Abgelegene Städte, vernachlässigte Bewohner, enorme Zerstörung: Jamaika, Kuba und andere betroffene Karibikstaaten kämpfen mit den Folgen des Hurrikans Melissa, der nun in der Nähe von Bermuda vorbeiziehen soll.
In Jamaika versuchen Rettungskräfte zu Fuß und teilweise mit Macheten, mehr als 130 durch Hurrikan Melissa blockierte Straßen zu räumen. „Im Moment geht es darum, den Menschen Lebensmittel zu bringen und den Verletzten zu helfen“, sagte Bildungs- und Informationsministerin Dana Morris Dixon. Die Lage im Westen des Landes sei „schockierend“. Auch zwei Tage nach Durchzug des Sturms sind zahlreiche Gemeinden in dem Karibikstaat noch immer von der Außenwelt abgeschnitten.
Aufgrund der Verwüstung liegen den Behörden keine offizielle Zahl der Todesopfer für Jamaika vor. Zahlreiche mögliche Leichen wurden gemeldet. Allerdings ließen sich diese Angaben aufgrund der schwierigen Bedingungen vor Ort nicht verifizieren, sagte der Minister. Nach Angaben der Polizei starben auf der 2,8 Millionen Einwohner zählenden Insel mindestens neun Menschen, berichteten lokale Medien.
In der Küstengemeinde Black River seien bis zu 90 Prozent der Dächer von Häusern zerstört worden, sagte Premierminister Andrew Holness. „Black River ist das, was man als Ground Zero bezeichnen würde“, sagte er. „Die Menschen versuchen immer noch, die Zerstörung zu verstehen.“
Vermisste Menschen in Haiti
Der Hurrikan verursachte schwere Überschwemmungen in Haiti. Berichten zufolge wurden mindestens 25 Menschen getötet und 18 wurden vermisst. Besonders betroffen war der Süden des Landes.
In Kuba versuchten Menschen, mit schwerem Gerät Straßen freizumachen. Das Militär rettete Menschen, die in abgeschnittenen Gemeinden gestrandet waren und von Erdrutschen bedroht waren. In Kuba wurden keine Todesfälle gemeldet. Der Zivilschutz brachte mehr als 735.000 Menschen im Osten des Landes in Sicherheit, die nun in ihre Heimat zurückkehren konnten.
Einer der stärksten registrierten Hurrikane
„Melissa“ traf am Dienstag (Ortszeit) erstmals als Hurrikan der Kategorie 5 auf Jamaika. Nach Angaben des US Hurricane Center (NHC) war es einer der stärksten Hurrikane, die jemals den Atlantik getroffen haben. Es verursachte Sturmfluten, verheerende Winde und heftige Regenfälle. Die Regierung erklärte die Insel zum Katastrophengebiet.
Am selben Tag traf der Sturm dann mit Hurrikanstärke 3 auf Kuba. „Melissa“ zog dann am Mittwoch mit Windgeschwindigkeiten der niedrigsten Kategorie 1 über die Bahamas.
Der Vorhersage zufolge sollte der inzwischen als Kategorie 2 eingestufte Hurrikan am Donnerstagabend (Ortszeit) in der Nähe von Bermuda vorbeiziehen.
