Viele junge Mädchen träumen von einem Leben als erfolgreiche Influencerin – doch der Weg zu einem Leben mit viel Geld, Reisen und teurer Kleidung ist schwieriger, als er in den sozialen Medien oft dargestellt wird. Wer könnte das glaubhafter bestätigen als Influencerin Anna Strigl, die in einem Cameo-Auftritt in „Dahoam is Dahoam“ zeigt, wie nah Schein und Realität im Influencer-Business beieinander liegen. Wir haben mit ihr gesprochen.
Allein auf TikTok folgen der Content-Erstellerin Anna Strigl mehr als zwei Millionen Menschen. Kein Wunder, dass die Österreicherin in ihrem Cameo-Auftritt bei „Dahoam is Dahoam“ (zu sehen am 30. Oktober um 19:30 Uhr im BR und in der ARD-Mediathek) aus erster Hand über ihr Leben als Influencerin sprechen kann. Im Interview mit unserer Redaktion spricht sie über die Schattenseiten der Branche.
Die 28-Jährige spricht außerdem darüber, inwieweit sie ihre Reichweite zur Sensibilisierung einsetzen möchte und beantwortet die Frage, ob sie sich nach ihrer Teilnahme an der österreichischen Tanzshow „Dancing Stars“ auch auf dem Parkett der deutschen TV-Show „Let‘s Dance“ sehen würde.
Frau StriglMussten Sie lange nachdenken, als Sie gebeten wurden, bei „Dahoam is Dahoam“ mitzumachen?
Anna Strigl: Nein, ich habe mich wirklich über die Anfrage gefreut. Wobei ich zugeben muss, dass ich „Dahoam is Dahoam“ damals noch nicht kannte (lacht). Also habe ich ein wenig recherchiert und fand das Konzept der Serie auf Anhieb richtig cool, sodass ich unbedingt dabei sein wollte.
Sie sind in einem Cameo-Auftritt zu sehen. Wie war es, sich selbst zu spielen?
Es war auf jeden Fall eine Herausforderung, sich selbst darzustellen, weil man sozusagen nur eine abgespeckte Version von sich selbst zeigen kann. Zu diesem Zeitpunkt war die Zusammenarbeit mit den Drehbuchautoren unglaublich bereichernd, weil sie einzelne Passagen so anpassen konnten, dass sie besser zu mir passten. Dabei konnte ich meinen Redestil und meine Sichtweise einbringen. Am Ende hatte meine Figur viele Zeilen, die ich mir merken musste – vor der Kamera mit textlastigen Passagen zu agieren, ist alles andere als einfach.
Für Anna Strigl hat die Schauspielerei diesen Stellenwert
In Ihrer Gastrolle zeigen Sie, wie nah Schein und Realität im Influencer-Business beieinander liegen. Inwieweit ist es für Sie persönlich, diese beiden Perspektiven aufzuzeigen?
Wer offen für das Leben als Kreativer ist, wird schnell feststellen, wie arbeitsintensiv die Branche ist. Ein Influencer zu sein ist bei weitem nicht so einfach, wie es oft scheint oder dargestellt wird. Aber ich muss auch sagen, dass ich irgendwann aufgehört habe, die Leute davon zu überzeugen, wie anstrengend das Geschäft ist. Jeder Job kann Herausforderungen mit sich bringen – doch viele Menschen außerhalb der Branche wollen nichts davon hören. Denn natürlich ist es immer einfacher, etwas zu haben, als sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Insofern habe ich beschlossen, mich auf mein Leben zu konzentrieren.
Dennoch möchte ich insbesondere junge Menschen, die in der Influencer-Branche Fuß fassen möchten, über die Risiken und Nebenwirkungen informieren. Es gibt nicht nur Glitzer und Glamour im Geschäft – es gibt auch Schattenseiten. Meiner Meinung nach muss man dafür gemacht sein. Zudem gibt es in der unmittelbaren Umgebung meist nur wenige Menschen, die den gleichen Job machen. Dadurch fühlt man sich oft alleine und braucht ein dickes Fell, das 17- oder 18-Jährige oft noch nicht haben. Online sieht das Leben von Influencern nach viel Spaß aus – doch dieser Schein trügt.
Was bedeutet Schauspielerei für Sie?
