Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag plant den Umstieg von Microsoft Office auf Opendesk, eine deutsche Open-Source-Alternative. Der Grund sind Ängste vor US-Sanktionen. Schon in der Vergangenheit hatte es Probleme gegeben.
Der ICC sucht nach einem Ausweg aus der Abhängigkeit der USA
Immer mehr öffentliche Institutionen und Behörden in Europa suchen nach einer Möglichkeit, ihre Abhängigkeit von US-amerikanischen Technologieunternehmen zu verringern. Sowohl Dänemark als auch Frankreich werden künftig auf europäische Software-Alternativen setzen. Und in Deutschland ist Schleswig-Holstein mittlerweile ein Bundesland, das seine gesamte E-Mail-Infrastruktur vollständig auf Open-Source-Lösungen umgestellt hat. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) dürfte diesen Beispielen nun folgen.
Wie das Handelsblatt berichtet, steht das ICC kurz vor der Unterzeichnung eines Vertrags mit dem Deutschen Zentrum für Digitale Souveränität (ZenDiS) zur Umstellung seiner Office-Software von Microsoft auf die deutsche Opendesk-Lösung. „Angesichts der Umstände müssen wir Abhängigkeiten verringern und die technologische Autonomie des Gerichtshofs stärken“, sagte Osvaldo Zavala Giler, IT-Beauftragter des ICC.
Grund für die Änderung sind Bedenken hinsichtlich möglicher US-Sanktionen. Die US-Regierung unter Präsident Trump verhängte bereits im Februar 2025 Sanktionen gegen den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Karim Khan. Daraufhin wurde Khans offizielles Microsoft-E-Mail-Konto gesperrt, obwohl Microsoft dies bestritt.
Deutsche Alternative mit acht Komponenten
Opendesk ist eine selbstbewusste Open-Source-Alternative zu marktbeherrschenden, meist amerikanischen Office-Lösungen. ZenDiS hat Opendesk im Auftrag des Bundesinnenministeriums entwickelt. Die Office-Suite umfasst Komponenten von acht europäischen Softwareherstellern.
Die Komponenten stammen von Collabora, Element, Nextcloud, Nordeck, OpenProject, Open-Xchange, Univention und XWiki. Die Office & Collaboration Suite integriert leistungsstarke Open-Source-Anwendungen dieser Unternehmen für effektive digitale Zusammenarbeit unter einer einheitlichen Oberfläche. Von Textverarbeitung und Tabellenkalkulation über E-Mail-, Kontakt- und Kalenderfunktionen bis hin zu Cloud-Speicher und Tools für Chats und Videokonferenzen sind alle wichtigen Programme enthalten. Dazu gehören auch ein Projektmanagement-Modul und ein Wiki.
Steigende Nachfrage nach Alternativen
Der Bund will ZenDiS im laufenden Jahr mit rund zehn Millionen Euro für die Weiterentwicklung der Suite unterstützen. In den vergangenen Jahren hat der Bund bereits rund 35 Millionen Euro in die Entwicklung von Opendesk investiert.
In Deutschland ist das System seit Oktober 2024 verfügbar. ZenDiS berichtete im März, dass knapp fünf Monate nach dem offiziellen Start von Opendesk die Nachfrage nach der Open-Source-Suite hoch sei. Es sind bereits über 1.500 Anfragen von Behörden und Institutionen aus dem gesamten Bundesgebiet eingegangen. Auch das IT-Systemhaus der Bundeswehr BWI hat mit ZenDiS einen Rahmenvertrag für „Hoheitliche Kommunikations- und Kollaborationslösungen“ abgeschlossen.
Angesichts der Sanktionen ist der Zeitdruck für den IStGH bei der Umstellung groß. Die Migration zu Opendesk dürfte daher innerhalb weniger Monate abgeschlossen sein. Obwohl das ICC mit rund 1.800 Arbeitsplätzen vergleichsweise klein ist, hat die Veränderung einen großen symbolischen Wert. Innerhalb kurzer Zeit verabschiedet sich eine weitere öffentliche Einrichtung von Softwarelösungen amerikanischer Unternehmen.
Was halten Sie von diesem Schritt des Strafgerichtshofs? Ist digitale Souveränität in öffentlichen Institutionen immer noch ein unterschätztes Thema?
Herunterladen LibreOffice – Open-Source-Office-Suite
- ICC wechselt von Microsoft Office zur deutschen Open-Source-Alternative
- Hauptgrund für die Software-Änderung sind Ängste vor US-Sanktionen
- Opendesk wurde von ZenDiS im Auftrag des Bundesinnenministeriums entwickelt
- Die Office-Suite integriert Komponenten von acht europäischen Herstellern
- Für 1.800 Arbeitsplätze soll die Migration zügig abgeschlossen werden
- Der Bund hat bereits rund 35 Millionen Euro in Opendesk investiert
- Verfügbar seit Oktober 2024 mit hoher Nachfrage seitens deutscher Behörden
Siehe auch:
