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Innenminister Dobrindt hat die islamistische Gruppe „Muslim Interaktiv“ vereinsrechtlich verboten. Auch gegen zwei weitere islamistische Gruppierungen gehen die Behörden derzeit vor – diese bleiben jedoch vorerst zugelassen.
Seit den frühen Morgenstunden werden die Vereinsräume und Privathäuser der führenden Mitglieder von „Muslim Interaktiv“ durchsucht. Die Maßnahmen basieren auf Angaben von ARD-Hauptstadtstudio Und SWR fanden in Hamburg, Berlin und Hessen statt.
Mit dem Verbot wird „Muslim Interaktiv“ jede Tätigkeit untersagt, Websites und Social-Media-Konten werden abgeschaltet oder gelöscht, das Vereinsvermögen wird beschlagnahmt.
Grundlage für das Vereinsverbot ist eine umfangreiche Materialsammlung des Bundesamtes für Verfassungsschutz, an der auch mehrere Landesverfassungsschutzbehörden beteiligt waren. Die Durchsuchungen dienen der Sicherstellung weiterer Beweismittel. Muslim Interactive kann gegen das Verbot klagen.
Erfolg in einer jungen Zielgruppe
„Muslim Interactive“ spricht vor allem eine junge Zielgruppe an und verfügt über eine beachtliche Reichweite in den sozialen Medien. Der Account „Muslim Interaktiv“ auf Tiktok hat mehr als 18.700 Follower und 389.000 Likes. In den tausendfach angesehenen Clips treten junge islamistische Prediger auf. Fast 10.000 Follower folgen dem Account auf Instagram. Auch auf YouTube verfügt „Muslim Interactive“ über einen eigenen Kanal mit 19.100 Abonnenten.
Doch so modern und entspannt sich der Konzern auf den Social-Media-Kanälen präsentiert, so undurchsichtig ist die interne Organisation. Die Ersteller der Videos und Postings agieren „heimlich“, also im Verborgenen. Oft bleibt unklar, wer hinter der Kamera steckt und wer die Fäden in der Hand hält.
„Aber sie schaffen es immer wieder, auf faszinierende Weise an aktuelle Themen anzuknüpfen“, sagt ein Ermittler. Ein Beispiel: Kaum hat Deutschland die Stadtbild-Stellungnahme der Bundeskanzlerin diskutiert, diskutieren Muslime schon interaktiv über ihre Version eines Stadtbildes – unter anderem mit dem Hinweis, wenn die Menschen hierzulande verärgert seien, sollten sie einen Blick auf das „Stadtbild“ im Gazastreifen werfen.
Weltweites Kalifat als ultimatives Ziel
Das ideologische Ziel der Gruppe ist das Kalifat, also eine islamische Weltregierung mit absoluten Ansprüchen. „Muslim Interaktiv“ ist ideologisch mit der sektenähnlichen Organisation Hizb ut-Tahrir verbunden, die seit den 1950er Jahren weltweit für ein Kalifat kämpft und seit 2003 in Deutschland nicht mehr aktiv sein darf.
Darüber hinaus durchsucht die Polizei seit den Morgenstunden Objekte, die den islamistischen Vereinigungen „Reality Islam“ und „Generation Islam“ zugeschrieben werden. Sie werden jedoch nicht verboten. Sicherheitsquellen zufolge handelt es sich bei diesen beiden Gruppen um Ableger von „Muslim Interaktiv“.


