Schwere Unwetter sorgen in Tschechien und Österreich für Stromausfälle, Evakuierungen und Überschwemmungen. Der Verkehr ist eingeschränkt. Eine Katastrophe droht.
Das Wichtigste in
dieser Newsticker
- Hochwasser in Österreich – Stauseen und Flüsse steigen dramatisch an – Region um Wien besonders betroffen
- Hochwasser in Österreich, Polen und Tschechien – Unwetter treffen 42 Gemeinden schwer
- Unwetter in Europa – Sie hatten offizielle Anweisungen ignoriert – Bewohner mussten aus ihren Häusern gerettet werden
Update vom 15. September, 9.32 Uhr: Infolge schwerer Unwetter und sintflutartiger Regenfälle ist in Polen ein Mensch ertrunken. Das teilten die örtlichen Behörden am Sonntag mit. Im Nachbarland Tschechien wurden nach Angaben der örtlichen Behörden am Sonntag vier Menschen vermisst.
Der Sturm „Boris“ fegt derzeit über Mittel- und Osteuropa und hat in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Polen und Rumänien für Schäden und Überschwemmungen gesorgt. In Rumänien kamen am Samstag mindestens vier Menschen ums Leben. Das gesamte österreichische Bundesland Niederösterreich wurde zum Katastrophengebiet erklärt. Auch in den deutschen Bundesländern Sachsen und Bayern stiegen die Wasserstände.
Update vom 15. September, 8.26 Uhr: In Österreich steigen die Pegelstände mehrerer Flüsse dramatisch an. Zahlreiche Bäche sind aufgrund des anhaltenden Regens bereits über die Ufer getreten. Das gesamte Bundesland Niederösterreich rund um Wien wurde zum Katastrophengebiet erklärt.
„Die Lage verschärft sich aufgrund der massiven Regenfälle im ganzen Land immer mehr“, sagte der Landeshauptmann-Stellvertreter von Niederösterreich, Stephan Pernkopf, gegenüber der Nachrichtenagentur APAEr warnte vor „massiven Überschwemmungen“. An manchen Orten bestehe die Gefahr von Erdrutschen, weil der Boden völlig nass sei.
In einigen Gemeinden in Niederösterreich nördlich von Wien musste die Feuerwehr in der Nacht in ihren Häusern eingeschlossene Personen retten. Das Auto einer Person geriet westlich von Wien in die über die Ufer getretene Pielach und musste geborgen werden. Die Feuerwehr setzt dabei teilweise Schlauchboote ein.
Hochwasser in Österreich
In mehreren Gemeinden wurden die Menschen in den Straßen nahe des Flusses aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Die Ausrufung zum Katastrophengebiet gibt den Behörden erweiterte Befugnisse, etwa Evakuierungen anzuordnen. In Wien wurde der Betrieb auf zwei U-Bahn-Linien vorsorglich teilweise eingestellt. Die Österreichische Bundesbahn ÖBB stellte den Zugverkehr auf einer 25 Kilometer langen Strecke ein, die etwa fünf Kilometer südlich entlang der Donau verläuft. Zwischen Amstetten und St. Valentin verkehren stattdessen Busse.
Besonders prekär ist die Lage im Bereich der in die Donau mündenden Flüsse Kamp und Krems. Der Energieversorger EVN rechnet damit, dass der bereits jetzt fast randvoll gefüllte Stausee Ottenstein am Kamp im Tagesverlauf überlaufen wird. Dadurch würde der Unterlauf des Flusses noch einmal deutlich anschwellen.
Nach offiziellen Angaben überschritt die Thaya im Landkreis Waidhofen, rund 70 Kilometer nördlich der Donau, die 100-jährliche Hochwasserschwelle. Damit waren die Wasserstände höher als das, was statistisch gesehen einmal alle 100 Jahre bei einem Hochwasser zu erwarten ist.
Unwetterlage in Österreich: Zahlreiche Gemeinden lösen Zivilschutzalarm aus
Update vom 15. September, 7.45 Uhr: In Österreich bleibt die Wetterlage am Sonntag kritisch. Wie kurier.at berichtete, dass nun ganz Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt wurde. „Die Lage verschärft sich aufgrund der massiven Niederschläge im gesamten Bundesland immer mehr“, wird Landeshauptmann-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) zitiert.
