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Israel positioniert sich klar auf der Seite der Kurden

Israel positioniert sich klar auf der Seite der Kurden
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Israels Außenminister spricht sich offen für die Kurden in Syrien aus. Im Gegensatz dazu plant die Türkei, die Kurden in diesem Land zu untergraben und so neue Realitäten zu schaffen.

Damaskus – Die Lage in Syrien bleibt unübersichtlich. Neben lokalen Akteuren engagieren sich weiterhin auch andere Länder in dem vom Krieg zerrütteten Land. Neben der Türkei hat auch Israel in den Konflikt eingegriffen und will nach dem Sturz von Machthaber Bashar al-Assad eine immer größere Rolle spielen und fordert gleichzeitig einen stärkeren Schutz der Kurden in Syrien.

„Ich habe die Notwendigkeit betont, die Sicherheit der kurdischen Minderheit in Syrien zu gewährleisten, die immer noch angegriffen wird. „Die Kurden haben tapfer gegen die Terrorgruppe ISIS gekämpft und die internationale Gemeinschaft muss ihren Schutz vor Angriffen radikaler Islamisten gewährleisten“, sagte der israelische Außenminister Gideon Sa’ar am Sonntag auf einer Pressekonferenz. Auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte sich zur neuen Lage in Syrien. Der Zusammenbruch des Assad-Regimes bietet neue Chancen. Allerdings gibt es auch Gefahren. „Wir senden eine Hand des Friedens an alle außerhalb unserer Grenzen in Syrien: die Drusen, die Kurden, die Christen und die Muslime, die in Frieden mit Israel leben wollen.“

Israel und Türkiye unterstützen verschiedene Gruppen in Syrien

Israel und die Türkei verfolgen eine unterschiedliche Politik gegenüber den Kurden. Konflikte zwischen den beiden Ländern sind daher vorprogrammiert. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan versucht, in Nordsyrien neue Realitäten zu schaffen – und das ganz offen. „Ich möchte, dass Sie wissen, dass wir als Türkiye keine Schritte zulassen werden, die unsere nationale Sicherheit und Interessen gefährden würden“, sagte Erdogan auf X. Laut Erdogan will die „separatistische Terrororganisation“ die Gelegenheit nutzen. Gemeint sind vor allem die autonome Selbstverwaltung Nord- und Ostsyriens sowie die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF), in denen neben Kurden auch Araber sowie Christen und andere Minderheiten vertreten sind. Auch in Syrien dürften Großmachtphantasien für Erdogan eine Rolle spielen.

Israel positioniert sich klar auf der Seite der Kurden
In Syrien besteht die Gefahr einer Eskalation zwischen der Türkei und Israel. © dpa

Angriff pro-türkischer Dschihadisten derzeit unwahrscheinlich

Eine offene Konfrontation zwischen Israel und der Türkei ist derzeit jedoch unwahrscheinlich. Erdogan hat im Zuge des Gaza-Krieges besondere Feindseligkeit gegenüber Israel zum Ausdruck gebracht – es ist derzeit jedoch unwahrscheinlich, dass seine verbündete Syrische Nationalarmee (SNA) israelische Truppen angreifen wird. „Man muss auch prüfen, wie weit Israels Unterstützung für die kurdisch geführten SDF im Norden gehen wird; „Ich bin sehr pessimistisch“, sagt der deutsch-kurdische Journalist Scharo Maroof in einem Interview IPPEN.MEDIA.

Die Lage im Land bleibt derzeit unübersichtlich, auch wenn die Regierung in Syrien völlig zusammengebrochen ist und Machthaber Baschar al-Assad inzwischen nach Moskau geflohen sein soll. Auch auf syrischem Boden hat Israel eine Pufferzone eingerichtet. Ziel sei es, „die Sicherheit der Gemeinden auf den Golanhöhen und der israelischen Bürger zu gewährleisten“, heißt es in einer Erklärung des israelischen Militärs.

Türkiye könnte die Bewaffnung der Kurden als Eskalation sehen

Sollte Israel jedoch die Demokratischen Kräfte Syriens im Norden des Landes militärisch unterstützen, könnte Erdogan reagieren und damit eine Eskalation riskieren. Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi (AA) Unterdessen kritisierte Israel seine jüngsten Angriffe auf einen Militärstützpunkt in Damaskus. „AA-Aufnahmen zeigen, dass Israel nicht einmal veraltete Waffen in Syriens neuer Armee tolerieren wird“, titelt die Nachrichtenagentur am Montag. Die Bewaffnung der Kurden und damit der SDF bei gleichzeitiger Schwächung des neuen syrischen Militärs würde Ankara verärgern – mit unabsehbaren Folgen.

Kurden fordern einen Waffenstillstand in Syrien unter UN-Kontrolle

Die kurdisch dominierte autonome Selbstverwaltung im Norden und Osten Syriens fordert nicht umsonst einen Waffenstillstand im ganzen Land. Bei dem jüngsten Angriff einer türkischen Drohne wurden in Ain Issa elf Zivilisten, darunter sechs Kinder, getötet.

„Wir fordern einen umfassenden Waffenstillstand in ganz Syrien unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen. Nun müssen die Voraussetzungen für einen konstruktiven Dialog geschaffen werden, der das Land in Sicherheit führt und den Grundstein für einen Staat legt, auf den sich alle Syrer formal und inhaltlich einigen können. „Wir reichen allen Akteuren die Hand, sowohl innerhalb Syriens als auch in den Nachbarländern“, heißt es in einer Erklärung der Selbstverwaltung. (erpe)

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