werden.
Jährlich werden Gassen zufolge rund 116 Millionen Krankschreibungen ausgestellt. Rund 35 Prozent davon würden maximal drei Tage dauern. Würden diese wegfallen, würden dem Gesundheitssystem 1,4 Millionen Arbeitsstunden oder Kosten von 100 Millionen Euro eingespart.