In zahlreichen Gemeinden wurde Zivilschutzalarm ausgelöst, Einsatzkräfte mussten mehrere Bewohner aus ihren Häusern retten. Auch der Zugverkehr steht teilweise still: In der Nacht zum Sonntag musste er zwischen Amstetten und St. Valentin vorübergehend eingestellt werden. Das erfuhr die Nachrichtenagentur APA der ÖBB. Es gilt eine Reisewarnung bis mindestens Montagabend.
Überschwemmungen in Österreich, Polen und Tschechien
Update vom 14. September, 21.02 Uhr: Mittlerweile wurden mehr als 42 Gemeinden in Österreich zu Katastrophengebieten erklärt. Das Nachrichtenportal OE24Eine Entspannung der Lage ist derzeit nicht in Sicht. „Vor allem im Waldviertel kommt es derzeit zu massiven Anstiegen der Flusspegel, teilweise bereits in der Größenordnung eines 100-jährlichen Hochwasserereignisses“, sagte Landeshauptmann-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) am Abend. wetter.at mit.
Besonders stark scheint der Kamp anzusteigen, ein Nebenfluss der Donau. Schon am Freitag zeichnete sich ab, dass der Pegel des längsten Flusses im Waldviertel dramatisch ansteigen würde. Im Laufe des Samstags erreichte er den Stand eines 30-jährlichen Hochwassers, bis Sonntag wird ein 100-jährliches Hochwasser erwartet. Statistisch gesehen handelt es sich dabei um eine Wassermenge, die sich nur einmal in 100 Jahren an einer Stelle staut. Im Internet kursieren Fotos vom Kamp, die das Ausmaß der Überschwemmung in Niederösterreich dokumentieren.
Stürme in Europa
Update vom 14. September, 19.02 Uhr: Die Lage in den Nachbarländern ist ernst, Behörden warnen und fordern vielerorts Evakuierungen. In Tschechien mussten Einsatzkräfte eine Frau und ihre Tochter retten. Wie Sicht In das Haus im Dorf Benešov nad Černou nördlich der österreichischen Grenze war bereits Wasser eingedrungen, doch die Bewohner weigerten sich, das Haus zu verlassen. Die beiden mussten mit einem Schlauchboot vor den Fluten in Sicherheit gebracht werden. „Wir appellieren an alle Bewohner, den offiziellen Anweisungen Folge zu leisten“, schrieb die örtliche Feuerwehr auf X.
Unwetterlage in Polen eskaliert innerhalb von Minuten
Update vom 14. September, 17.50 Uhr: Auch unser Nachbarland Polen versinkt im Hochwasserchaos. Besonders der Südwesten des Landes ist von den Unwettern betroffen. Seit Freitagmorgen fiel dort mehr Regen als beim sogenannten Jahrtausendhochwasser 1997. 47 Wasserstandsmessstationen im ganzen Land schlugen Alarm, nachdem der kritische Wert überschritten wurde.
Die Gemeinde Jarnoltowek unweit der tschechischen Grenze ordnete die Evakuierung von Bewohnern an, deren Häuser unterhalb eines Stausees liegen. „Die Situation ist sehr ernst geworden, und das ist innerhalb weniger Minuten passiert. Wir haben wirklich sehr wenig Zeit“, zitierte das polnische Nachrichtenportal Onet einen örtlichen Sprecher.
Nach Unwettern: Österreich erklärt mehr als 20 Orte zum Katastrophengebiet
Update vom 14. September, 15.57 Uhr: In Österreich mussten aufgrund der Unwetter mehr als 20 Orte zu Katastrophengebieten erklärt werden. Wie die österreichische Standard Besonders kritisch sei die Lage in Niederösterreich, heißt es in der Meldung: Gemeinden in den Bezirken Zwettl, Horn, Krems und Tulln wurden demnach zu Katastrophengebieten erklärt. Aufgrund des anhaltenden Regens treten bereits einige Flüsse über die Ufer. Die Regenschauer könnten noch bis Montag oder gar Dienstag anhalten.
Update vom 14. September, 14.15 Uhr: Wegen Hochwasser musste eine Klinik in Tschechien evakuiert werden. Mehr als 180 Patienten aus dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Brünn sollten nach und nach in andere Einrichtungen verlegt werden, teilte die Klinikleitung mit. Rettungsdienste und Feuerwehr halfen beim Patiententransport. Die Gesundheitseinrichtung liegt in der Aue des Flusses Svratka, dessen Wasserstand immer weiter steigt. Zudem sickerte Wasser über die Kanalisation in Kellerräume, in denen sich die Stromversorgung befindet.
