Kiel. Es herrscht Unruhe in der Kieler SPD. Mal wieder. Eigentlich könnten sich die Genossen am Sonntag im Studiokino ganz entspannt treffen, um einen Kandidaten für die nächste Bundestagswahl zu nominieren. Drei starke Frauen treten zur Wahl an. Und mit Ratsfraktionschefin Christina Schubert gibt es eine klare Favoritin. Die 33-Jährige verfügt über jahrelange kommunalpolitische Erfahrung und legt eine starke Bewerbung vor.
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Doch die für die Zukunft der Kieler SPD noch wichtigere Wahl wird die Entscheidung darüber sein, wer die Nachfolge von Ulf Kämpfer als Bürgermeister antritt. Und da ist die Bewerbungssituation ungleich komplizierter. Seit Mai ist offiziell eine Kommission damit beschäftigt, jemanden zu finden, der gute Chancen hat, in den mutmaßlichen Dreikampf mit Grünen und CDU einzuspringen. Gesucht wird aber schon deutlich länger – bislang vergeblich. Diese Entwicklung wiederum spielt Mathias Stein in die Hände. Der sympathische Kieler Bundestagsabgeordnete, der seinen Wahlkreis regelmäßig betreut, soll bereits deutliches Interesse an einer Kandidatur bekundet haben. Zeitlich würde also alles bestens passen: Schubert geht nach Berlin, Kämpfer zieht aufs Land und Stein kandidiert nach acht Jahren im Bundestag für das Rathaus.
Die Kieler SPD hat allen Grund zur Nervosität
Viele Genossen fürchten allerdings, dass selbst die Kandidatur für den 54-jährigen Bauingenieur zu groß wäre und organisieren internen Widerstand. Das Motto lautet einfach: Stein verhindern. Seine Bilanz als Wahlkämpfer ist eher bescheiden. Nur zweimal holte er in der einstigen roten Hochburg Kiel mit hauchdünnem Vorsprung das Direktmandat. Sein Profil als selbsternannter Fahrradvertreter, der in Berlin kaum Wirkung gezeigt hat, reicht vielen seiner Parteifreunde an der Förde nicht.
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Die Lücke, die Ulf Kämpfer hinterlässt, ist groß. SPD-Kreisvorsitzende Gesine Stück sagt, Ziel der Kandidatensuche sei es, jemanden zu finden, der Führungserfahrung habe, rhetorisch stark sei, Verwaltungsabläufe beherrsche „und ein sozialistisches Herz habe“. Irgendwie klingt das eher nach Kämpfer 2.0. Trost spendet den Genossen in diesen Tagen nur das Wissen, dass auch die Konkurrenz zu kämpfen hat. Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU), deren Kandidatur von den Kieler Genossen gefürchtet wurde, wies vergangene Woche alle Spekulationen zurück. „Ich will nicht Oberbürgermeisterin der Stadt Kiel werden“, verkündete sie gegenüber Vertretern der Landtagsmedien unmissverständlich.
Welche Partei als erstes einen Namen aus dem Hut zaubert, ist noch unklar. Einen gemeinsamen rot-grünen Kandidaten – wie 2019 – wird es diesmal aber definitiv nicht geben. Die SPD hat allen Grund, nervös zu sein.
CN