Kickers Offenbachs Trainer Kristjan Glibo schaltet vor dem Duell, das für ihn zum Finale werden könnte, auf Kampfmodus und appelliert an die Fans
Normalerweise dauern die Pressekonferenzen vor Spielen der Offenbacher Kickers nur drei bis vier Minuten. Diesmal redete Trainer Kristjan Glibo deutlich länger – und das nicht nur, weil er sich ausführlich zu den vielen Ausfällen äußerte. Der in der Kritik stehende Trainer des Fußball-Regionalteams schaltete vor dem Heimspiel gegen den SC Freiburg II (Freitag, 19 Uhr) auf Kampfmodus, verteidigte seine Arbeit und rief gleichzeitig zur Solidarität auf.
„Ich möchte, dass wir den Weg gemeinsam gehen“, sagte der 43-Jährige, für den das Spiel zum Finale werden könnte. „Das ist ein toller Verein. Ich komme jeden Tag sehr gerne hierher.“ Aufgrund der jüngsten Trainingseindrücke ist er sich sicher, dass sich die Mannschaft im Duell zwischen dem 13. (19 Punkte) und dem Elften (21 Punkte) „zerreißen“ wird. Das muss sie wohl, denn die Ausgangslage ist äußerst ungünstig. Während die Breisgauer Erstligisten dreimal in Folge siegten und zuletzt gegen den TSV Steinbach Haiger ein 0:2 in ein 3:2 verwandelten, kassierte der OFC bei den jüngsten Niederlagen gegen Trier (1:2) und in Walldorf (3:4) nicht zum ersten Mal in dieser Saison späte Gegentore.
Der Trainer machte deutlich, dass dies an mangelnder Cleverness, nicht aber an mangelnder Fitness liege. Die Zahlen würden das beweisen. In Walldorf liefen sieben OFC-Spieler mehr als zehn Kilometer, zwei davon sogar zwölf. „Das sind Spitzenwerte“, sagte Glibo. „Allerdings waren wir in den entscheidenden Momenten nicht am richtigen Ort oder haben die falschen Entscheidungen getroffen.“ Der Trainer nannte dafür auch einen Grund: „Unser Dilemma ist, dass wir nicht die Topspieler aufs Feld bekommen.“ Diese Aufgabe untermauerte er auch mit Zahlen: Marco Kehl-Gómez, Kapitän des Tabellenführers SGV Freiberg, spielte 1.300 Minuten, so viele wie OFC-Kapitän Maximilian Rossmann, Mittelfeldspieler Marc Wachs und Stürmer Ron Berlinski zusammen. Insgesamt sei die Personalsituation „der pure Wahnsinn, so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte der Deutsch-Kroate. „Ich fühlte mich wie der Leiter einer Reha-Klinik.“ Zumal das Trainerteam freiwillig die Aufgaben des seit Monaten krankheitsbedingt fehlenden Athletik- und Fitnesstrainers Dominic Palmer übernommen hatte. Auch Glibo hat sich schon lange einen Fitnesstrainer gewünscht, weil es einfach zu viele Verletzte gibt, die betreut und trainiert werden müssen.
Aktuelle schlechte Nachricht: Boubacar Barrys Knöchelverletzung ist so schwerwiegend, dass er dieses Jahr nicht mehr spielen kann. Immerhin: Berlinski, der sich in Walldorf einen Außenbandriss zugezogen hatte, trainierte nach einer zweitägigen Pause mit Schmerzmitteln und einem Tape-Verband und gab für Freitag den Daumen hoch. Damit fallen gegen Freiburg „nur“ zehn Spieler aus.
Mindestens ein halbes Dutzend talentierte Spieler werden im Kader stehen, außerdem der ehemalige Kickers-Profi Sascha Korb, der seit dieser Saison als Scout tätig ist und eigentlich nur in der Reserve spielt. Er sei körperlich nicht in der Verfassung, in der Startelf zu stehen oder gar durchzuspielen, aber er sei „durch und durch OFCer“, betonte Glibo. Als Führungsspieler ist er auch für die Kabine wichtig, zumal er vor allem die Jungs aus der U21 kennt. „Ein oder zwei von ihnen werden zum ersten Mal spielen. Ich bin mir sicher, dass sie ihr Herz auf dem Platz lassen werden.“ Aufgrund dieser Konstellation werde „die volle Unterstützung“ des Publikums „mehr denn je“ benötigt. Glibo möchte, dass „das ganze Stadion jede Aktion feiert. Jeder muss das Feuer spüren.“ (Christian Düncher)
