Terrorverbote und hohe Personalkosten bereiten Veranstaltern von Weihnachtsmärkten Probleme. Die steigenden Anforderungen gefährden insbesondere kleinere Märkte, wie aktuelle Beispiele zeigen.
Mittlerweile sind sie auf jedem Weihnachtsmarkt Pflicht, auch auf dem im Essener Stadtteil Steele: sogenannte Terror- oder Zutrittsschranken. Leon Finger ist Vorsitzender des Kreismarketingvereins, der hier den Weihnachtsmarkt veranstaltet. Sie haben insgesamt vier solcher Absperrungen an vier Stellen errichtet, an denen möglicherweise unbefugte Fahrzeuge in den Markt einfahren könnten.
An jeder Absperrung steht stets ein Sicherheitsmann, damit Feuerwehren oder Rettungsfahrzeuge im Notfall trotzdem auf das Gelände gelangen können. Es gibt auch zwei Ersatzkräfte. Allein dieses Sicherheitskonzept kostet den Verein, der jedes Jahr den Weihnachtsmarkt veranstaltet, rund 100.000 Euro.
Höher Sicherheitsanforderungen von Jahr zu Jahr
Leon Finger veranstaltet zum 49. Mal den Steeler Weihnachtsmarkt. „Natürlich hat die Entwicklung der Zeit dazu geführt, dass die Sicherheitsanforderungen von Jahr zu Jahr strenger wurden, weil es in Deutschland immer wieder zu Angriffen auf Weihnachtsmärkte kam.“ Die Stadtverwaltung sowie Feuerwehr und Polizei legen die Sicherheitsmaßnahmen fest.
Die Kosten für die Terrorabsperrungen und das damit verbundene Sicherheitspersonal könne der Verein nicht alleine decken, sagt er. „Zum Glück ist die Stadt Essen für den Großteil verantwortlich. Mit den Einnahmen aus dem Weihnachtsmarkt allein wäre das nicht möglich“, erklärt Finger.
Sicherheitspersonal lohnt sich kaum noch zu bezahlen
Anders sieht es in der 26.000-Einwohner-Gemeinde Overath im Rheinisch-Bergischen Kreis aus. Außerdem gibt es hier einen Weihnachtsmarkt, der ebenfalls von einem Verein organisiert wird. Er organisiert zwei weitere Feste, mit denen der Weihnachtsmarkt in den letzten Jahren querfinanziert wurde.
Weil aber auch die Sicherheitsauflagen und damit die Kosten für die anderen Veranstaltungen gestiegen sind, wurde der Overather Weihnachtsmarkt abgesagt. „Wir haben mittlerweile Sonntagszuschläge im Sicherheitsgewerbe, wo man teilweise 50 Euro pro Stunde und Person zahlt. Das ist verständlich.“
Aber es bringt uns wirklich in eine Situation, in der es für uns als Verein so nicht weitergehen kann.
„Wenn wir beim Thema Sicherheit entlastet würden, dann wäre das eine ganz andere Basis“, sagt Andreas Koschmann vom Ortsverein Overath. In Overath beteiligt sich die Gemeinde jedoch anders als in Essen nicht an den Kosten für die Bewachung von Veranstaltungen.
Falscher Schwerpunkt Sicherheitskonzepte?
Die ordnungsgemäße Absicherung von Weihnachtsmärkten ist laut Bundesverband für Veranstaltungssicherheit eine Herausforderung, die immer größer und teurer wird. Gerade kleinere Veranstalter könnten das alleine kaum schaffen, sagt Verbandsvorsitzender Dennis Eichenbrenner. „Denken Sie an ein kleines Nachbarschaftsfest, das von Freiwilligen organisiert wird. Da kann ich als Staat nicht hingehen und sagen, dass diese Menschen jetzt in der Verantwortung stehen, über Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung nachzudenken.“
Er bezieht sich auf ein Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin, das zum gleichen Ergebnis kam. Auch Eichenbrenner ist der Meinung, dass das Thema Zugangsschutz derzeit zu viel Platz einnimmt und andere Themen vernachlässigt werden – Messergewalt zum Beispiel. „Wenn wir uns die Statistiken ansehen, sind wir durch Messerangriffe, also Verbrechen mit Messern, viel stärker gefährdet“, sagt er.
Vielschichtige Konzepte erforderlich
In Essen habe man das Thema auf dem Schirm, sagt Veranstalter Leon Finger. Das von ihm verfasste und von mehreren Behörden genehmigte Sicherheitskonzept umfasst nicht nur Terrorabsperrungen, sondern auch Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit innerhalb des Weihnachtsmarktes oder die Bildung eines Krisenstabs.
„Es geht auch darum, wie man sich gegenüber den Gästen verhält. Dass man wirklich sagen kann, dass alles dafür getan wird, dass die Besucher nicht gefährdet werden“, sagt Finger. In Essen können sie das finanziell noch hinbekommen. Und auch in Overath dürfte das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Die Stadt hat erklärt, mit dem Weihnachtsmarktveranstalter in den Dialog treten zu wollen.

