Wenn der VfL Wolfsburg am Dienstagabend (11.11.2025) in Lyon spielt, treffen nicht nur zwei bisher ungeschlagene Teams in der Champions League aufeinander, sondern auch Nationalspielerin Jule Brand trifft auf ihr altes Team. Und der junge Stürmer scheint pünktlich zu sein „Besonderes Duell“ ihre Rolle im französischen Star-Ensemble gefunden zu haben.
Sie dribbelt durch den gegnerischen Strafraum, liefert über das gesamte Spielfeld präzise Vorlagen, pünktlich zum Duell mit ihrem Ex-Verein, dem VfL Wolfsburg. Die 23-jährige Brand wartet immer noch auf ihr erstes Tor in der französischen Division 1, erzielte jedoch am siebten Spieltag beim 5:1-Sieg in Montpellier (7. November) eines. Das Debüt scheine nun gelungen zu sein, auch weil die Mannschaft es ihr sehr leicht gemacht habe, sich wohl zu fühlen, sagte die Nationalspielerin.
Nach drei Jahren in Wolfsburg entschied sich Brand im Sommer, beim französischen Spitzenklub Olympique Lyonnais Lyonnes (OL Lyonnes) einen Vertrag bis 2028 zu unterschreiben. „Ich möchte auf dem Feld zeigen, was ich kann. Ich möchte mit der Mannschaft Titel gewinnen.“sagte Brand bei der Ankündigung und bisher ist die Stürmerin auf einem guten Weg dorthin. Nach sieben Spielen hat die Mannschaft von Trainer Jonatan Giraldez ein Maximum von 21 Punkten und ein Torverhältnis von 31:5.
Brand ist in dieser Saison mit Lyon noch ungeschlagen
Dass Wolfsburgs Kapitänin Alexandra Popp ihre Mannschaft vor dem Duell nicht als Favoritin sieht, ist klar: „Wir müssen uns in alles hineinstürzen und versuchen, uns den Spaß am Spiel zu nehmen und selbst die Nadel zu setzen. Wir müssen sehen, ob uns das gelingt.“ Nach zwei Spielen liegen die Niedersächsinnen punktgleich (sechs Punkte) mit den Franzosen auf dem dritten Platz der Champions League, einen Platz und ein Tor vor den vermeintlichen Favoriten.
Doch während Jule Brand in Frankreich zum perfekten Zeitpunkt ihre Torjägerqualitäten wiederentdeckt, steckt der deutsche Bundesliga-Rekordmeister in der Krise. Am 10. Spieltag (8. November) verlor die Mannschaft von Trainer Stephan Lerch knapp mit 2:3 gegen Eintracht Frankfurt. Es war die zweite Saisonniederlage und der Vorsprung auf Spitzenreiter Bayern München wuchs zu Beginn der Saison auf sechs Punkte. In Frankreich ist Lyon jedoch das Maß aller Dinge.
Nationalspieler freue mich auf „bekannte Gesichter“
Wie die gebürtige Germersheimerin bereits im Begrüßungsvideo ihres neuen Vereins betonte, ist die Mentalität in Lyon auf einem besonders hohen Niveau. Das Team gewann achtmal die Königsklasse, zehnmal den Pokal und 18mal die französische Liga. Für Sentimentalität bleibt vor dem Duell in Lyon also keine Zeit, worüber sich auch der Deutsche im Klaren ist: „Ich hatte dort tolle drei Jahre. Es ist schön, bekannte Gesichter wiederzusehen. Es wird ein gutes Spiel und ich freue mich darauf.“
Nicht immer einfache Zeiten: Jule Brand feiert eines ihrer 22 Tore für Wolfsburg
Von „bösem Blut“ keine Spur nach der nicht immer einfachen Zeit in Wolfsburg, als Ralf Kellermann, Leiter Frauenfußball beim VfL Wolfsburg, die Stürmerin öffentlich kritisierte. Im Dezember 2023 sagte der 57-Jährige: „Sie hat keine Konstanz in ihrer Leistung, deutet immer wieder ihr Potenzial an, hat aber noch keinen Weg gefunden, dieses Potenzial zuverlässig auf den Platz zu bringen. Außerdem fehlt ihr das Erfolgserlebnis.“
„Golden Girl“-Auszeichnung stoppt Feuer in Wolfsburg
Brand stimmte damals teilweise mit ihrem Sportdirektor überein und äußerte sich selbstkritisch. Nachdem die Offensivspielerin im Oktober 2022 die Auszeichnung „Golden Girl“ als beste U21-Spielerin Europas erhalten hatte, wurde sie „Mir wurde klar, dass ich etwas zu verlieren hatte – und dass es Erwartungen an mich gab.“ Anstatt aufzugeben, kämpfte sich die Fußballerin aus einem zwischenzeitlichen Formtief heraus und verabschiedete sich 2025 mit fünf Toren und fünf Assists aus dem deutschen Oberhaus.
Es sollte die Komfortzone verlassen und zu einem der stärksten Teams Europas gehören. Trainiere und konkurriere jeden Tag mit der ehemaligen Weltfußballerin Ada Hegerberg, der Verteidigungsexpertin Wendie Renard und der Olympiasiegerin Lindsey Stapel. „Ich respektiere das Ganze, freue mich aber auch sehr darauf.“Brand beschrieb ihre Gefühle nach der Ankündigung ihres Wechsels. Eine Veränderung, die sich offenbar schon vor dem eigentlichen Transfer positiv auf den Deutschen ausgewirkt hatte.
Mit Wolfsburg gegen Lyon: Jule Brand spielte 2024 gegen ihre aktuelle Kollegin Damaris Egurrola
Spätestens seit der Europameisterschaft im Sommer hat die Nationalspielerin ihr fußballerisches und kämpferisches Können erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Zwei Tore in fünf Spielen – dazu sagte DFB-Vizekapitän Sjoeke Nüsken: „Wenn sie auf dem Platz souverän ist, ist sie unschlagbar.“ Und die deutsche Nummer 22 in der Schweiz war nicht nur offensiv, sondern auch defensiv unschlagbar. Im Viertelfinale gegen Frankreich gewann sie 18 von 34 Duellen – mehr als jede andere Spielerin auf dem Platz. Eine Qualität, die auch gegen Wolfsburg äußerst wertvoll sein könnte.
