Braunschweig. Kahle Flächen, Totholz und reihenweise entwurzelte Bäume: Wer in den vergangenen Jahren im Harz gewandert ist, hat oft mit Schock auf die enormen Schäden reagiert, die Borkenkäfer, Dürren und Stürme hinterlassen haben. Doch auch wenn es mancherorts noch immer schwer zu glauben ist: Es geht wieder aufwärts. „In den letzten drei Jahren konnte der Wald etwas durchatmen“, sagt der Präsident der Niedersächsischen Landesforsten, Klaus Merker. 2022 und 2023 war das Wetter besser: milde Temperaturen, besser verteilte Niederschläge und keine Dürre.
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Die Aufarbeitung der Schäden der letzten Jahre ist gewaltig. Allein im Harz waren seit 2018 rund 30.000 Hektar des Staatswalds von schweren Klimaschäden betroffen, außerhalb des Harzes sind es noch einmal 10.000 Hektar. Stürme und Dürren machten die Fichten in den letzten Jahren anfällig für Borkenkäfer, die sich stärker als sonst vermehrten. Im Harz machte sich das in Form eines großflächigen Baumsterbens bemerkbar: Rund 95 Prozent der Fichten im Harzer Staatswald wurden vernichtet.
Hier wächst ein neuer Wald: Blick auf vom Borkenkäfer zerstörte Fichtenwälder sowie teilweise wieder aufgeforstete Waldflächen im Oberharz.
Quelle: dpa
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„Unser Ziel ist es, den Harz in den nächsten zehn Jahren wieder aufzuforsten“, sagt Merker. Allein in den Jahren 2022 und 2023 werden dafür elf Millionen Setzlinge gepflanzt und auf Hunderten Hektar Neuwald ausgesät – auf geschädigten Flächen, aber auch in intaktem Wald.
Klar ist auch: Die Dürrejahre waren kein einmaliger Effekt. Grund ist die Klimakrise, auf die sich auch die Landesforsten vorbereiten müssen. Der Wald der Zukunft wird deshalb anders aussehen, als die Menschen ihn kennen. „Wer die dunklen Harzer Fichtenwälder liebte, wird sie so nicht mehr vorfinden. Der Wald wird viel bunter“, erklärt Merker. Der Mix aus verschiedenen Baumarten reduziere das Risiko, dass sich die Katastrophe der vergangenen Jahre wiederholt.
Generell wird seit den 1990er Jahren der Umbau der Wälder zu klimaresilienten Mischwäldern mit unterschiedlichen Baumarten vorangetrieben. Zwar gibt es keinen einzigen Baum, der immun gegen die Klimakrise ist. Aber es gibt Baumarten, die mit höheren Temperaturen und geringeren Niederschlägen besser zurechtkommen als andere. Ergänzt werden die Wälder vor allem durch Weißtannen, aber auch durch Lärchen und Douglasien.
Experte: Dr. Klaus Merker, Präsident der Niedersächsischen Landesforsten.
Quelle: Niedersächsische Landesforsten / NLF
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Geringerer Umsatz aufgrund fehlender Holzverkäufe erwartet
Die Herausforderungen spiegeln sich auch in der aktuellen Bilanz wider. Wirtschaftlich schlossen die Landesforsten die vergangenen beiden Geschäftsjahre dennoch positiv ab. 2022 konnte den Angaben zufolge ein Gewinn von 83 Millionen Euro erwirtschaftet werden, ein Jahr später lag dieser unter anderem aufgrund rückläufiger Holzerntemengen bei 8,3 Millionen. Dabei profitierte das Unternehmen auch von guten Holzpreisen. Da in den vergangenen Jahren aufgrund von Baumsterben jedoch besonders viele Bäume geerntet wurden, mangelt es künftig an Holz, das man verkaufen kann. „Die Gewinne der vergangenen Jahre stehen daher in Rücklagen für Aufforstungen und Waldumbauten zur Verfügung und kommen so dem Wald der Zukunft zugute“, so Merker. Insgesamt stehen für Aufforstungen 105 Millionen Euro zur Verfügung.
Neue Einnahmequellen durch Windenergie im Wald?
Aufgrund der sinkenden Holzerlöse versuchen die Landesforsten zudem, neue Einnahmequellen zu erschließen. Dazu zählen etwa Windkraftanlagen im Wald, der Schutz der Biodiversität oder der Moorschutz. „All diese Leistungen, die wir als größter Flächeneigentümer Niedersachsens mit dem Wald erbringen, werden angesichts der klimabedingten Transformationsprozesse in der Gesellschaft immer wichtiger“, sagt Merker.
Dieser Artikel erschien zuerst in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“.