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Israel wartet auf die Geiseln – und auf Donald Trump

Israel wartet auf die Geiseln – und auf Donald Trump

Der Waffenstillstand im Gazastreifen hielt bisher wie vereinbart. Vor diesem Hintergrund reist der amerikanische Präsident Trump nach Israel und nimmt anschließend an einem „Friedensgipfel“ in Ägypten teil. Allerdings bleibt es fraglich, ob er dort ein Kriegsende verkünden kann.


Aktualisiert

Ein Plakat in Tel Aviv, das Donald Trump mit dem persischen Herrscher Kyros II. aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. vergleicht.

Hannah Mckay/Reuters

In Israel laufen die Vorbereitungen für die Rückkehr der Geiseln und den Besuch von Donald Trump auf Hochtouren. Die israelische Regierung geht davon aus, dass die Hamas die restlichen 20 noch lebenden Entführten am frühen Montagmorgen an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben wird. Am Freitagabend besuchte Benjamin Netanjahu das größte Krankenhaus Israels, wo die Geiseln unmittelbar nach ihrer Übergabe behandelt wurden. Es wird länger dauern, bis die Hamas die Überreste der 28 anderen Geiseln findet.

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Am Montagmorgen um 9:20 Uhr Ortszeit wird der amerikanische Präsident am Flughafen Tel Aviv landen. In der Knesset wird Trump Benjamin Netanyahu und Angehörige der Geiseln treffen. Um 11 Uhr spricht er vor dem israelischen Parlament. Anschließend wird Trump in den ägyptischen Badeort Sharm al-Sheikh fliegen, wo ein „Friedensgipfel“ stattfinden wird, bei dem arabische und europäische Regierungschefs über die Zukunft des Gazastreifens beraten werden.

Es könnte das letzte Mal sein, dass sie sich auf dem „Geiselplatz“ versammeln, um zu demonstrieren: Demonstranten am Samstagabend in Tel Aviv.

Hannah Mckay/Reuters

Bisher haben sich Israel und Hamas nur auf die erste Phase des Waffenstillstands geeinigt. Offizielle Vertreter der israelischen Regierung haben noch nicht von einem Ende des Krieges gesprochen und betonen, dass der jüdische Staat jederzeit erneut angreifen könne, wenn sich die Hamas nicht an die Auflagen halte. Diese sehen nach dem ursprünglichen Trump-Plan die Entwaffnung der Islamisten vor. Verteidigungsminister Israel Katz sagte am Sonntag, dass Israel nach der Rückführung der Geiseln die Zerstörung der verbleibenden Tunnel der Terrorgruppe im Gazastreifen vorbereite. Dies solle sowohl direkt durch die israelische Armee erfolgen als auch „durch den internationalen Mechanismus, der unter der Führung und Aufsicht der USA aufgebaut wird“, sagt Katz.

Trump genießt in Israel großen Respekt

Das Straßenbild Israels verändert sich in Erwartung der beiden großen Ereignisse. Während am Sonntag am Straßenrand zwischen Tel Aviv und Jerusalem amerikanische Flaggen gehisst wurden, verschwanden an anderen Orten gelbe Flaggen, die an das Schicksal der Geiseln erinnern sollten. An mehreren Orten im ganzen Land wurden große Trump-Plakate aufgehängt. Darüber steht auf Englisch: „Cyros the Great lebt!“

Die von der evangelischen Organisation „Friends of Zion“ finanzierte Plakataktion spielt auf König Kyros II. an, der im sechsten Jahrhundert v. Chr. das Persische Reich bis zum Mittelmeerraum ausdehnte. Der Bibel zufolge befreite Cyrus die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft, ermöglichte ihnen die Rückkehr in ihre Heimat und half ihnen beim Bau des Zweiten Tempels in Jerusalem.

Dass Trump bei vielen Israelis großen Respekt genießt, wurde am Samstagabend auf dem „Geiselplatz“ in Tel Aviv deutlich, als Steve Witkoff, Jared Kushner und Trumps Tochter Ivanka vor Zehntausenden Israelis sprachen. Die Menge rief wiederholt „Danke, Trump“ und „Danke, Witkoff“. Als sich der amerikanische Sondergesandte Witkoff jedoch auf der Bühne bei Benjamin Netanyahu bedankte, brachen die Demonstranten in laute Buhrufe aus. Viele der Demonstranten werfen ihrem Premierminister vor, den Krieg aus politischen Gründen zu verlängern und die Rückkehr der Geiseln zu verzögern.

„Friedensgipfel“ mit unklarem Ausgang

Der seit Freitag um 12 Uhr Ortszeit geltende Waffenstillstand im Gazastreifen gilt bislang. Gemäß der Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas zogen sich die israelischen Soldaten auf eine zuvor festgelegte Linie zurück. Nach eigenen Angaben kontrolliert das Militär noch immer 53 Prozent der Fläche des Gazastreifens. Nach dem israelischen Rückzug sind Tausende vertriebene Palästinenser aus dem Süden in den Norden des Gazastreifens und in die Stadt Gaza zurückgekehrt. Viele von ihnen kehren in eine Trümmerwüste zurück, ihre Häuser liegen in Trümmern.

Die Kriegsparteien müssen noch über die nächsten Phasen des Waffenstillstands verhandeln. Am Ende der Gespräche soll neben der Entwaffnung der Hamas auch eine neue Regierung für den Gazastreifen stehen. Israelische Sicherheitsexperten und arabische Regierungsvertreter halten es für unwahrscheinlich, dass die in Gaza ansässige islamistische Gruppe alle ihre Waffen abgeben wird.

Aufgrund der nach wie vor großen Differenzen zwischen Israel und der Hamas ist es fraglich, ob Trump beim „Friedensgipfel“ in Scharm al-Scheich ein Durchbruch gelingt. Laut dem ägyptischen Präsidenten Abdelfatah al-Sisi, der das Treffen gemeinsam mit Trump ausrichtet, zielt das Treffen darauf ab, den Krieg im Gazastreifen zu beenden und „eine neue Ära regionaler Sicherheit und Stabilität einzuleiten“. Allerdings ist unklar, wie das am Montag gelingen wird. Obwohl voraussichtlich bis zu 20 Staats- und Regierungschefs aus Europa und dem Nahen Osten teilnehmen werden, wurden keine Vertreter aus Israel eingeladen.

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