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Joachim Nagel: „Zutiefst besorgt“ – Bundesbank-Chef warnt vor politischer Einflussnahme

Bundesbankpräsident Joachim Nagel nahm in New York eine Auszeichnung der US-amerikanischen Denkfabrik Foreign Policy Association (FPA) entgegen. In seiner Dankesrede sagte Nagel: „Ich bin zutiefst besorgt über die jüngste politische Kritik an den Zentralbanken.“ Dies geht über die üblichen und hilfreichen öffentlichen Diskussionen hinaus und stellt die Integrität einer Institution in Frage, die den Interessen der Menschen und dem langfristigen Nutzen der Wirtschaft dienen soll. Ohne Vertrauen in die Geldpolitik beginnt das Fundament der Stabilität zu bröckeln.

Nagel forderte Europa kürzlich auf, die Unabhängigkeit der US-Notenbank zu unterstützen, und kritisierte Donald Trumps Forderungen nach starken Zinssenkungen. Der US-Präsident hat die Federal Reserve wiederholt zu einer deutlich lockereren Geldpolitik aufgefordert und auch Fed-Chef Jerome Powell scharf kritisiert.

Als Kernprinzip nannte Nagel nun die Unabhängigkeit der Zentralbanken. Sie ist entscheidend für Stabilität, Vertrauen und sozialen Zusammenhalt. Als warnende Beispiele nannte er die „Große Inflation“ in den USA von 1965 bis 1982 und die hohe Inflation in der Türkei im Jahr 2022, die durch die Forderung von Präsident Recep Tayyip Erdogan nach niedrigen Zinsen angeheizt wurde.

Damit eng verbunden ist die Unabhängigkeit und Verlässlichkeit der Statistik. Nagel kritisierte, dass gewählte Beamte die Zuverlässigkeit wichtiger Wirtschaftsdaten offen in Frage stellten, wenn diese nicht zur Ansicht der Regierung passten. Verlässliche Statistiken sind jedoch das Rückgrat einer soliden Geldpolitik.

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