Berlin/Moskau – Hochbrisantes Treffen in Moskau: Syriens neuer Machthaber Ahmed al-Sharaa traf sich am Mittwoch mit Wladimir Putin. So auch mit dem Diktator, dessen Marionette Baschar al-Assad er im Dezember 2024 erfolgreich stürzte.
Der Islamist wolle mit dem Kremldespoten die Beziehungen beider Länder ausloten, teilte sein Büro mit. Dabei wird es höchstwahrscheinlich auch um Ex-Machthaber al-Assad gehen, schließlich ist er derjenige, der gestürzt wurde Syrien-Diktator im Moskauer Exil.
Ahmed al-Sharaa und Wladimir Putin im Gespräch
Ehemaliger Diktator soll Computerspiele spielen
Laut einem Bericht der „ZEIT“ Assad lebt inzwischen versteckt in einer von 20 Luxuswohnungen, die sein Clan in einem 300 Meter hohen Hochhaus in „Moskwa-Stadt“ bewohnt – beschützt vom russischen Geheimdienst FSB, umgeben von Luxus- und Leibwächtern.
► Quellen aus seinem früheren Umfeld berichten, dass er sein stattliches Versteck nur selten verlässt und als Phantom gilt, das stundenlang Online-Videospiele spielt – offenbar der einzige Weg, der Isolation des Exils zu entkommen.
„Mit Assads Sturz verlor Putin seinen wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten – Russland konnte ihn nicht mehr halten und hat seitdem viel Einfluss in der Region verloren“, erklärt Prof. Dr. Thomas Jäger (Lehrstuhl für Internationale Politik, Universität zu Köln) zu BILD.
Als Beispiel nennt der Außenpolitikexperte Israels Angriff auf die Mullahs. Das zuvor geschlossene Abkommen zwischen Russland und Iran habe „überhaupt keine Rolle“ gespielt. So „musste niemand mehr auf Putin achten.“ Auch seine guten Beziehungen Netanjahu „Ich habe Putin an Trump verloren.“
Syrer mussten fünf Jahrzehnte lang unter der Diktatur der Familie Assad leiden und konnten sich erst nach 13 Jahren Bürgerkrieg von der brutalen Herrschaft befreien – auf diesen Drohnenaufnahmen ist ein Massengrab in der Wüste zu sehen. Eine aktuelle Reuters-Untersuchung ergab, dass die Assad-Regierung zwischen 2019 und 2021 heimlich Tausende von Leichen aus einem freigelegten Massengrab dorthin transportiert hat
Deshalb ist Syrien für Putin so wichtig
Fakt ist: Putin, der Assad jahrelang militärisch im Kampf gegen die jetzigen Machthaber unterstützt hat, will seine Stützpunkte in Syrien nicht aufgeben.
► Denn: Der Hafen in Tartus ist Russlands einziger und damit strategisch wichtiger Zugang zum Mittelmeer. Darüber hinaus nutzte Moskau zuvor den Luftwaffenstützpunkt Hmeimim südöstlich der Stadt Latakia für seine Jagdbomber und Hubschrauber.
„Russland steht wieder am Anfang des Einflussaufbaus im Süden Syriens. Die syrischen Stützpunkte sind dafür – und für das Engagement in Afrika – besonders wichtig“, sagte Jäger.
„Assad bleibt in Russland“
Laut Außenminister Asaad al-Shaibani strebt die neue Regierung in Damaskus eine neue Phase der bilateralen Beziehungen an, die auf Zusammenarbeit und gegenseitigem Respekt basiert.
Sie seien entschlossen, eine gesunde und nachhaltige Partnerschaft zwischen den beiden Staaten aufzubauen, sagte er bei einem Besuch in Moskau Ende Juli. Der russische Außenminister Sergej Lawrow richtete eine Einladung an al-Sharaa.
Diktator Bashar al-Assad (60) floh während des Sturzes seines Regimes mit seiner Familie zum Kreml-Despoten Wladimir Putin (73) nach Moskau (hier ein Foto vom Juli 2024)
„Der neue syrische Präsident ist daran interessiert, international anerkannt zu werden. Er könnte Putin um die Auslieferung Assads bitten“, sagt Jäger. Aber das bringt „Putin in einer Zwickmühle.“ Denn für bessere Beziehungen zu Syrien muss er Assad ausliefern.
„Aber das würde ihn gegenüber anderen Tyrannen unglaubwürdig machen. Deshalb wird Assad wahrscheinlich in Russland bleiben“, sagte der Experte.