Aus der Serie:
Fünf vor acht
Russlands Jugend gilt als konformistisch und indoktriniert. Dass das nicht stimmt, beweist die Straßenmusikerin Diana Loginova. Und wird dafür vermutlich einen hohen Preis zahlen müssen.
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Eigentlich sollte es in diesem Text um etwas ganz Seltenes gehen: eine positive Geschichte Russland. Aus einem Land, das unter der Herrschaft von Wladimir Putin immer tiefer in dunkle Zeiten abgleitet. Die Idee entstand Anfang September. Bei der Recherche bin ich auf Telegram auf die Chatgruppe der 18-jährigen Straßenmusikerin und Musikstudentin Diana Loginova, auch bekannt als Naoko aus Sankt Petersburg, Frontfrau der Gruppe Stoptime, gestoßen.
Stoptime spielen verbotene Lieder russischer Exilkünstler. Von Musikern, die das russische Justizministerium zu ausländischen Agenten und Extremisten erklärt hat. Auf Telegram postete Naoko immer den Ort des nächsten spontanen Auftritts in Sankt Petersburg. Manchmal sang Naoko auf dem pompösen Newski-Prospekt oder auf dem stets überfüllten Sennaja-Ploschtschad-Platz. Stets gut sichtbar für Passanten und auch die Polizei, die sie zunächst überraschend freiließ.