Der FC Bayern München bleibt das Nonplusultra – und lässt befürchten, dass es in der Bundesliga zu einem einseitigen Titelrennen kommt. Der Rekordmeister besiegte Borussia Dortmund dank beeindruckender Tore von Harry Kane (22. Minute) und Michael Olise (79. Minute) mit 2:1 (1:0), der BVB-Treffer durch Julian Brandt (85. Minute) kam zu spät.
Es war das erste Mal seit dem 1. April 2023, dass der sogenannte „Klassiker“ auch das Duell zwischen der ersten und zweiten Mannschaft der Bundesliga war. Nominell ist es ein Spitzenspiel, ein Showdown zweier Schwergewichte – doch zunächst war es ein Kampf zweier Teams, die in völlig unterschiedlichen Gewichtsklassen kämpften. Denn der FC Bayern zeigte zu Beginn des Abends eine Leistung, wie schon so oft in den herausragenden ersten Saisonwochen.
Nur Kobel kann den FC Bayern bremsen
Vom Anpfiff an zeigte der Rekordmeister und Tabellenführer eine enorme Dominanz. Niko Kovac hatte die Dortmunder defensiver aufgestellt als üblich; Er entfernte einen Stürmer, um das zentrale Mittelfeld durch einen dritten Mann zu verstärken. Aber nichts davon hat geholfen. Die Bayern drückten sofort und kombinierten mit viel Selbstvertrauen durch das BVB-Bollwerk. Gregor Kobel musste in der 3. Minute erstmals gegen Joshua Kimmich parieren – weitere Male sollten folgen.
Die Stärke der Bayern lag auch darin, dass Kane nicht nur als Torschütze, sondern auch als Spielmacher in der eigenen Hälfte agierte. Der Stürmer leitete mit einem Dribbling im eigenen Strafraum eine Doppelchance ein und öffnete damit das gesamte Feld. Es folgte ein toller Angriff, an dessen Ende Kobel zunächst den Schuss von Michael Olise und dann den Nachschuss von Luis Diaz abwehrte (11.).
Kane drängt Guirassy und geht per Kopf in Führung
Der BVB konnte die Bayern-Rolle nicht stoppen, schaffte es aber irgendwie, ohne Gegentreffer zu bleiben. Doch die Mannschaft von Vincent Kompany beherrscht nicht nur die Kunst des Fußballs während des laufenden Spiels, sondern auch die Kunst des Ballbesitzes im Ruhezustand. Und einer davon führte zur Führung: Kane köpfte nach einer Ecke von Kimmich aus kurzer Distanz zum 1:0 (22.). Aber das Ziel sorgte durchaus für Diskussionen.
Bayerns Harry Kane macht das 1:0
Im Luftduell der beiden Teams schob Kane Serhou Guirassy mit beiden Händen mühelos weg und verschaffte sich so den entscheidenden Raum. Vermeintlich harmlos, aber da beide hoch in der Luft waren, hatte der Dortmunder keine Chance, seine Position zu halten, was bedeutete, dass sich Kane einen entscheidenden Vorteil verschaffte – das Schiedsrichterteam sah jedoch keinen Grund, das Tor nicht anzuerkennen. Nicht falsch, aber es lohnt sich, darüber zu reden. Aber auch Nico Schlotterbeck sagte bei „Sky“: „Für mich liegt es im Rahmen der Regeln.“
Dortmund freute sich zunächst über das Ergebnis, reagierte dann
Dennoch war die dominante Leistung des FC Bayern, der mehr als verdient in Führung ging, eine Erwähnung wert. Und trotz der vermeintlichen Unzufriedenheit über den ungestraften Kane-Vorstoß dürfte das Ergebnis die Tatsache des Spiels gewesen sein, mit der der BVB zur Halbzeit zufrieden sein musste. Denn Olise traf den Pfosten (36.) und Diaz und Kimmich vergaben eine Top-Doppelchance der Bayern (40.).
48 Minuten und 27 Sekunden blieb der BVB ohne Torschuss – und hätte dann fast den Ausgleich geschafft. Nach einem Freistoß von Julian Ryerson hatte Felix Nmecha einen Kopfball aus fünf Metern, den er aber knapp am Tor von Manuel Neuer vorbeischob (49.). Der Startschuss für ein ausgeglicheneres Spiel als die zunächst völlig einseitige erste Halbzeit?
Tatsächlich war Dortmund nun deutlich besser im Spiel und schaffte es vor allem, den FC Bayern vom eigenen Tor fernzuhalten. Guirassy hatte dann sogar die erste BVB-Chance des Spiels, doch sein Schuss aus zehn Metern war viel zu hoch (58.). Dann konnte Dayot Upamecano im letzten Moment einen Schuss von Karim Adeyemi parieren (62.).
Der BVB steht kurz vor dem Ausgleich, dann zögert Bellingham etwas zu lange
Eine Halbzeit lang war es ein Kraftakt des FC Bayern, doch mit dem Pausenpfiff endete die Dominanz der Kompany-Mannschaft. Der Vorsprung war wackelig, aber ein Ausrutscher verhinderte den Sturz. Kimmich machte einen schweren Fehler, woraufhin Adeyemi einen freien Schuss hatte, aber das Gleichgewicht verlor, gegen sein Bein schoss und zu Boden ging – der BVB vergab in diesem Moment eine Riesenchance zum Ausgleich (65.).
Dortmund arbeitete an der Wende, hätte die Entscheidung dann aber fast selbst getroffen. Kane leitete das Spiel erneut mit einem herausragenden Pass über das Feld ein und schickte Diaz, dessen Flanke etwa einen Meter vor der Torlinie von Jobe Bellingham gestoppt wurde – doch Olise lief dem Ballversuch des Dortmunders genau in den Weg und ins Tor (78.). Die Bayern erkämpften sich durch Drücken und Schieben eine 2:0-Führung.
Brandt trifft zu spät, der FC Bayern vor dem perfekten Dutzend
Und letztendlich der Sieg. Doch er geriet erneut in Gefahr, als Brandt wenige Sekunden nach seiner Einwechslung mit seiner ersten Ballberührung aus kurzer Distanz den Anschlusstreffer erzielte (85.). Am Ende blieb für den BVB die Erkenntnis, dass sich die Leistung in der zweiten Halbzeit deutlich gesteigert hatte, unter dem Strich aber die erste Niederlage dieser Bundesliga-Saison. Mit dem nunmehr vierten Tabellenplatz hat die Kovac-Mannschaft auch ihren Status als Verfolger der Bayern vorerst verloren.
Die Frage ist allerdings, ob München (fünf Punkte vor RB Leipzig) überhaupt einen Verfolger hat. In der Bundesliga gab es sieben Siege in sieben Spielen, insgesamt war es der elfte Erfolg im elften Pflichtspiel. Am kommenden Mittwoch wollen die Bayern das Dutzend in der Champions League gegen den FC Brügge (21 Uhr) komplettieren, während der BVB am Vortag beim FC Kopenhagen (21 Uhr) wieder in die Erfolgsspur zurückkehren soll.