„Historischer Präzedenzfall“
Die Ukraine liefert russische Soldaten an Litauen aus
			              
31. Oktober 2025, 15:36 Uhr
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Ein Angehöriger der russischen Militärpolizei soll in der Ukraine schwere Kriegsverbrechen begangen haben. Eines der Opfer ist ein litauischer Staatsbürger. Daher sollte der Verdächtige in Litauen vor Gericht gestellt werden. Die ukrainischen Behörden machen dies nun möglich.
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben zum ersten Mal einen russischen Soldaten an Litauen ausgeliefert, wo ihm wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen der Prozess gemacht werden soll. Der ukrainische Generalstaatsanwalt Ruslan Krawtschenko sagte im Onlinedienst Telegram, es sei das „erste Mal“ seit Beginn des russischen Angriffskrieges, dass die Ukraine einen russischen Soldaten an ein anderes Land ausgeliefert habe.
Der in der Ukraine festgenommene Matrose, der bei der russischen Militärpolizei diente, sei an illegalen Inhaftierungen, Folterungen und unmenschlicher Behandlung von Zivilisten und Kriegsgefangenen beteiligt gewesen, sagte Kravchenko. Eines der Opfer war ein litauischer Staatsbürger.
Vilnius treibt die Anklage wegen Kriegsverbrechen gegen den Mann voran, dem in dem NATO- und EU-Mitgliedsland eine lebenslange Haftstrafe droht. Die Auslieferung sei „ein historischer und wichtiger Präzedenzfall für das gesamte internationale Justizsystem“, sagte der ukrainische Generalstaatsanwalt.
Kiew will russische Militärs persönlich für die Invasion im Jahr 2022 zur Verantwortung ziehen und fordert eine internationale Strafverfolgung mutmaßlicher Gräueltaten russischer Soldaten. Die litauische Generalstaatsanwaltschaft erklärte, die Justizbehörden des Landes würden in dem Fall mit Kiew kooperieren.
Ersticken, Erhängen und Stromschläge
Es bestehe der Verdacht, dass „der Verdächtige zusammen mit anderen russischen Soldaten nicht nur illegal gefangene Zivilisten und Kriegsgefangene bewachte, sondern sich auch an deren Prügel und Folter beteiligte“, heißt es in der Erklärung.
Die Opfer seien „in einen Metallschrank eingesperrt, bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt, an gefesselten Händen aufgehängt, bei eisigem Wetter mit kaltem Wasser übergossen und mit Elektroschocks traumatisiert worden“, teilte die litauische Staatsanwaltschaft mit. Ein Gericht in Vilnius ordnete vor einem Prozess eine mindestens dreimonatige Untersuchungshaft an.
 
			 
					