Sehr viel. Interessanterweise kam mein Einfluss von der Schauspielerei. Mein Ziel war die Schauspielerei und ich bin mit 20 sogar nach Los Angeles ausgewandert, um dort Fuß zu fassen. Aber so einfach ist das nicht. Dennoch konnte ich in den USA viel Erfahrung sammeln und bei einem Agenten arbeiten, bevor ich nach Österreich zurückkehrte, um mein BWL-Studium abzuschließen. Gleichzeitig wollte ich mich auch kreativ ausdrücken und begann, regelmäßig Videos in den sozialen Medien zu posten. Obwohl ich während meiner Schulzeit dafür gemobbt wurde, trug die regelmäßige Videoausgabe irgendwann Früchte und meine Reichweite ging plötzlich durch die Decke. Jetzt möchte ich mich wieder mehr auf die Schauspielerei konzentrieren.
So begegnet Anna Strigl dem Hass im Netz
Gibt es eine Traumrolle, die Sie eines Tages gerne spielen würden?
Ich würde wirklich gerne eine richtig knallharte Rolle im Stil von „Catwoman“ spielen, in der ich auch Stunt- und Actionszenen machen könnte. Eine solche Rolle würde meine Persönlichkeit hervorragend widerspiegeln, da ich ein durchaus risikofreudiger Mensch bin. Ich möchte diese Qualität noch mehr zeigen und vor allem junge Mädchen dazu ermutigen, etwas im Leben zu wagen. Natürlich sollte immer der Geist im Mittelpunkt stehen, aber ich möchte die Menschen ermutigen, über sich selbst hinauszugehen. In dieser Hinsicht schätze ich starke Rollen, die vermitteln, dass in Frauen mehr steckt, als oft angenommen wird.
Bei Instagram Ihnen folgen fast 600.000 Menschen TikTok mehr als zwei Millionen. Begegnen Sie Hass im Netz?
Nach der Teilnahme an „Too Hot To Handle: Deutschland“ erhielt ich viele Hassnachrichten und Kommentare. In diesem Zusammenhang ist mir bewusst geworden, dass Reality-Formate manche Menschen zum Klatschen oder Hassen anregen. Während dieser Zeit ging es mir nicht gut und ich ging zur Therapie, um mit all diesen Erfahrungen klarzukommen. Darüber hinaus habe ich gelernt, Abstand zu halten und eine klare Grenze zwischen meinem privaten und öffentlichen Leben zu ziehen. Diese Balance ist sehr herausfordernd, das merke ich bis heute.
Ihre Großeltern sind gelegentlich in Ihren Social-Media-Videos zu sehen. Machen Sie sich manchmal Sorgen über negative Reaktionen darauf?
Ich entscheide sehr sorgfältig, wie und in welchem Kontext ich meine Großeltern öffentlich zeige. Mir ist es wichtig, sie immer in einem positiven Kontext zu zeigen, damit sie keine Angriffsfläche für Hasskommentare bieten. Ich muss sagen, dass ich noch nie Hassnachrichten bezüglich meiner Großeltern erhalten habe. Ihr Schutz ist mir sehr wichtig und meine oberste Priorität. Wenn es um mich selbst geht, verhalte ich mich etwas anders: Hier polarisiere ich natürlich bewusst – mit dem Wissen, dass meine Inhalte vielleicht nicht jedem gleich gut gefallen. Aber wie heißt es so schön: Wer keine Hater hat, ist nicht relevant (lacht).
Auch Dein Partner Felix ist in vielen Deiner Videos zu sehen…
So ist es. Bevor ich es erstmals öffentlich in den Videos gezeigt habe, gab es eine intensive Diskussion. Zu Beginn unserer Beziehung habe ich Felix überhaupt nicht gezeigt, da ich in der Vergangenheit viele negative Reaktionen und Erfahrungen damit verbunden hatte, meine Partner öffentlich zu zeigen. Irgendwann einigten sich Felix und ich auf bestimmte Richtlinien und beschlossen, ab und zu gemeinsam in meinen Videos aufzutreten. Die oberste Voraussetzung ist, dass wir uns beide mit den Inhalten wohl fühlen.
