Eine Beule im Asphalt und der E-Scooter von Nils S. (26) wurde zu einer Rakete, die nicht mehr kontrolliert werden konnte. Der Feuerwehrmann landete mit einer komplizierten Knieverletzung im Krankenhaus. Kein Einzelfall. In Berlin kommt es immer häufiger zu Unfällen mit Elektrorollern.
Ärzte des Berliner Unfallkrankenhauses (UKB) haben ermittelt, welche Unfallauslöser am häufigsten vorkommen, welche Körperteile am stärksten betroffen sind und zu welchen Tageszeiten es am häufigsten zu Stürzen kommt.
Die Mietfahrzeuge gibt es seit 2019. Ab 14 Jahren dürfen Sie auch ohne Führerschein und Helm mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20 km/h fahren. Doch Risiken werden leicht unterschätzt.
Der E-Scooter ist einfach losgefahren
Diese Erfahrung machte Nils S. aus Treptow. Er war auf dem Radweg der Neuen Späthstraße unterwegs. „Ich habe nur kurz auf den Teltowkanal geschaut. In diesem Moment bin ich über eine Bodenwelle gefahren, die vermutlich durch eine Baumwurzel entstanden ist. Dann ist mein E-Scooter abgehoben. Ich habe mich sechsmal überschlagen.“
Er hatte Glück im Unglück. Kreuz- und Seitenbänder sowie der Meniskus im rechten Knie sind gerissen. Ansonsten hat er aber nur Schürfwunden. Die UKB-Spezialisten behandelten das Knie in einer zweistündigen Operation.

Die UKB-Unfallchirurgen Heinrich Voß (40) und Julia Seifert (58) führten die E-Scooter-Studie durch Foto: Ufuk Ucta
Ein typischer Unfall! Eines der Ergebnisse der von der Björn-Steiger-Stiftung geförderten Studie der UKB-Unfallchirurgen Julia Seifert (58) und Heinrich Voß (40). Sie werteten Daten von 322 E-Scooter-Unfallopfern aus, die zwischen 2019 und 2024 in ihrer Rettungsstelle behandelt wurden.
„Über 90 Prozent der Unfälle werden durch kleinste Hindernisse verursacht“, sagt Voß. „Von einem Stein, einem fast abgesenkten Bordstein, der Unebenheit der Straße.“ Patienten berichteten auch, dass sie einem anderen Verkehrsteilnehmer ausweichen wollten.
Besonders gefährdet sind Gesichtsknochen und Zähne
► Die zweithäufigste Ursache waren Kollisionen mit Laternenpfählen oder Pollern. Fast sieben Prozent erlitten Zusammenstöße mit anderen Verkehrsteilnehmern. Etwa fünf Prozent kollidierten mit Autos.
► Im Jahr 2024 wurde durchschnittlich eine Person pro Woche wegen eines E-Scooter-Unfalls in der Rettungsstelle behandelt. Im Vergleich zu 2020 hat es sich verdoppelt.

E-Scooter liegen auf einem Gehweg (Symbolbild) Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
► 64 Prozent der Patienten waren männlich, 36 Prozent weiblich. Etwa die Hälfte der Unfallbeteiligten gehörte zur Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen. Minderjährige waren mit einer Quote von 13 Prozent betroffen.
► 15,5 Prozent der Patienten waren zum Unfallzeitpunkt nachweislich betrunken und 3 Prozent standen unter Drogeneinfluss.
► Am häufigsten wurden Kopf- oder Gesichtsverletzungen dokumentiert (51 Prozent). Davon erlitten 2 Prozent schwere traumatische Hirnverletzungen mit Hirnblutungen und Schädelbrüchen. 15 Prozent mussten wegen Frakturen des Unterkiefers, des Nasenbeins, der knöchernen Augenränder, des Wangenknochens oder abgebrochener Zähne behandelt werden. „Unsere Behandlungsdaten deuten darauf hin, dass die Gesichtsknochen und Zähne besonders gefährdet sind“, sagt Voß.
► 38 Prozent erlitten Frakturen an Armen, Schultern und Handgelenken. Bei 31 Prozent wurden Beinverletzungen dokumentiert. Vier Patienten erlitten einen Wirbelsäulenbruch und einer erlitt eine Schädigung des Rückenmarks.
Fazit: „Die Acht-Zoll-Räder der E-Scooter lassen sich leicht von Hindernissen ablenken“, sagt Voß. „Die Hersteller sollten auf mindestens zehn Zoll ansteigen.“ Und Seifert: „Ein Mopedführerschein und eine Altersgrenze von 15 Jahren wären sinnvoll.“ Sie empfehlen außerdem das Tragen eines Helms.
Unfallopfer Nils S. sagt: „Eine schöne Sache, aber unheimlich gefährlich. Ich werde nie wieder auf einen E-Scooter steigen.“