Israels führende Militäranwältin Jifat Tomer-Jerushalmi hat ihren Rücktritt im Zusammenhang mit einem durchgesickerten Video aus Israels berüchtigtem Sde-Teiman-Gefängnis eingereicht. Seit Beginn des Gaza-Krieges äußerte sie immer wieder Kritik am Vorgehen der Armee im Gazastreifen.
Der Clip, der im August letzten Jahres auf Channel 12 ausgestrahlt wurde, soll zeigen, wie israelische Soldaten einen palästinensischen Gefangenen verprügeln.
Die Militäranwältin im Rang eines Generalmajors reichte ihren Rücktrittsantrag am Freitag während eines Treffens mit dem israelischen Generalstabschef Ejal Zamir ein, berichtete die Times of Israel.
Tomer-Jeruschalmi wurde vor ein paar Tagen beurlaubt, nachdem die Polizei eine Untersuchung des letztjährigen Videolecks eingeleitet hatte.
Die Behörde untersucht auch die mögliche Beteiligung von Militärstaatsanwälten an der Weitergabe des Videos einer Überwachungskamera im Sde-Teiman-Gefängnis, berichteten israelische Medien.
In ihrem Rücktrittsschreiben soll Tomer-Jeruschalmi die Verantwortung für die Weitergabe des Videos übernommen haben, schrieb die Times of Israel.
Demnach soll sie der Veröffentlichung des Clips zugestimmt haben, weil sie „der Falschpropaganda gegen die Militärjustizbehörde entgegentreten“ wollte, zitierte die Zeitung aus dem Dokument.
Verteidigungsminister Katz vertritt eine harte Linie
Kurz vor Bekanntgabe des Rücktrittsgesuchs schrieb Verteidigungsminister Israel Katz auf X, er habe entschieden, dass die oberste Militäranwältin nicht auf ihren Posten zurückkehren werde.
© REUTERS/Amir Cohen/Archive
Auf die konkreten Vorwürfe gegen Tomer-Jerushalemi ging er nicht näher ein. Er schrieb lediglich, dass es „angesichts der Schwere des Verdachts und der Sensibilität der Position“ keinen Grund gebe, Tomer-Yerushalemi wieder einzustellen.
Er kündigte außerdem an, dass „alle, die an der Diffamierung israelischer Soldaten beteiligt sind, zur Rechenschaft gezogen werden.“
Mehrere Warnungen vor Kriegsverbrechen
Tomer-Jeruschalmi hatte in der Vergangenheit immer wieder vor möglichen illegalen Aktionen israelischer Soldaten im Gaza-Krieg gewarnt.
Ihre Behörde leitete Ermittlungen gegen Soldaten wegen mutmaßlicher Verbrechen wie Plünderungen und Gewalt gegen Zivilisten ein. Sie warf Soldaten außerdem vor, palästinensische Gefangene in Sde Teiman misshandelt zu haben.
Berichte über unmenschliche Bedingungen für palästinensische Häftlinge in israelischem Gewahrsam sind an der Tagesordnung. Als besonders berüchtigt gilt das Internierungslager auf dem Militärstützpunkt Sde Teiman nahe der Wüstenstadt Beersheva.
Israels Militär bringt gefangene Kämpfer und Kader der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen dorthin sowie palästinensische Zivilisten, denen es Verbindungen zur Hamas vorwirft. (dpa)
 
			 
					