Natürlich ist immer ein gewisses Risiko damit verbunden. Doch in den ersten Monaten unserer Beziehung wurden wir oft heimlich von anderen Menschen gefilmt oder fotografiert. Diesem Kontrollverlust über unser Privatleben wollten wir entgegenwirken und haben uns letztendlich dafür entschieden, die Beziehung nicht nur öffentlich zu machen, sondern auch öffentlich zu zeigen.
„Man lebt sozusagen das Leben eines Leistungssportlers – und das ohne Regenerationszeit.“
Sie nutzen Ihre Reichweite auch, um Menschen aufzuklären und Themen wie Verhütung aus der Tabuzone zu holen. Fällt es Ihnen manchmal schwer, private Themen im Internet zu teilen?
Als ich öffentlich über Verhütung sprach, war meine Partnerin zunächst skeptisch, dass dieses Thema vielleicht nicht zu privat sei. Aber die Hoffnung, mit diesen Inhalten vielen jungen Menschen helfen zu können, hat uns beide überzeugt. Insofern sind die Vorteile solcher Videos groß. Darüber hinaus entsteht für mich persönlich kein Nachteil, wenn ich über meine individuellen Erfahrungen, beispielsweise zum Thema Verhütung, spreche. Als Reaktion auf den Verhütungs-Realtalk erhielt ich unglaublich viele Nachrichten, in denen sich vor allem junge Frauen bei mir bedankten und von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Thema berichteten. Dieser offene Austausch ist sehr wertvoll und aufschlussreicher als das theoretische Ergebnis einer Suchmaschinenanfrage.
Im Jahr 2025 nehmen Sie an der österreichischen TV-Show „“ teil.Tanzende Sterne„Habe teilgenommen und das Halbfinale erreicht. Würden Sie sich für das deutsche Äquivalent entscheiden?“Lass uns tanzen„, deine Tanzschuhe wieder schnüren?
Auf jeden Fall würde ich sehr gerne wieder an einem Tanzformat teilnehmen. Meine Zeit bei „Dancing Stars“ war etwas ganz Besonderes und hat mir in vielerlei Hinsicht geholfen. Ich bin ein Mensch, der gerne Dinge durchdenkt. Tanzen war wie ein Gegenmittel gegen ständiges Überdenken. Es hat mir geholfen, in meinen Körper hineinzuspüren und alle belastenden Gedanken wirklich auszutanzen. Manchmal fühlte ich mich wie im Taylor-Swift-Song „Shake It Off“, in dem es darum geht, alle Sorgen einfach abzuschütteln.
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Natürlich war die Zeit bei „Dancing Stars“ mit viel Druck verbunden. Man lebt gewissermaßen das Leben eines Leistungssportlers – und das ohne Regenerationszeit. Dennoch hat mir das Tanzen auf mentaler Ebene ungemein gut getan und ich würde es sofort wieder tun.
Möchten Sie generell an mehr Unterhaltungsshows teilnehmen?
Grundsätzlich ja, obwohl ich mich nicht im Reality-Segment sehe. Mich interessieren eher Formate wie „Dancing Stars“, bei denen man über sich selbst hinausgeht. Ich werde demnächst auch in kleineren Vorträgen auftreten, was mir große Freude bereitet. Insofern hätte ich auch großes Interesse an Quizformaten. Unterhaltungssendungen wie „Dancing Stars“ oder „Let‘s Dance“ zeigen realistische und authentische Herausforderungen, bei denen alles echt ist. Bei so einem Format kann man nichts vortäuschen – denn am Ende geht es nur darum, die Tanzperformance zu zeigen. Meiner Erfahrung nach ist Reality-TV nicht so realistisch. Gerade erfahrene Reality-Persönlichkeiten wissen genau, was sie tun müssen, um Airtime zu generieren. Das ist schade – und auch nicht realistisch.
Über den Gesprächspartner
- Anna Strigl ist ein österreichischer Influencer und Autor. Sie ist eine der einflussreichsten Influencerinnen Österreichs. Einer größeren Öffentlichkeit wurde sie 2023 durch ihre Teilnahme an der Netflix-Show „Too Hot to Handle: Deutschland“ bekannt. Im Jahr 2025 war sie außerdem in der Amazon-Prime-Realityshow „The 50“ zu sehen. Von März bis Mai 2025 nahm sie an der Seite des Profitänzers Herbert Stanonik an der ORF-Tanzshow „Dancing Stars“ teil und schied im Halbfinale aus.