Hochwasseralarm in Europa: Elbe droht in Tschechien über die Ufer zu treten – Evakuierungen nicht ausgeschlossen
Unterdessen empfahl der Bürgermeister des Ferienortes Spindleruv Mlyn im Riesengebirge allen Touristen und Besuchern, die Stadt zu verlassen. Die Elbe drohe über die Ufer zu treten und die einzige Ausfallstraße zu überfluten. Nach heftigen Regenfällen galt auch an mehr als 40 weiteren Wasserstandsmessstationen im Land die höchste Hochwasser-Alarmstufe. Besonders betroffen sind die Region um Jesenik im Jesenik-Gebirge im Osten des Landes sowie die Gegend um Frydlant in Nordböhmen.
Es sei nicht ausgeschlossen, dass es zu weiteren Evakuierungen komme, sagte Innenminister Vit Rakusan. In der östlichen Verwaltungsregion Mährisch-Schlesien haben die Behörden den Gefahrenzustand ausgerufen. An der Moldau in Prag werde im Tagesverlauf mit einem Zulauf von 800 Kubikmetern Wasser pro Sekunde gerechnet. Landwirtschaftsminister Marek Vyborny, der für die Wasserwirtschaft zuständig ist, zeigte sich zuversichtlich: „Für die Hauptstadt Prag besteht im Moment keine Gefahr.“
Schwere Unwetter wüten in ganz Europa: Große Schäden in Österreich und Tschechien
Wien – Schwere Unwetter haben in Tschechien und Österreich große Schäden verursacht. In Tschechien waren am Samstag (14. September) mehr als 60.000 Haushalte ohne Strom, berichtete die Agentur. CTK unter Berufung auf die Energieversorger. Besonders betroffen ist die Region Usti nad Labem im Nordwesten des Landes, wo zeitweise mehr als 20.000 Haushalte ohne Strom waren. Ursache sind umgestürzte Bäume, die aufgrund aufgeweichten Bodens und starken Windes auf die Freileitungen fielen.
Hochwasser in Tschechien und Österreich: 40 Menschen evakuiert – Einsatzkräfte im Dauereinsatz
Flüsse und Bäche in Tschechien führen Hochwasser – in der Gemeinde Siroka Niva im Osten des Landes wurden rund 40 Menschen vorsorglich evakuiert. Im Dorf Visnova in Nordböhmen waren die Straßen durch Überschwemmungen gesperrt und konnten nur von Feuerwehrwagen passiert werden. Auch der Bahnverkehr war stark beeinträchtigt. Mehrere Strecken waren durch umgestürzte Bäume blockiert. Zwischen Franzensbad und Bad Brambach in Sachsen wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Die Tschechische Staatsbahn (CD) bietet Fahrgästen die Möglichkeit, ihre Fahrkarten für diesen Zeitraum ohne Stornierungsgebühren zurückzugeben.
Auch in Österreich führte das Unwetter zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen. Allein in Niederösterreich rund um die Landeshauptstadt Wien rückten Rettungskräfte in der Nacht 160 Mal aus. Wegen des anhaltenden Regens steigen vielerorts die Pegelstände und an der Donau wird mit Überschwemmungen gerechnet, die im Schnitt nur alle 30 Jahre vorkommen. In der Wachau wurde bereits ein mobiler Hochwasserschutz eingerichtet.
Vier Tote in Rumänien nach Überschwemmungen durch schwere Regenfälle
Am Kamp, einem Nebenfluss der Donau, rechnen die Behörden mit einem Jahrhunderthochwasser. Einige Ferienhäuser wurden evakuiert und an mehreren Stellen ist der Fluss bereits über die Ufer getreten. Neben heftigen Regenfällen erlebte Tirol bereits einen Wintereinbruch mit Schneefällen, der zu Einschränkungen im Bahnverkehr führte.
In Rumänien sind durch Überschwemmungen vier Menschen gestorben. Rettungskräfte teilten am Samstag mit, man habe in der südöstlichen Region Galati vier Leichen gefunden. „Aufgrund der starken Regenfälle kam es zu Überschwemmungen“, im ganzen Land hätten Dutzende Menschen gerettet werden müssen. Auf einem Video von Rettungskräften waren Dutzende Häuser entlang der Donau unter Wasser zu sehen. Ministerpräsident Marcel Ciolacu wurde im Hochwassergebiet erwartet.
Auch in Deutschland ist die explosive Wetterlage zu spüren. In Bayern sind erste Straßen überflutet und der Hochwasserdienst warnt vor Überschwemmungen und Erdrutschen. (tt/dpa)