Seit Wochen gibt es Anzeichen für einen israelischen Gegenangriff auf den Iran. Nun bombardierten die israelischen Streitkräfte mehrere Ziele, vor allem militärische Einrichtungen. Es wurden keine Atom- oder Ölanlagen getroffen.
Israel hat in der Nacht zum Samstag militärische Ziele im Iran angegriffen. „Als Reaktion auf die monatelangen anhaltenden Angriffe des iranischen Regimes auf den Staat Israel führen die israelischen Streitkräfte derzeit gezielte Angriffe auf militärische Ziele im Iran durch“, sagte das israelische Militär.
Das israelische Fernsehen sagte, Dutzende Kampfpiloten seien an den Angriffen beteiligt gewesen. Nach Angaben des israelischen Militärs trafen diese „Anlagen zur Produktion von Raketen, die der Iran letztes Jahr auf Israel abgefeuert hatte“. Die Raketen stellten eine direkte und unmittelbare Bedrohung für die Bürger des Staates Israel dar.
Israel erklärt, die Angriffe seien beendet
In der Erklärung heißt es außerdem, das Militär habe Boden-Luft-Raketensysteme und iranische Einrichtungen angegriffen, die die Fähigkeit Israels, aus der Luft zu operieren, einschränken sollten. Einem US-Beamten zufolge waren die iranische Ölinfrastruktur oder Nuklearanlagen jedoch keine Ziele der israelischen Militäraktion.
Am frühen Morgen erklärte ein Militärsprecher, die Angriffe seien beendet. Die Kampfflugzeuge kehrten sicher nach Israel zurück. Alle Missionsziele wurden erreicht.
Das genaue Ausmaß des Schadens ist unklar
Iranische Medien sprachen von „begrenzten Schäden“ an Militärstützpunkten nach den Luftangriffen. Wie die Nachrichtenagentur Tasnim berichtete, wurden unter anderem in der Hauptstadt Teheran und den Provinzen Khuzestan und Ilam Flugabwehranlagen aktiviert. Genauere Informationen gab es zunächst nicht.
In der Nacht berichteten iranische Staatsmedien über Explosionsgeräusche in der Gegend um Teheran. Auch in der Stadt Karaj kam es zu Detonationen.
Offenbar auch Angriffe auf Ziele in Syrien
Nach Angaben der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana wurden auch militärische Einrichtungen in Zentral- und Südsyrien angegriffen. Die Raketen kamen aus Richtung der von Israel besetzten Golanhöhen und des Libanon und einige von ihnen hätten abgefangen werden können. Israel hat einen Angriff auf Syrien noch nicht bestätigt.
Vergeltung voraussichtlich seit Anfang Oktober
Nachdem der Iran Anfang Oktober rund 200 Raketen auf Israel abgefeuert hatte, wurde mit einem Vergeltungsschlag Israels gerechnet. Dennoch versuchten die USA und andere Länder, auf eine Beruhigung der Lage hinzuwirken. US-Außenminister Antony Blinken warnte am Mittwoch, dass die Vergeltung Israels nicht zu einer weiteren Eskalation führen dürfe
Das Weiße Haus in Washington erklärte, die USA seien vorab über die Angriffe informiert worden. US-Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris verfolgten die Entwicklungen. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin habe mit seinem israelischen Amtskollegen Yoav Gallant telefoniert, teilte das Pentagon mit. Biden hatte Israel davor gewarnt, iranische Atom- oder Ölanlagen anzugreifen. Die USA, Israels wichtigster Geber und Waffenlieferant, würden das nicht unterstützen.
Folgt nun ein iranischer Gegenangriff?
Im April reagierte der Iran auf einen israelischen Angriff in Syrien und feuerte Raketen auf Israel ab. Doch schon damals wurden die meisten iranischen Raketen von Israel, dem US-Militär und anderen Verbündeten abgefangen. Israel reagierte mit Luftangriffen auf den Iran, eine weitere Eskalation kam jedoch nicht.
Eine offizielle Stellungnahme Irans zu den neuen Angriffen Israels liegt bislang nicht vor. Die staatliche Nachrichtenagentur Tasnim, die als Sprachrohr der iranischen Revolutionsgarden gilt, berichtete unter Berufung auf Insider, Teheran behalte sich das Recht vor, auf den Angriff Israels zu reagieren. Iran ist darauf vorbereitet. „Es besteht kein Zweifel daran, dass Israel eine angemessene Antwort auf sein Vorgehen erhalten wird“, wurde ein Insider zitiert.
Bettina Meier, ARD Tel Aviv, tagesschau, 26. Oktober 2024 6:44 Uhr