Krise in der Fahrradbranche
Der Freiburger Sponsor JobRad streicht massiv Stellen
5. November 2025, 19:34 Uhr
In der Corona-Zeit erlebt die Dienstfahrrad-Leasing-Branche einen Boom. Danach sinkt die Nachfrage dramatisch. Räder werden zu Dumpingpreisen verkauft und die Produktion gedrosselt. Die Krise am Fahrradmarkt trifft nun auch einen der bekanntesten Firmenfahrrad-Leasinganbieter.
Die sinkende Nachfrage nach Diensträdern führt zu einem Stellenabbau bei der Leasinggesellschaft JobRad. Ein Sprecher kündigte an, dass rund ein Fünftel der Stellen gestrichen werde. Eine genaue Zahl nannte er nicht. „Dieser vorgesehene Umfang und die konkrete Umsetzung werden nun im Rahmen des geplanten Verhandlungsprozesses mit dem Betriebsrat besprochen.“ Die JobRad GmbH mit Sitz in Freiburg beschäftigt 850 Männer und Frauen. Zuvor hatten mehrere Medien über den Stellenabbau berichtet.
JobRad ist seit der Saison 2023/24 Haupt- und Trikotsponsor des SC Freiburg. Ob sich das Sparprogramm auch auf die Partnerschaft mit dem Verein auswirkt, wollte das Unternehmen nicht kommentieren.
Der Sprecher sagte weiter, größtmögliche Transparenz und ein Dialog auf Augenhöhe mit den Mitarbeitern seien ein zentrales Anliegen der Geschäftsführung. Deshalb bezog die Geschäftsführung die Mitarbeiter frühzeitig in die anstehenden Veränderungen ein.
Der Mitteilung zufolge wurden alle Mitarbeiter Ende September darüber informiert, dass aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage und der anhaltenden Konsolidierung im Fahrradmarkt eine Anpassung der Personalstruktur erforderlich sei. Seitdem befindet sich die Geschäftsführung in intensiven Gesprächen mit dem Betriebsrat.
Die Fahrradbranche konsolidiert sich
JobRad ist einer der bekanntesten Dienstrad-Leasing-Anbieter in Deutschland. Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist robust und zukunftssicher. „Ziel der Geschäftsführung bleibt es, das Unternehmen so aufzustellen, dass JobRad langfristig wirtschaftlich erfolgreich bleibt und die Wachstums- und Innovationschancen auch in der Zukunft aktiv nutzt“, hieß es in einer Mitteilung.
Nach eigenen Angaben arbeitet das Unternehmen im Leasingbereich mit mehr als 7.200 Fahrradgeschäften in Deutschland zusammen. Die Vorteile des Leasings für Händler liegen auf der Hand: Viele Menschen kaufen teure Fahrräder, die sie sonst nicht kaufen würden, um sich so erhebliche Ersparnisse zu sichern. Insgesamt wurden bereits zwei Millionen Diensträder auf die Straße gebracht. Derzeit sind in Deutschland rund eine Million Fahrräder vorrätig.
Im vergangenen Jahr habe die gesamte JobRad-Gruppe einen Umsatz von knapp 1,4 Milliarden Euro erzielt, sagte ein Sprecher. Neben Deutschland ist die Gruppe auch in Österreich mit einem eigenen Unternehmen aktiv. Im September 2024 wurde der belgische Marktführer im Fahrradleasing, Cyclis Bike Lease, übernommen, der auch in den Niederlanden tätig ist. Dies war ein weiterer bedeutender Schritt in Richtung internationales Wachstum. Auch andere europäische Märkte würden beobachtet, sagte der Sprecher.
Dem Verband zufolge musste die Branche nach dem Boom während der Corona-Zeit in Deutschland deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen. Die Zahl der verkauften Fahrräder sank von rund 5 Millionen im Jahr 2022 auf 3,85 Millionen im vergangenen Jahr. Die Folge waren hohe Lagerbestände, teilweise Dumpingpreise und eine vorübergehende Reduzierung der Produktion.
