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Italien erlässt Haftbefehl gegen den österreichischen Investor Benko

Für den Finanzjongleur René Benko wird es eng. Nach den Auseinandersetzungen mit Gläubigern hat die italienische Justiz nun den österreichischen Gründer des insolventen Handels- und Immobilienkonzerns Signa im Visier. Am Dienstag erließ die Staatsanwaltschaft von Trent einen Haftbefehl gegen Benko. In Italien wurden weitere Personen festgenommen, darunter der Bozner Wirtschaftsberater Heinz Peter Hager und die Bürgermeisterin von Riva del Garda, Cristina Santi. Alle stehen unter Hausarrest. Italienische Medien berichten, dass im Bozner Rathaus eine Polizeidurchsuchung im Gange sei.

Am Dienstag wurden insgesamt hundert Durchsuchungen bei weiteren Personen durchgeführt, gegen die ermittelt wurde. Zielgruppe waren Unternehmen und öffentliche Einrichtungen in den Provinzen Trient, Bozen, Brescia, Mailand, Pavia, Rom und Verona sowie im Ausland. Die vom Bezirksgericht Trient auf Ersuchen der Staatsanwaltschaft erlassene Maßnahme sei das Ergebnis einer komplexen Untersuchung der italienischen Polizei und der Steuerpolizei.

Benko schwächte es ab: „Gegen Herrn Benko wird kein europäischer Haftbefehl vollstreckt. „Herr Benko wird weiterhin – wie bisher – uneingeschränkt mit allen nationalen und internationalen Behörden kooperieren und ist zuversichtlich, dass etwaige Vorwürfe gegen ihn als unzutreffend geklärt werden können“, sagte Benkos Anwalt Norbert Wess in einer ersten Stellungnahme gegenüber der Austria Presse Agentur.

Ermittlungen gegen 77 Personen

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Trient werden den Personen unter anderem Bildung einer kriminellen Vereinigung, Ausschreibungsmanipulation, rechtswidrige Parteienfinanzierung, unzulässige Einflussnahme, Betrug und rechtswidriger Bezug von Vorteilen zum Nachteil des Staates vorgeworfen. Zu den weiteren Vorwürfen zählen verschiedene Verstöße gegen die öffentliche Verwaltung, darunter Korruption, unzulässige Anstiftung, Offenlegung von Amtsgeheimnissen und Unterlassung von Amtshandlungen sowie Verstöße gegen Steuervorschriften im Zusammenhang mit der Ausstellung von Rechnungen über tatsächlich nicht getätigte Geschäfte. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Im Rahmen umfangreicher Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Trient zu verschiedenen Immobilienprojekten in Norditalien laufen auch Ermittlungen in Südtirol. Die Ermittlungen betreffen Projekte aus den Jahren 2018 bis 2022. Insgesamt sind 77 Personen von den Ermittlungen betroffen, darunter elf Beamte der öffentlichen Verwaltung sowie Manager und Beamte von Kommunen und Investmentgesellschaften, Angehörige der Polizei, Freiberufler und eine Reihe von Beamten aus dem Süden Tiroler Unternehmer. Italienischen Medienberichten zufolge wurden bisher neun Personen unter Hausarrest gestellt.

Einige der untersuchten Personen beeinflussten und kontrollierten Entscheidungen der öffentlichen Verwaltung, insbesondere im Bereich der Bauspekulation in Trentino-Südtirol. Die beteiligten Unternehmer sollen sich zur Verfügung gestellt haben, um den Wahlkampf der Kommunalverwaltung zu finanzieren und anschließend Konzessionen, vereinfachte Verfahren und Konzessionen für ihre Immobilienprojekte zu erhalten. Als gesetzlicher Vertreter einiger Unternehmen ist auch Heinz Peter Hager an diesen Ermittlungen beteiligt. Er ist Präsident der Waltherpark AG. Er ist seit mehr als zehn Jahren Partner von Benko. Der Unternehmensberater ist seit Jahren an vielen Immobilienprojekten beteiligt. Hohe Bekanntheit erlangte er durch das Projekt „Waltherpark“ in Bozen. „Heinz Peter Hager hat den Ermittlern volle Kooperation angeboten und drückt großes Vertrauen in die Justiz aus“, teilte die Pressestelle des bekannten Bozner Wirtschaftsprüfers mit.

Benko hat umfangreiche Geschäftsaktivitäten in Italien rund um den Gardasee und in Bozen aufgebaut. Vor etwas mehr als einem Jahr begann die Insolvenz des undurchsichtigen und komplizierten Konglomerats aus Handelsunternehmen, Immobilien- und Medienbeteiligungen.

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