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Jan Böhmermanns Ausstellung löst BKA-Aktion aus
Der umstrittene ZDF-Entertainer Jan Böhmermann moderiert eine Ausstellung in Berlin. Auch Beamte des Bundeskriminalamtes zeigten Interesse an einer Installation des Satirikers.
Das Haus der Kulturen der Welt (HKW) ist in der Regel ein Ort gepflegter Hochkultur. Es liegt idyllisch an der Spree im Berliner Tiergarten, direkt neben dem Kanzleramt. ZDF-Entertainer Jan Böhmermann hat es nun neben diese Herzenskammer der Macht geschafft: Mit seiner Ausstellung „Die Möglichkeit des Unvernünftigen“ ist er bis zum 19. Oktober ins HKW eingezogen. Die Organisatoren sprechen von einer „Übernahme“.
Das unverwechselbare Logo der Ausstellung: eine Wurst. Weil Böhmermanns Ziel sei es, „die Gesellschaft zu schützen“, wie er selbst den Leitgedanken seiner „Residenz“ am HKW beschreibt. Die „Korridore des (…) Erforschbaren (…) müssen erweitert werden“, heißt es vielversprechend weiter.
Allerdings hat der Entertainer die Gänge so weit verbreitert, dass seine Ausstellung letzte Woche das Bundeskriminalamt (BKA) auf den Plan rief. Dies bestätigt dies Stern sowohl das HKW als auch das BKA.
Jan Böhmermann schreibt einen Brief an die Kanzlerin
Der Grund: ein langweiliges Teleskop auf dem Dach des HKW. Beigefügt ist ein laminierter Brief Böhmermanns an die Kanzlerin. Darin schreibt er, dass er an einem benachbarten Turm einen Spiegel angebracht habe – angeblich mit Genehmigung des Bundesinnenministeriums. Dieser 1,5 Meter mal 0,5 Meter große Spiegel ist so ausgerichtet, dass Ausstellungsbesucher mit dem Teleskop in Merz‘ Büro und auf seinen Balkon blicken können.
In etwa diesen Blick auf das Kanzleramt haben Besucher der Ausstellung, wenn sie durch das Teleskop auf dem Dach des HKW blicken © Stern
„Vielleicht gibt es in den nächsten drei Wochen Gelegenheit, einander zuzuwinken!“ die satirischen Hoffnungen. „Wir haben nur einander!“
Böhmermann schien damit gerechnet zu haben, dass seine Installation die Sicherheitsbehörden auf den Plan rufen könnte. In dem Brief heißt es: „Keine Sorge: Dies ist keine geheime Spionageaktion, sondern eine neue Art der Begegnung ‚auf Augenhöhe‘ zwischen dem Souverän und seinem mächtigsten Vertreter – also Ihnen.“
Das Corpus Delicti: die Installation „Auf Augenhöhe“ von Jan Böhmermann © Stern
Trotz des freundlichen Briefes scheinen die BKA-Beamten besorgt gewesen zu sein. Die Anlage müsse „inspiziert“ werden, sagt ihm ein BKA-Sprecher Stern mit. Schließlich haben Sie einen Personenschutzauftrag nach dem Bundeskriminalamtgesetz.
Ging es für Jan Böhmermann und sein Team also vor allem um die Wurst? Kaum. Viel werden die BKA-Mitarbeiter bei ihrem Ausstellungsbesuch nicht gesehen haben: Die Fenster des Bundeskanzleramts sind verspiegelt; Der installierte Spiegel war viel zu weit entfernt und zu klein, um einen Blick in Merz‘ Büro zu ermöglichen.
Eine völlig unvernünftige Versuchsanordnung – ganz im Sinne des Ausstellungsthemas „Die Möglichkeit der Unvernunft“.