KÖLN. Die Jury des Deutschen Fernsehpreises hat das ARD-Fernsehformat „Die 100“ für den diesjährigen Deutschen Fernsehpreis nominiert. Der öffentlich-rechtliche Sender gehe damit „mit der direkten Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger“ neue Wege. Moderator Ingo Zamperoni treffe stets den richtigen Ton und sorge dafür, „dass die Atmosphäre stets fair und sachlich bleibt. Darüber hinaus punktet das Format mit einer guten journalistischen Aufbereitung“, heißt es in der Begründung der Jury.
„Die 100 – Was Deutschland bewegt“ mit @Ingo_Zamperoni – um 21:15 Uhr im Ersten zum Thema „Ist die AfD eigentlich ein Problem für die Demokratie?“: https://t.co/qVxDusRLJk pic.twitter.com/Fxbj0m5EYJ
— Der Erste (@DerErste) 16. September 2024
Das seit November vergangenen Jahres laufende ARD-Programm war zuletzt scharfer Kritik ausgesetzt gewesen. In einer Folge mit dem Titel „Ist die AfD eigentlich ein Problem für die Demokratie?“ äußerten mehrere Internetnutzer den Verdacht, die ARD setze Laienschauspieler ein, die sich als echte Bürger ausgeben. In mehreren Fällen waren Nutzer der Plattform X Schauspielern auf die Spur gekommen; bei mindestens sechs Gästen handelte es sich um Parteipolitiker, die nicht als solche identifiziert wurden.
Prominentestes Beispiel hierfür ist der TV-Gast Michael Schleiermacher. In der Sendung wurde er als AfD-Anhänger vorgestellt, der sich im Laufe der Sendung von den Argumenten der Gegenseite überzeugen ließ und sich dann von der Partei distanzierte. Den Zuschauern wurde er lediglich als Bürokaufmann vorgestellt, ohne zu erwähnen, dass er aufgrund einer Behinderung seit Jahren nicht mehr in diesem Beruf arbeitet, sondern seit Jahren als Laienschauspieler – unter anderem als Anstellung bei einer Casting-Agentur – tätig ist.
ARD weist Vorwürfe zurück
Auch Gast Christina-Maria von Gusinski erregte bei manchen Internetnutzern Misstrauen. Sie wurde als AfD-Anhängerin vorgestellt und meinte, es sei „nicht fair, alle auszuschließen, die die AfD gewählt haben. Ich bin für eine schöne Koalition zwischen CDU und AfD“. Dass von Gusinski seit Jahren an öffentlich-rechtlichen Fernsehproduktionen wie dem ZDF-Film „Abgebrannt“ beteiligt ist, wurde dem Zuschauer verschwiegen. Auf dem Profilfoto auf ihrem Agenturprofil trägt sie die gleiche Kleidung wie in der ARD-Sendung „Die 100“.
Arne Arnemann wurde als Gast Nummer sieben vorgestellt – denn alle 100 Teilnehmer trugen eine sichtbare Nummer auf ihrer Kleidung. Die ARD bezeichnete ihn gegenüber dem Publikum als „Inklusionskünstler“ und verschwieg dabei, dass Arnemann zuvor bei einer Kommunalwahl als Kandidat der SPD angetreten war.
Die unmittelbar nach Veröffentlichung der Sendung aufgekommenen Manipulationsvorwürfe wies die ARD entschieden zurück. So schrieb etwa der Moderator der ARD-Sendung „Monitor“, Georg Restle, es handele sich um unbeabsichtigte Fehler seitens der ARD. Wer behaupte, dahinter stecke „böse Absicht“, reproduziere „Verschwörungsmythen“. (st)