Einfluss durch Geld
Historiker warnt Trump-Umfeld vor Musk: „Ein großer Mann“
Aktualisiert am 02.01.2025 – 08:08 UhrLesedauer: 3 Min.
Die Beziehung zwischen Donald Trump und Elon Musk scheint ungebrochen. Ein renommierter US-Historiker warnt davor, den Unternehmer zu unterschätzen.
Die Nähe des exzentrischen Unternehmers Elon Musk zum designierten Präsidenten Donald Trump ist selten in der amerikanischen Geschichte. Zwar pflegen die Mächtigen im Weißen Haus traditionell ihre Kontakte zu Wirtschaftsbossen, von denen einige auch die Wahlkämpfe mit Millionenspenden unterstützen. Aber dass sich ein solch einflussreicher Unternehmer wie Musk politisch massiv einmischt und kaum noch von der Seite des gewählten Präsidenten weicht, gab es bislang nicht. Schon nach der Wahl Trumps Anfang November kamen daher Fragen auf, wie lange diese Freundschaft gut gehen kann.
Jetzt hat sich der renommierte US-Historiker Timothy Snyder zu Wort gemeldet – mit einer Warnung an das Trump-Team. „Trump ist ein kleiner Mann, und Musk ist ein großer Mann, wenn es darum geht, Geld zu haben“, sagte Snyder. Der Bestseller-Autor und Professor an der Yale-Universität hat in einem Gespräch mit dem britischen „The Guardian“ vor Streit zwischen den beiden mächtigen Männern gewarnt. Er sieht dabei Elon Musk als die größere Gefahr.
„Ich denke, wir überschätzen Trump und unterschätzen Musk“, sagte der 55-Jährige, „viele Leute denken, Trump hat Geld, aber das hat er nicht“. Trump habe niemals wirklich viel Geld besessen, er sei auf das Geld von Musk bei der Finanzierung seiner Wahlkampagne angewiesen gewesen. Trump könne Drohungen gegen Gegner nur aussprechen, weil er Musk habe, der ihm das Geld für mögliche Prozesse gebe.
„Wenn Trump es nicht sofort abbricht, wird er für den Rest des Weges in dieser Art von abhängiger Beziehung bleiben, weil man sich daran gewöhnt, dass Leute einem Geld geben … und ich denke, wenn man ein Freund von Trump wäre, würde man sich Sorgen machen“, warnte Snyder. Ende Dezember hatte Snyder bereits von einem „Mump-Regime“ gesprochen, ein Wortspiel mit den Nachnamen von Musk und Trump.
Im November hatte der amerikanische Politikwissenschaftler Andrew Gawthorpe in einer Analyse schon ein Ende der „Bromance“ vorausgesagt. „Trump ist ein unglaublich geschäftsorientierter Mensch, der die Macht der Präsidentschaft liebt und die Vorstellung hasst, dass man ihn ausnutzt. Letztendlich wird er von Musk genug haben und sich der nächsten glänzenden Sache zuwenden“, schrieb er in einer Analyse. Seine Vermutung: „J.D. Vance, Don Jr., Susie Wiles und ein Dutzend anderer werden einen Grund suchen, Musk in den Rücken zu fallen.“
Derzeit sieht es aber nicht nach Streit zwischen Trump und Musk aus. So stellte sich der künftige Präsident demonstrativ auf die Seite von Musk, als dieser mehr ausländische Fachkräfte forderte – gegen den Widerstand einiger Republikaner und Anhänger der Maga-Bewegung.
Historiker Snyder hat der Beziehung schon einen Namen gegeben: „Ich wollte es ‚Muskotrumpovia‘ nennen, weil ich denke, dass Musk eine wichtigere Person ist, aber ‚Trumpomuskovia‘ klang schöner.“ Er hat dem Begriff aber bewusst auch einen russischen Klang gegeben. Die Situation in den USA erinnere ihn an die 1990er-Jahre, als mit Boris Jelzin ein vermögender, aber nicht reicher Präsident im Kreml saß, der von jungen, ambitionierten Oligarchen umgeben war, so Snyder.
Der Autor hat mehrere Bücher zur Geschichte Russlands geschrieben. Eines seiner bekanntesten Werke geht aber noch über den Kreml hinaus. In „Über Tyrannei: Zwanzig Lektionen für den Widerstand“ (Originaltitel: „On Tyranny: Twenty Lessons from the Twentieth Century“) beschreibt er seine Lehren aus dem 20. Jahrhundert und erklärt, wie moderne Gesellschaften autoritäre Tendenzen erkennen und bekämpfen können.