Im Juni 2023 berichteten zahlreiche Medien über einen tragischen Vorfall, der sich während einer Erkundungsfahrt der Titanic ereignete. Dabei implodierte ein mit fünf Personen bemanntes U-Boot der Oceangate, wobei alle Passagiere ums Leben kamen.
Der Unfall wird noch heute untersucht, ein neuer Bericht bringt ein beunruhigendes Detail ans Licht: Das Navigationssystem des U-Bootes „Titan“ basierte auf einer handschriftlichen Excel-Tabelle, die alle fünf Minuten aktualisiert werden musste.
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Unsichere Methode
Die Website The Verge berichtet, dass eine ehemalige Oceangate-Mitarbeiterin namens Antonella Wilby bei einer Anhörung zu den Hintergründen des Unglücks ausgesagt habe. Sie schildert, dass bei der Positionsbestimmung der Tauchkapsel keine moderne Software zum Einsatz gekommen sei, sondern ein umständliches und äußerst unsicheres Verfahren, das eine Excel-Tabelle und manuelle Eingaben erfordere.
Das GPS-ähnliche akustische Ortungssystem Ultra Short Baseline (USBL) des U-Boots Titan generierte mithilfe von Schallimpulsen Daten über die Geschwindigkeit, Tiefe und Position des U-Boots. Normalerweise würden diese Daten automatisch in geeignete Software geladen, um die aktuelle Position eines U-Boots zu verfolgen.
Stattdessen wurden die Koordinaten von Hand in ein Notizbuch geschrieben und dann manuell in Excel eingegeben, bevor die Daten in die Software geladen wurden. Um die Route zum Titanic-Wrack nachzuverfolgen, wurde außerdem eine handgezeichnete Karte verwendet.
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Aktualisierung alle fünf Minuten
Diese äußerst unsichere und zeitaufwändige Methode erforderte zudem alle fünf Minuten eine Neueingabe der Position. Die notwendigen Informationen wurden per SMS weitergegeben.
Als Wilby vorschlug, die Standortdaten mit moderner Software zu verfolgen, antwortete Oceangate angeblich, man wolle ein eigenes System entwickeln. Aus Zeitgründen (und möglicherweise auch aus Kostengründen) wurde dieses jedoch nicht vor dem Abtauchen der Titan fertiggestellt.
Wilby kommentierte: „Das ist eine idiotische Art zu navigieren“ und wurde bald darauf aus dem für die Tauchmission verantwortlichen Team entfernt.
Enthüllungen zeichnen ein rücksichtsloses Bild
Zu dem Unglück waren bereits weitere Details bekannt geworden, die ein schlechtes Licht auf Oceangate werfen. So sorgte etwa die Information, dass zur Steuerung des U-Boots ein normales Gamepad verwendet wurde, im Netz für Spott.
Viel schwerwiegender sind allerdings die Enthüllungen zu früheren Testtauchgängen. Ein Jahr vor dem Unglück soll es einen lauten Knall gegeben haben, der jedoch nicht näher untersucht wurde. Sechs Tage vor der Implosion der Titan soll es zudem eine Fehlfunktion gegeben haben, die eine Kollision verursachte.
Die Suche nach Nervenkitzel und Abenteuer scheint Vorrang vor der Sicherheit von Mitarbeitern und Passagieren gehabt zu haben. Laut Mitarbeitern war das Projekt „experimentell“. Nun scheint es, als hätte der Unfall vermieden werden können.