Berlin. Der CDU-Politiker ist seit Wochen Zielscheibe pro-palästinensischer Aktivisten. Grund dafür ist sein pro-israelisches Engagement.
Unbekannte haben in der Nacht zum Montag die Fassade und die Hofeinfahrt des Privathauses von Kultursenator Joe Chialo (CDU) in Pankow mit roter Farbe besprüht. Das bestätigte die Polizei dieser Redaktion auf Anfrage. Zudem wurden mehrere Schilder mit den Aufschriften „Genocide Joe Chialo“ und „Meet The Demands“ angebracht. Dies ist eine klare Anspielung auf die angebliche Völkermorddie pro-palästinensische Aktivisten und Kritiker Israel im Gazastreifen vorwerfen. Der Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen, eine Verbindung zur pro-palästinensischen Szene liegt nahe.
„Mir fehlen die Worte für das, was hier passiert“, sagte der Berliner Militärrabbiner Shlomo Afanasev auf der sozialen Plattform X (ehemals Twitter). „Kultursenator Joe Chialo hat unsere volle Unterstützung, aber es ist schockierend, dass er jetzt Persönlicher Schutz und braucht eine Schutzzone vor der eigenen Haustür. Was ist das für eine Welt geworden? Das ist einfach nur krank.“
Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) verurteilte den Farbangriff auf Chialos Haus aufs Schärfste. Auf X (ehemals Twitter) schrieb er: „jede Grenze„Die Mindeststrafe für den Anschlag ist überschritten. Der Anschlag zeige, dass sich die Täter damit von jeder Diskussion disqualifiziert hätten. „Umso wichtiger ist es jetzt, die Strukturen dahinter aufzubrechen“, so Wegner weiter. „Wir werden auch mit allen rechtlichen Mitteln gegen diejenigen vorgehen, die aus politischen Motiven Menschen angreifen, Angst schüren wollen oder der Meinung sind, internationale Konflikte müssten auf unseren Straßen in Berlin ausgetragen werden.“ Bei der Vergabe staatlicher Gelder sei daher dringend eine Demokratieklausel nötig. Es dürften keine Steuergelder an Feinde der Demokratie gehen.
Der Angriff auf das Haus von @ChialoJoe überschreitet jede Grenze. Es zeigt, dass sich die Täter damit von jeder Diskussion disqualifizieren. Umso wichtiger ist es jetzt, die Strukturen dahinter aufzubrechen. 1/4
— Kai Wegner (@kaiwegner) 23. September 2024
Joe Chialo ist seit langem das Ziel pro-palästinensischer Proteste
Wegen seiner proisraelischen Ansichten war Chialo in den vergangenen Tagen immer wieder Zielscheibe propalästinensischer Aktivisten. Hintergrund ist die von ihm angestrebte Demokratieklausel in der Kultur, die dafür sorgen soll, dass Antisemiten und andere Extremisten keine Fördermittel für Projekte mehr aus der Staatskasse erhalten. Kritiker sehen darin allerdings eine willkürliche Unterdrückung antiisraelischer und propalästinensischer Meinungen.
Konkret hatte Chialo für Oktober 2023 die Rückzahlung von Krediten angekündigt, die eigentlich noch bis 2025 liefen. Finanzierung ins Neuköllner Kulturzentrum „Oyoun“, weil dort umstrittene Veranstaltungen stattfanden. Wenige Wochen nach den Hamas-Anschlägen vom 7. Oktober hatte dort ein der antiisraelischen BDS-Bewegung nahestehender Verein sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Der Fall wird nun juristisch aufgearbeitet und beschäftigt das Oberverwaltungsgericht.
Joe Chialo musste unter Polizeischutz von der Bühne geführt werden
Vor gut zwei Wochen wurde Chialo wegen dieser Entscheidung bei der Wiedereröffnung des Zentrums für Kunst und Urbanistik in Moabit angegriffen. Vor dem Eingang warteten rund 40 pro-palästinensische Demonstranten auf ihn. Nach Angaben der Polizei skandierte die Gruppe verbotene Parolen gegen den Kultursenator, beleidigte ihn, schikanierte ihn und Pyrotechnik gezündet. Chialo musste schließlich unter Polizeischutz von der Bühne geführt werden. Bei früheren Auftritten des Kultursenators hatten Aktivisten immer wieder den Erhalt des Kulturzentrums gefordert.
Kurz darauf beklagte sich Chialo gegenüber dem „Spiegel“ über eine „zunehmend aggressive Brutalisierung der Auseinandersetzungen“. Er sagte dem Magazin: „Es scheint sich alles um radikale Linke und selbsternannte Unterstützer der Die Hamas stellen ihr einseitiges und verzerrtes Weltbild zur Schau, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.“