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Jürgen Klopp: „Andere zu gut“ – Klopp rät Nagelsmann zum Abschied vom WM-Titel

Bundestrainer Julian Nagelsmann will Weltmeister werden – und formuliert dieses Ziel seit dem EM-Aus im vergangenen Jahr im Viertelfinale. Jürgen Klopp glaubt nicht an solche Ziele. Er hat andere Vorschläge. Aus gutem Grund, wie er sagt.

Jürgen Klopp rät der deutschen Fußballnationalmannschaft, sich für die WM 2026 keine allzu großen Ziele zu setzen. Bundestrainer Julian Nagelsmann habe „eine ganz, ganz tolle Mannschaft, vor allem, wenn die Verletzten alle da sind“, sagte Klopp dem „Kicker“. „Allerdings sollten wir uns von dem Gedanken verabschieden, dass wir das Ding gewinnen müssen, wenn wir am Turnier teilnehmen.“ Nagelsmann hatte mehrfach angekündigt, bei der WM in den USA, Kanada und Mexiko den Titelgewinn anzustreben.

Für den langjährigen Mainz-, Dortmund- und Liverpool-Trainer Klopp ist die Fixierung auf den Enderfolg unverständlich. „Ich kenne oder verstehe die genauen Gründe nicht, warum das so sein sollte und warum wir alles neu überdenken müssen, wenn wir im Halbfinale oder Viertelfinale ausscheiden“, sagte der derzeitige Fußballchef von Red Bull. „Andere Länder sind dafür einfach zu gut, sei es Frankreich oder Spanien. Oder England, das mit dem, was es zur Verfügung hat, in den letzten Jahren mehr hätte gewinnen können.“

Um die deutsche Nationalmannschaft mache er sich zunächst „keine Sorgen“. „Die Qualität der Spieler und vor allem der Trainer ist hoch genug“, zeigte er sich überzeugt. Deshalb sei er „sehr optimistisch. Von mir hört man aber trotzdem nicht, dass wir das Ding gewinnen. Zwei Dinge sind wichtig: Natürlich müssen wir uns erst einmal qualifizieren, und dann müssen wir uns in das Turnier hineinentwickeln, wie es bei der Heim-EM 2024 der Fall war. Auch wenn die nackte Leistung mit dem Aus im Viertelfinale nicht so überragend war, hat es Spaß gemacht, dabei zuzuschauen. Und darum geht es im Fußball für uns alle.“

Klopp führt die Talentdebatte im deutschen Fußball an

Der 58-Jährige widersprach Eintracht Frankfurts Sportdirektor Markus Krösche, der meinte, Deutschland habe zu wenige Spezialisten auf dem Platz. „Ich glaube nicht, dass es hilft, wenn wir Fachkräfte ausbilden“, sagte Klopp. „Mein perfekter Außenverteidiger ist ein Rechtsaußen, der nicht genug Tore schießt. Meine perfekte Acht ist eine Zehn, die richtig arbeiten will. Meine perfekte Sechs ist eine Acht, die auch das große Ganze sieht und Spaß an Zweikämpfen hat.“ Viel wichtiger ist, dass mehr Talente im deutschen Profifußball ankommen.

In diesem Zusammenhang wiederholte Klopp seinen bereits in einem Interview mit WELT AM SONNTAG geäußerten Vorschlag für eine U21-Liga in Deutschland, um Fußballer beim Übergang von der Jugend ins Erwachsenenalter besser zu unterstützen. Die Topklubs reagierten zuletzt verhalten auf die Idee. Klopp sagte, er stehe in Kontakt mit den Verantwortlichen der DFL und des DFB. „Die Offenheit ist absolut da, aber irgendwann müssen auch die Vereine mitmachen – alle“, betonte er.

pk/dpa

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